Florian Plettenberg
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Die News-Maschine Transferjournalismus: "Bumm, bumm, bumm"

Die News-Maschine Transferjournalismus: "Bumm, bumm, bumm"

Am "Deadline Day" des Fußball-Transfermarkts findet ein Medienspektakel statt. Jede einzelne Wendung wie bei Mathys Tel sind News. Florian Plettenberg gibt im BR24Sport-Interview Einblicke und distanziert sich von "schwarzen Schafen" im Geschäft.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Wenn der sogenannte "Deadline Day" im Fußball-Transfermarkt ansteht, dann gibt es ein echtes Medienspektakel, bei dem sogenannte Transferjournalisten eine Hauptrolle spielen. Bei Bayern Münchens Youngster Mathys Tel hieß es zum Beispiel zunächst, er würde zu Manchester United verliehen, dann sollte er doch beim FCB bleiben und schlussendlich wurde eine Leihe zu Tottenham Hotspur vermeldet. Transferjournalisten haben das Fußballtransfer-Business massiv verändert, doch es gibt Vorwürfe, die Transferberichterstatter würden ihre Marktmacht missbrauchen.

Bayern Münchens Sportvorstand Max Eberl vermisst die Zeiten ohne den Trubel am "Deadline Day": "Früher war es schöner. Ich glaube, dass es wahrscheinlich die Menschen auch außerhalb des Fußballs unfassbar interessiert. Was würdest du tun? Ist es richtig, was sie tun?", so Eberl, "es ist früher besser gewesen, weil es etwas ruhiger war. Aber wir müssen uns damit arrangieren, das ist Teil unserer Jobs."

Im Video: Max Eberl: "Früher war es schöner."

Max Eberl
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Max Eberl

Plettenberg: "Diese Faszination und dieses Tempo"

Florian Plettenberg ist ein Transferjournalist. Er wird von Sky dafür bezahlt, möglichst viele und exklusive Transfernews zu liefern. Deshalb unterteilt Plettenberg jeden Transfer in verschiedene Stufen: "Es gibt ein Interesse, der Spieler steht auf der Liste, bis hin zu: Es gibt die ersten Gespräche, es gibt die mündliche Einigung, jetzt gibt es die komplette Einigung der Vereine, jetzt ist der Medizincheck terminiert, jetzt landet er, jetzt sind die Verträge unterschrieben und morgen wird er verkündet."

In jedem Schritt sieht Plettenberg eine Neuigkeit: "Es geht ums bumm, bumm, bumm, ich sage immer gern bumm, bumm, bumm, weil das diese Faszination und dieses Tempo beschreibt, das der Transferjournalismus mit sich bringt." Was er über Transfers berichtet, interessiert viele Fußballfans. Auf X hat "Plettigoal" über 400.000 Follower. Fabrizio Romano, die weltweite Nummer 1 unter den Transferjournalisten, folgen sogar über 23 Millionen. Wenn er schreibt: "Here we go", zitieren ihn sofort auch seriöse Medien weltweit. Aber: Romano soll seine Marktmacht missbraucht haben.

Gerüchte und Fake News unter dem Namen des Journalismus?

Laut des dänischen Sportmagazins "Tipsbladet" hat Romano über seine Agentur Vereinen Tweets gegen Geld angeboten. Von den Klubs Valerenga und FC Kopenhagen wurde dies bestätigt. Prof. Michael Schaffrath, Leiter des Arbeitsbereichs für Medien und Kommunikation an der TU München, ist mit diesen Vorwürfen vertraut: "Angeblich pro Post 1.000 Euro. Wenn das tatsächlich alles stimmt, sind wir natürlich weit weg von Journalismus."

Für Schaffrath stellt sich eine grundsätzliche Frage: "Haben wir es noch mit qualitativ hochwertigem und seriösem Journalismus zu tun, bei dem es um Fakten geht? Oder treffen sich beim sogenannten Transferjournalismus eher die Glaskugelbesitzer mit den Kaffeesatzlesern und kolportieren Gerüchte, die nicht selten dann zu Fake News degenerieren?"

Er sieht dabei eine Gefahr, dass Manager, Spieler und vor allem Berater die Transferinsider beeinflussen und instrumentalisieren könnten. Es sei zu befürchten, "dass natürlich auch ein gewiefter Spielerberater über einen sogenannten Transferberichterstatter Gerüchte lanciert, um den Marktwert seines Spielers in die Höhe zu treiben", so Schaffrath.

Geld für Postings? Plettenberg: "Bin ich ehrlicherweise beleidigt"

Florian Plettenberg distanziert sich von solchen Machenschaften: "Transferjournalismus beinhaltet das Wort Journalismus. Man darf sich mit einer Sache nie gemein machen. Es braucht eine Unabhängigkeit im Prüfen und Veröffentlichen." Geld für Postings zu nehmen, wie es Romano vorgeworfen wird, verurteilt Plettenberg: "Die Frage stellt sich auch überhaupt nicht, und da bin ich auch ehrlicherweise beleidigt, wenn man das nur in Erwägung ziehen würde, dass wir das in Erwägung ziehen."

Eines ist für Schaffrath und Plettenberg klar: Die Welle des Transferjournalismus hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht und im durchkommerzialisierten Fußballbusiness wird ihr Einfluss weiter steigen.

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