Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Bayern ist im Jahr 2023 um 26,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Insgesamt 2.527 Unternehmen haben im vergangenen Jahr ein Insolvenzverfahren beantragt und damit 533 mehr als noch 2022, teilte das Bayerische Landesamt für Statistik in Fürth mit. Damit liegt die Zahl der Firmeninsolvenzen auf einem vergleichbaren Niveau wie zuletzt 2019 mit damals 2.623 Verfahren.
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Mehr als 24.000 Arbeitnehmer betroffen
Besonders stark zeigt sich der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen bei der Zahl der betroffenen Arbeitnehmer: 2023 waren in Bayern 24.396 Menschen von der Zahlungsunfähigkeit ihres Arbeitgebers betroffen, 72,9 Prozent mehr als noch im Vorjahr (14.106). Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger stiegen im selben Zeitraum um 41,2 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro (2022: 2,55 Milliarden Euro).
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Hohe Energiepreise und Zinsen belasten Unternehmen
Das Wirtschaftsforschungsinstitut Creditreform macht für den starken Anstieg von Unternehmensinsolvenzen im vergangenen Jahr vor allem die hohen Energiepreise und die Zinswende verantwortlich. Die Belastungen durch die Corona-Pandemie seien unter anderem durch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht abgemildert worden, was zu einem historischen Tiefststand der Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2021 geführt habe.
In Bayern vor allem Immobilienwirtschaft betroffen
In Bayern war 2023 vor allem das Grundstücks- und Wohnungswesen betroffen: In der Immobilienwirtschaft hat sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen mehr als verdoppelt. Stellten 2022 noch 65 Firmen einen Insolvenzantrag, waren es im vergangenen Jahr 147 (+126,2 Prozent). Im Baugewerbe stieg die Zahl der Insolvenzen dabei lediglich um 9,4 Prozent auf 385 Unternehmen im Jahr 2023.
Auch im Handel sowie der Reparatur und Instandhaltung von Fahrzeugen mussten im vergangenen Jahr deutlich mehr Unternehmen ein Insolvenzverfahren beantragen als im Vorjahr: Die Zahl stieg um 40,9 Prozent auf nun 403 Unternehmen (2022: 286).
Die Zahl der restlichen Insolvenzverfahren, oftmals als Privatinsolvenzen bezeichnet, ist im vergangenen Jahr ebenfalls wieder angestiegen: um 5,2 Prozent auf 9.431 Verfahren. Dazu zählen nicht nur überschuldete Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern auch ehemals Selbstständige oder Nachlassinsolvenzverfahren.
Wirtschaftsministerium: Normalisierung auf Vorkrisenniveau
Das bayerische Wirtschaftsministerium erklärte auf BR-Anfrage, man verfolge das Insolvenzgeschehen sehr genau, um einen "zu dynamischen und unkontrollierten Verlauf mit negativen Effekten und Kollateralschäden zu vermeiden" und gegebenenfalls rechtzeitig gegenzusteuern. Aktuell sei ein derartiges Szenario jedoch noch nicht festzustellen, vielmehr eine Normalisierung auf Vorkrisenniveau.
Hohe Inflationsraten und Zinsen, Kaufkraftzurückhaltung und fehlende Fachkräfte hätten, so das Wirtschaftsministerium, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschlechtert. Gleichzeitig seien Transformationen erforderlich. Diese Konstellation gehe "erwartungsgemäß mit steigenden Insolvenzzahlen" einher. Erschwerend kämen Sondereffekte der vergangenen Krisenjahre hinzu.
Im Video: Firmenpleiten: Deutlich mehr Insolvenzen in Bayern
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