Jamie Leweling und Bundestrainer Julian Nagelsmann
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Tom Weller
Videobeitrag

Jamie Leweling und Bundestrainer Julian Nagelsmann

Videobeitrag
> Sport >

Dank Hoeneß und Flick: Warum Leweling für Deutschland spielt

Dank Hoeneß und Flick: Warum Leweling für Deutschland spielt

Jamie Leweling hat mit 23 Jahren schon sehr viel erlebt. Nach Lehrjahren in Nürnberg und Fürth folgte eine schwierige Zeit in Berlin. Doch dann kam der Aufschwung, an dem Sebastian Hoeneß und Hansi Flick großen Anteil haben.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport im Radio am .

Am Montagabend erhob sich die Arena in München zweimal: Bei der Verabschiedung der DFB-Legenden Ilkay Gündogan, Manuel Neuer und Thomas Müller - und bei der Auswechslung von Jamie Leweling. Das "gibt's nicht oft", erklärte Kapitän Joshua Kimmich, "dass die Allianz Arena bei einem Debütanten steht und klatscht."

Über Schnaittach und Feucht auf die große Bühne

Jamie Leweling, geboren in Nürnberg und über Schnaittach, Feucht, Nürnberg und Fürth zum Profifußball gekommen, war ein absolutes Traumdebüt gelungen. "Mal unabhängig vom Tor - den knallt der da unters Dach - hat er echt ein Top-Spiel gemacht", schwärmte Kimmich im Sportschau-Interview. In der 64. Minute hatte Leweling einen Abpraller aus zehn Metern in den rechten Winkel gefeuert und damit den 1:0-Sieg gegen die Niederlande und den vorzeitigen Viertelfinal-Einzug in der Nations League eingetütet. "Nicht viel nachdenken, einfach draufhauen", so nannte Leweling selbst sein Motto: "Wenn er reingehen soll, geht er rein."

Blitz-Debüt Bundestrainer überrascht Leweling

Viel Zeit zum Nachdenken hatte Leweling ohnehin nicht. Rund zwölf Stunden vor seinem Treffer bekam er von Bundestrainer Julian Nagelsmann den Bescheid, dass er sein DFB-Premiere nicht von der Bank, sondern von der Startelf aus feiern wird. "Dann ist man schon ein bisschen aufgeregt", verriet der Franke nach dem Spiel der Sportschau: "Dass wir dann so ein Spiel machen und ich noch ein Tor mache, hätte ich mir nicht besser ausdenken können."

Leweling von der Not- zur Ideallösung

Unverhofft kommt dann doch oft, das weiß Leweling bereits. Denn sein Sprung ins Nationalteam war ebenfalls alles andere als vorhersehbar. Durch den Ausfall von Deniz Undav war der pfeilschnelle und körperlich starke Flügelspieler vom VfB Stuttgart überhaupt in die erste Elf gerückt. In den DFB-Kader war er ebenfalls erst nachträglich gerückt, weil Bayerns Topstar Jamal Musiala verletzungsbedingt abgesagt hatte. Zwei Spieler, die Leweling mit seiner Spielweise zudem nicht 1:1 ersetzen konnte.

"Ich bin eigentlich nicht so der Spieler, der sich so zwischen den Linie aufhält", erklärte der 23-Jährige so offen und eindeutig, wie er auch auf dem Spielfeld agiert: "Aber hier bei der Nationalmannschaft muss ich es so machen. Ich bin eigentlich eher so ein Außenspieler, aber jetzt habe ich gezeigt, dass ich es auch zwischen den Linien ganz gut machen kann."

Mannschaftsdienlich, unbekümmert und clever, das war der Tenor des Lobliedes, das Nagelsmann und Kimmich über den Neu-Nationalspieler sangen. "Er wollte jeden Ball haben. Auch in sehr schwierigen Situationen hat er immer wieder schlaue Lösungen gehabt", hob Kimmich hervor. Sein Trainer lobte vor allem die "sehr vielen Aktionen, die defensiv sehr gut waren."

In Fürth zum Profi - in Berlin auf die Bank

All diese Qualitäten bildete Leweling in seinen Lehrjahren beim 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth heraus. 2012 wechselte Leweling zum Club, den er nach fünf Jahren in Richtung Fürth verließ. Beim Kleeblatt debütierte er mit 18 Jahren in der zweiten Liga und stieg mit der Spielvereinigung in die Bundesliga auf. Nach dem direkten Wiederabstieg 2022 ging es zu Union Berlin und ein Jahr später weiter zum VfB Stuttgart.

In Berlin war Leweling erstmals in seiner Karriere ein wenig aufs Abstellgleis gestellt worden. Unter Trainer Urs Fischer war sein Spielertyp nicht gefragt und kam in 16 Einsätzen nur auf 264 Minuten. Zudem musste sich Leweling mit einem sehr persönlichen "schweren Thema" beschäftigen.

"Schweres Thema": Leweling entscheidet sich gegen Ghana

Er musste sich allmählich entscheiden, für welches Land er spielen möchte: für sein Geburtsland Deutschland oder sein Vaterland Ghana. "Damit habe ich mich schon zu viel beschäftigt. Ich komme auf keine Lösung." Schon 2020, Leweling war deutscher U20-Nationalspieler, war er vom ghanaischen Verband zur Afrika-Cup-Qualifikation eingeladen worden. Schweren Herzens sagte Leweling damals ab.

2022 war es dann Nagelsmanns Vorgänger Hansi Flick, der in Person seines Assistenten Danny Röhl und U21-Nationaltrainer Antonio di Salvo auf Leweling zuging. Im Trainingslager von Union Berlin besuchte ihn das Duo und zeigte ihm die langfristige Perspektive im DFB-Team auf. Es folgte das schwierige Jahr bei den Eisernen und die Leihe zum VfB Stuttgart. Dort fand er in Sebastian Hoeneß einen passenden Förderer.

Lewelings Durchbruch "war so nicht absehbar"

"Ich wusste, dass er in den Überlegungen von Julian (Nagelsmann, Anm.d.Red.) eine große Rolle spielt", sagte Hoeneß nach der Nominierung Lewelings vor einer Woche: "Jamie hat sich kontinuierlich weiterentwickelt und vor allem zuletzt Top-Leistungen gebracht. Das war so nicht absehbar, als er damals zu uns kam." Spätestens seit dieser Saison ist Leweling Stammspieler bei den Schwaben, hat unter anderem Chris Führich aus der Startelf (und der Nationalmannschaft) verdrängt.

Die nächste Kostprobe seines Talents gibt Leweling am Samstagabend und das erneut in der Münchener Arena. Dann reist Leweling mit Stuttgart für das Topspiel um 18.30 Uhr zum FC Bayern München. Wie kurz zuvor auf dem Feld reagierte Leweling auch im Interview nach dem Niederlande-Spiel schnell und geradlinig: "Ich hoffe, dass wir hier gewinnen und ein gutes Spiel machen."

Tabellenführung und Abstiegskampf, aktuelle Spielpaarungen, Ergebnisse und Liveticker, Torjägerlisten, Laufleistung- sowie Zweikampfstatistiken und noch viel mehr: Fußball im Ergebniscenter von BR24Sport.