Ralf Rangnick und der FC Bayern
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Brisante Chronik: "Besserwisser" Rangnick und der FC Bayern

Brisante Chronik: "Besserwisser" Rangnick und der FC Bayern

Ralf Rangnick ist plötzlich der Topkandidat auf die Nachfolge von Thomas Tuchel beim FC Bayern. Holt sich der Rekordmeister den einstigen Widersacher von Uli Hoeneß ins Haus? BR24Sport blickt in eine kontroverse Vergangenheit.

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Schon über 20 Jahre ist es her, da schwang sich Ralf Rangnick erstmals zum großen Bayern-Widersacher auf: Mit Schalke 04 lieferte sich der "Fußball-Professor" einen spannenden Meisterschaftskampf mit dem Primus aus München, am Ende wurde Rangnick deutlich in seine Schranken gewiesen. Es sollte der Startschuss für eine immer wieder aufflammende Rivalität mit dem FC Bayern - und speziell mit Uli Hoeneß - werden.

Nun ist Rangnick selbst der Topfavorit auf den Trainerposten beim Rekordmeister, der Vergangenheit zum Trotz. Nach zwei Jahrzehnten voller Sprüche und Auseinandersetzungen lohnt sich ein Blick zurück in die Fußball-Chronik, der das alte und neue Verhältnis zwischen dem FC Bayern und Ralf Rangnick beschreibt.

Saison 2004/05 - Rangnicks S04 geht die Luft aus

Erstmals wirklich zum Ärgernis für den FC Bayern wurde Rangnick in seiner Zeit beim FC Schalke 04. Mit den Knappen mischte Rangnick von Saisonbeginn an ganz oben mit, gewann sowohl das Hin- als auch das Rückspiel gegen die Münchner. Nach dem 1:0-Erfolg im März 2005 durch ein Freistoßtor von Lincoln löste Schalke die Bayern an der Tabellenspitze ab. Doch Rangnick und Königsblau taten sich im Anschluss schwer, die gewachsenen Titel-Erwartungen zu erfüllen und gewannen lediglich drei der restlichen neun Ligaspiele. Bayern um Trainer Felix Magath wurde mit 14 Zählern Vorsprung Meister und gewann obendrein im Finale gegen Schalke den DFB-Pokal (2:1).

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Lincoln (l.) im Gespräch mit Ralf Rangnick

Saison 2008/09 - Der Hoeneß-Rangnick-Schlagabtausch

Nachdem Rangnick im Dezember 2005 auf Schalke freigestellt wurde, heuerte er im Sommer 2006 beim damaligen Regionalligisten TSG Hoffenheim an und verhalf dem von Mäzen Dietmar Hopp finanziell unterstützten 3.000-Seelen-Ort direkt zum Durchmarsch in die Bundesliga. Auch dort sorgte der Neuling für Furore und stand nach 15 Saisonspielen drei Punkte vor dem FCB auf Rang eins. Am 5. Dezember siegte der FC Bayern im historisch ersten Aufeinandertreffen gegen Hoffenheim mit 2:1 dank des späten Siegtores von Luca Toni.

Im Vorfeld des Topspiels waren zwischen den Vereinen einige verbale Giftpfeile geflogen. "Wenn Sie flotte Sprüche hören wollen, müssen Sie nach München gehen, wenn Sie flotten Fußball sehen wollen, dann sind Sie hier richtig", sagte etwa Rangnick zwei Tage vor dem Duell in München. Zwei Tage nach dem bayerischen Prestigesieg holte Uli Hoeneß im DSF-Doppelpass so richtig aus: "Ich schätze das Modell Hoffenheim. Wenn ich mir eine Sorge machen würde, ist es die Besserwisserei von Ralf Rangnick."

Hoeneß sah die die Zeit gekommen, noch einmal richtig gegen Rangnick auszuteilen. "Bisher hat er (Rangnick) in seiner Karriere immer im ersten Jahr super Leistungen gebracht und im Jahr später war er entlassen", sagte Hoeneß in der Live-Sendung: "Deswegen würde ich mir da Sorgen machen, wenn er weiterhin so einen Höhenflug hat." Rangnick sollte noch zwei Jahre in Hoffenheim auf der Trainerbank sitzen, Meister wurde in der Saison 2008/09 erneut Felix Magath - allerdings mit dem VfL Wolfsburg.

Saison 2016/17 - "Neuer Feind" erscheint auf der Landkarte

Fast analog zur Hoffenheimer Zeit war es auch 2016 vor allem der sportliche Erfolg, mit dem Rangnick die Konkurrenz in München reizen konnte. Als Trainer und Sportdirektor in Doppelfunktion hatte der gebürtige Backnanger RB Leipzig in die Bundesliga geführt und im Anschluss Ralph Hasenhüttl als Coach installiert. Mit der Aufstiegseuphorie im Rücken stürmten die Sachsen im November an die Tabellenspitze.

Grund genug für Uli Hoeneß, ein weiteres Mal in Richtung Rangnick auszuteilen, wenn auch nicht ganz gezielt. Auf der Jahreshauptversammlung im November 2016 - und vor dem ersten Duell mit Leipzig in der Bundesliga - stellte der frisch wieder ins Amt gewählte Bayern-Präsident klar: "Wir haben neben Dortmund einen zweiten Feind, den wir jetzt endlich wieder attackieren können."

Das Gipfeltreffen in Leipzig ging am 21. Dezember mit 3:0 eindeutig an den Rekordmeister, der mit 15 Punkten Vorsprung Deutscher Meister wurde. Leipzig sollte auch in den folgenden Jahren unter Rangnicks Regie nie wirklich gefährlich werden für die Münchner. Auch das Feuer zwischen den Beteiligten legte sich wieder, die Bezeichnung "Feind" nahm Hoeneß später wieder zurück.

2017 bis 2019: Rangnick wird zum Bayern-Flirt

Mittlerweile sind die Scharmützel vergessen, Hoeneß würdigte Rangnick kürzlich gar als "tollen Mann". 2017 dachte der Rekordmeister darüber nach, ihn aus Leipzig nach München zu holen und zum Sportdirektor zu machen. 2019, verriet Hoeneß vor 14 Monaten, wäre er um ein Haar bereits Bayern-Coach geworden. Der FC Bayern mit dem viel kritisierten Niko Kovac stand im Pokalfinale gegen RB Leipzig, das damals von Rangnick trainiert wurde.

Rangnick hätte laut Hoeneß bereits "gewusst oder wenigstens geahnt: Wenn ich heute gewinne, bin ich am Montag Trainer von Bayern München". Kovac gewann mit 3:0, war seinen Job wenige Monate später aber trotzdem los - und die Bayern dachten wieder an Rangnick. "Der Kontakt lief immer über Karl-Heinz Rummenigge", erzählte Hoeneß im Februar 2023 der Leipziger Volkszeitung: "Ich hatte auch nach der Beurlaubung von Niko Kovac das Gefühl, dass Karl-Heinz Rangnick will." Doch der damalige Sportdirektor Hasan Salihamidzic und Hoeneß hätten Hansi Flick präferiert und setzten sich damit durch.

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Ralf Rangnick und Max Eberl (rechts)

2023/24: Wird der FC Bayern zu RB Bayern?

Rummenigge wie Hoeneß reden aktuell als Aufsichtsratsmitglieder ein gewichtiges Wort mit. Betraut sind mit der Trainersuche aber Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund, die beide eine Vergangenheit im RB-Kosmos von Rangnick haben. Freund arbeitete von 2012-15 in Salzburg eng mit Rangnick zusammen, auch Campus-Chef Jochen Sauer und Campus-Trainer René Maric waren dort aktiv. Kommt es zur Wiedervereinigung und damit zur geballten RB-Kompetenz in der Schaltzentrale des FC Bayern?

Eigentlich sollte die Frage nach einem Tuchel-Nachfolger bereits im April geklärt sein. Doch nach den Absagen von Xabi Alonso und Julian Nagelsmann wird die Sache immer komplizierter. Zumal auch Unai Emery am Dienstag seinen Vertrag bei Aston Villa bis 2027 verlängerte und den Bayern somit indirekt den nächsten Korb gab.

Rangnick, derzeit Nationaltrainer Österreichs, hatte Anfang April eigentlich beteuert, nicht mit dem FC Bayern gesprochen zu haben: "Warum sollte ich? (...) Unser Ziel und Weg geht auch nach der EURO weiter". Angeblich gab es aber schon vor einigen Wochen ein Treffen zwischen ihm, Eberl und Freund.

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Mit SID