Für Sportvorstand Max Eberl war es der Tag, "sich selber wieder aus dem Sumpf zu ziehen." Und die Mannschaft des FC Bayern nahm sich die Worte zu Herzen und erkämpfte sich am Dienstag im Viertelfinale der Champions League tatsächlich mit der von Trainer Thomas Tuchel geforderten "Intensität und Hingabe" bei den hochgehandelten Gastgebern ein hochverdientes 2:2-Unentschieden. Fast wäre es am Ende noch ein Sieg geworden. Damit haben sich die Münchner eine gute Ausgangslage für das Rückspiel am 17. April um 21 Uhr im eigenen Stadion erarbeitet.
Königsklasse fordert die Bayern
Nach der ernüchternden Niederlage beim FC Heidenheim (2:3) mussten die Münchner in der Königsklasse gegen Arsenal ein anderes Gesicht zeigen. Mit Manuel Neuer und Leroy Sané waren, wie sich schnell zeigen sollte, zwei wichtige Spieler rechtzeitig fit geworden. Dafür saßen Sven Ulreich und Thomas Müller auf der Bank. Zudem hatte Tuchel im Vergleich zu Heidenheim in der Innenverteidigung rotiert. Die geschonten Eric Dier und Matthijs de Light ersetzten Min-jae Kim und Dayot Upamecano.
Saka trifft
Bester Angriff der Premier League, beste Abwehr Europas: Die Gunners stellten die Münchner vor eine schwere Aufgabe. Zum ersten Abschluss kam Gabriel, dessen Schuss aus 20 Metern noch knapp am Pfosten vorbeirauschte. Die erste Gelbe Karte kassierte dagegen Alphonso Davies, der damit im Rückspiel fehlen wird.
Die Phase des Abtastens war nach 10 Minuten vorbei und die Gastgeber erhöhten den Druck. Bayern bekam Bukayo Saka (12.) nicht in den Griff und der zirkelte das Leder zur 1:0-Führung ins lange Eck. Nur vier Minuten später vergab White die Chance zum 2:0. Sein druckvoller Schuss ging zu unplatziert aufs Tor von Neuer, der den halbhohen Ball sicher hielt.
Gnabry hat die passende Antwort
Kurz darauf fanden die Münchner die passende Antwort für Arsenal. Ein fataler Ballverlust der Gunners läutete den Ausgleich ein. Nach einem schlampigen Pass von Gabriel kam Sané an der Mittellinie an den Ball und legte ihn in den Lauf von Leon Goretzka, der ihn zentral vor dem Strafraum direkt weiter zum einlaufenden Serge Gnabry schickte. Der 28-Jährige tauchte alleine vor David Raya auf und verwandelte aus vollem Lauf zum 1:1-Ausgleich.
Strafstoß bringt die Führung
Die Chance zur Führung eröffnete sich nach einem Dribbling von Sané, der bis in den Sechzehner durch und mit Gabriel am fünften Arsenal-Verteidiger vorbei ging. Dann kam William Saliba einen Schritt zu spät und brachte den Münchner zu Fall. Den fälligen Strafstoß verwandelte Harry Kane (32.) flach ins rechte Eck. Auf diesen Halbzeit-Stand hätten nach den turbulenten Bayern-Wochen wohl die wenigsten gesetzt. Der FC Bayern ging mit einer 2:1-Führung in die Kabine. Und die beste Abwehr Europas hatte bei den Münchner Treffern nicht gut ausgesehen.
Arteta wechselt Joker Trossard ein
Die zweite Hälfte lief mit weniger Tempo. Die Gastgeber schienen beeindruckt von den Bayern, die durch Goretzka (57.) den ersten Abschluss in der zweiten Hälfte zeigten. Arsenal hatte den Flow verloren, gute Chancen verhinderten die disziplinierten Gäste. Um die Torflaute zu vertreiben, versuchten es Konrad Laimer, Gnabry und Kane aus der Distanz.
Um das Spiel vielleicht noch einmal zu drehen, wechselte Mikel Arteta und brachte damit einen Joker ins Spiel. Denn Leandro Trossard bedankte sich nach zehn Minuten für seinen Einsatz mit dem Treffer zum 2:2-Ausgleich. Was konnten die Joker von Tuchel bewirken? Kingsley Coman kam für Sprinter Sané und Raphaël Guerreiro löste Torschütze Gnabry ab. In der 90. Minute hätte Coman fast noch den Siegtreffer erzielt. Doch er setzte die Kugel mit dem Außenrist aus vier Metern flach durch die Beine von Raya an den linken Pfosten. Kurz danach mussten dann die Münchner noch einmal zittern. Saka tauchte urplötzlich halbrechts frei vor Neuer auf, legte sich den Ball am Münchner Keeper vorbei und ging zu Boden. Die Szene wurde vom VAR geprüft, einen Strafstoß gab es nicht. So blieb es beim 2:2.
Der Viertelfinal-Fluch wackelt
Die Bayern waren in den vergangenen drei Jahren jeweils im Viertelfinale gescheitert. 2021 war Endstation gegen Paris Saint-Germain, ein Jahr später behielt Außenseiter FC Villarreal die Oberhand. Im Vorjahr setzte sich der spätere Titelgewinner Manchester City gegen die Münchner durch. Für den deutschen Rekordmeister ist die Königsklasse die letzte Titelchance vor dem feststehenden Abschied von Chefcoach Thomas Tuchel zum Saisonende.
Sollten die Münchner weiterkommen, träfen sie im Halbfinale auf den Sieger des Duells zwischen Real und City. Die Halbfinals finden am 30. April/1. Mai und 7./8. Mai statt, das Endspiel steigt am 1. Juni im Londoner Wembley-Stadion.