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Die neue Bundesliga-Saison beginnt am Freitagabend mit dem Auftaktspiel von Werder Bremen gegen FC Bayern München.

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Bundesliga: Würzburger Fußballforscher freut sich auf Saison

Die lange Durststrecke für Fußball-Fans hat ein Ende. Die neue Bundesliga-Saison beginnt mit dem Auftaktspiel von Werder Bremen gegen FC Bayern München. Ein Blick auf die anstehende Saison mit dem Würzburger Fanforscher Harald Lange.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Die neue Spielzeit der Bundesliga-Saison wird am Freitagabend eröffnet. Angesichts von DFB-Krise, Rekordtransfers und der nahenden Heim-EM blickt der Fußball- und Fanforscher Harald Lange von der Universität Würzburg mit Spannung auf die Saison. "Jede Spielzeit hat ihren Reiz, aber diese Saison steht schon unter außergewöhnlichen Vorzeichen", meint Lange im Gespräch mit BR24.

Fußballstars und Idole bei der Bundesliga

Wenn der SV Werder Bremen und der FC Bayern München am Freitagabend das Auftaktspiel bestreiten, dann stehen für den Sportwissenschaftler zwei Spieler im Fokus, die gegensätzliche Konzepte repräsentieren, was Fans vom Profi-Fußball erwarten: Auf Seiten des FCB stehe Rekordtransfer Harry Kane für eine extreme Kommerzialisierung des Sports, erfülle aber auch das Bedürfnis vieler Fans, internationale Superstars "wie im Zirkus vorgeführt" zu bekommen.

In den Reihen von Werder Bremen sei Torjäger Niclas Füllkrug zum Idol einer Gegenbewegung geworden, die eine Sehnsucht danach habe, dass sportliche Vorbilder "selbst entwickelt" werden.

Harald Lange macht auf Bedeutung von "volksnahen" Spielern aufmerksam

Generell hält es Harald Lange für essentiell, dass Spielertypen wie Füllkrug oder auch der Neu-Berliner Robin Goosens als "volksnahe" Gegenmodelle in der Liga präsent sind. "Das sind die Typen, mit denen man sich schnell identifizieren kann und Identifikation ist die Währung des großen Geschäfts Profi-Fußball." Dieses Geschäft funktioniere nur dann, wenn die Fans emotional involviert seien und sich mit den Persönlichkeiten identifizieren könnten, die dieses Spiel inszenierten. Hierfür brauche es Anknüpfungspunkte im Leben und der Biografie von Fußball-Profis, wo die Fans andocken könnten, so Harald Lange. 2012 hat er das "Institut für Fankultur" gegründet. Seitdem führte er zahlreiche Forschungsprojekte zu Fan- und Fußballforschung durch.

Fanforscher: Kluft zwischen Nationalmannschaften und Fans

Der Forscher sieht eine "zunehmende Entfremdung" zwischen der Fan-Basis und den Protagonisten und Strukturen des Profi-Fußballs. Besonders spürbar sei diese Kluft in der Beziehung zwischen Nationalmannschaften und Fans. Hier sei das Verhältnis "unterirdisch" – allerdings nicht erst seit dem WM-Debakel der Männer bei der WM in Katar, der U21-Misere bei der EM im Juni oder zuletzt dem Scheitern der Frauen in der WM-Gruppenphase. Vielmehr habe eine übersteigerte Kommerz-Orientierung während der Bierhoff-Ära im DFB dazu geführt, dass die Nähe zu den Fans vernachlässigt worden sei.

Ex-Nationalspieler Oliver Bierhoff war bis Frühjahr 2022 DFB-Sportdirektor. Die Installation von Rudi Völler als Nachfolger habe nur in geringem Maße zu mehr Volksnähe und Faninteresse geführt, so der Würzburger Fanforscher.

Blick auf Europameisterschaft 2024

Mit Blick auf die bevorstehende Europameisterschaft 2024 in Deutschland glaubt der Fanforscher nicht, dass die beginnende Bundesliga-Saison viele positive Impulse für die EM liefern wird. "Alles, was wir bisher wissen, deutet darauf hin, dass das ein Flop werden wird", so Lange. "Die EM wird ein präsentes Thema sein, aber hinsichtlich der Stimmung, der Atmosphäre, der Begeisterung und des Zuspruchs wird das Ereignis weit hinter den Möglichkeiten zurückbleiben." Das Sommermärchen von 2006 könne man "definitiv nicht wiederholen", dazu sei zu viel in der Spitze des DFB und in der Kultur des Fußballlandes passiert.

Trotz aller negativen Prognosen: Als Wissenschaftler und als Fußballfan freut sich Harald Lange auf den Start der Bundesliga-Saison. Seine Sympathien im Auftaktspiel sind klar verteilt: "Ich werde die Daumen halten, dass Niclas Füllkrug den Grundstein für die nächste Torjäger-Kanone legen wird."

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