Die Liste der Bundesliga-Topscorer bietet so einige Überraschungen, zumindest jenseits von Platz eins. Dort thront schließlich – durchaus erwartbar – die Münchner Tormaschine Harry Kane. Wie die Plätze danach besetzt sind, hätte wohl vor der Saison nur die wenigstens erraten. Als Zweiter folgt der Stuttgarter Senkrechtstarter Serhou Guirassy (24 Scorerpunkte / 21 Tore / 3 Assists). Platz drei erlebt in dieser Spielzeit aber auch einen mindestens genauso kometenhaften Aufstieg. Der Augsburger Kapitän Ermedin Demirovic hat 23 Scorerpunkte (14 Tore, neun Vorlagen) in dieser Saison in 25 Spielen gesammelt und damit entscheidenden Anteil am jüngsten Aufschwung seines Vereins.
Dritter Sieg in Folge – Novum seit eineinhalb Jahren
Nein, schön anzuschauen war der 1:0-Heimsieg der bayerischen Schwaben gegen das Überraschungsteam aus Heidenheim keineswegs. Aber erfolgreich muss ja nicht immer schön sein. Demirovic hatte ein Spiel gesehen, "das keinem Menschen Spaß macht", wie er nach dem Schlusspfiff im ARD-Interview zugab. "Viele Zweikämpfe, viele lange Bälle. Da freut man sich einfach, wenn man es schafft, so ein Spiel über die Ziellinie zu bringen." Es war bereits der dritte Sieg in Folge. Das gelang dem Bundesligisten zuletzt im Oktober 2022.
Damals stand noch Jess Thorups Vorgänger Enrico Maaßen an der Seitenlinie, doch der ist längst Vergangenheit. Der Däne Thorup hat Maaßen schnell vergessen gemacht. Seit 18 Spielen leitet der 54-Jährige die Geschicke in der Fuggerstadt. Dabei verlor er nur fünfmal, holte acht Siege. Bis auf Platz neun hat diese Bilanz seine Mannschaft gebracht. Platz sieben, der möglicherweise noch für das europäische Geschäft reicht, ist nur einen Zähler entfernt. Auf Platz sechs und das sichere Startrecht in der Conference League fehlen acht Punkte. Aber auch dieser Rückstand ist angesichts des jüngsten Formhochs nicht unaufholbar.
FCA nach Europa? - Demirovic will "Ball flach halten"
Kapitän Demirovic will von alldem aber nichts wissen. "Wir sollten den Ball flach halten und nicht so viel auf die Tabelle schauen." Jeffrey Gouweleeuw, Demirovics Vorgänger im Kapitänsamt und Schütze des goldenen Tores am Samstag, fordert: "Wir müssen mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben."
Beide haben nicht vergessen, wie ihr Verein zu Beginn der Saison agierte. Es drohte der nächste Abstiegskampf wie schon in den Vorsaisons. Umso glücklicher ist Demirovic, dass seine Teamkollegen und er gerade so erfolgreich sind. Für den 25-Jährigen stand die Qualität der Mannschaft nie zur Debatte. "Ich hoffe, dass jetzt viele gesehen haben, dass Augsburg attraktiver ist als man denkt."
Augsburg unter Thorup: "Nicht zufrieden aber immer hungrig"
Auch der Architekt des Erfolges zeigte sich am Samstag nach dem Spiel zufrieden. "Drei Siege, das bedeutet etwas", befand der Thorup. "Wir haben einen guten Lauf, wir haben Momentum und das Selbstvertrauen." Und doch trat auch er - wie sein Kapitän - auf die Euphorie-Bremse. Man habe "große Ziele", antwortete er auf die Frage nach einer möglichen Qualifikation für Europa.
"Aber wir müssen uns auch erinnern, woher wir kommen. Wir wollen den Fokus auf das nächste Spiel richten." Es sei "ein langer Weg bis Mitte Mai. Mal sehen, wo wir am Ende stehen". Von Platz sieben, auf dem die Augsburger nach dem Abpfiff am Samstag kurzzeitig standen, "kannst du dir nichts kaufen. Wir haben noch nichts gewonnen". Für ihn deshalb das Motto: "Nicht zufrieden, aber immer hungrig."
Ein Motto, das möglicherweise auch bald auf der europäischen Bühne gelten könnte.
Im Video: FC Augsburg - die bodenständigen Überflieger der Bundesliga
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