Ein Stellwerksschaden hat drei Tage in Folge den Schienenverkehr in Bayern behindert. Weil ein Bagger am Samstag bei Wartungsarbeiten an einem Stellwerk bei Pasing versehentlich Kabel durchtrennt hat, kam es bei der S-Bahn und verschiedenen Regionalbahnen noch bis Montagabend zu Zugausfällen und Verspätungen.
Schaden an neuralgischer Stelle für Münchner Zugverkehr
Am Samstag musste die Bahn die Schadstelle zunächst lokalisieren, ehe Arbeiter mit der Planung der Reparatur beginnen konnten, heißt es von der Bahn. "Anschließend ging es darum, das für die Reparatur erforderliche Material zu beschaffen sowie die zur Instandsetzung nötigen Fachkräfte zu binden."
Da sich die Kabel zwischen Pasing und München Hauptbahnhof an einer neuralgischen Stelle für den gesamten Zugverkehr rund um München befinden, waren die Auswirkungen gravierend, räumt die Bahn ein, "zumal die S-Bahn-Stammstrecke zusätzlich wegen des geplanten Instandhaltungswochenendes komplett gesperrt war. Mit dem zunehmenden Reparaturfortschritt konnten wir bereits gestern wieder mehr Züge verkehren lassen."
Pro Bahn: Politik nimmt Bahn nicht wichtig genug
Unterdessen kritisiert der Fahrgastverband Pro Bahn die Politik in Bayern und im Großraum München scharf, weil die Ausfälle so lange dauerten. Andreas Barth von Pro Bahn Oberbayern sagte dem BR, mehrere Tage massive Bahnstörungen im Großraum München zeigten, dass die Politik das Thema Bahn und S-Bahn komplett ignoriere. Die politische Aufmerksamkeit für die Bahn sei viel zu gering.
Die Hälfte der Entfernungen im Raum München würden mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt, das seien in etwa so viele Menschen, wie im Auto fahren. Wenn die Hälfte der Autobahnen um München zwei Tage gesperrt gewesen wäre, dann hätten sich viele Politiker gemeldet, vermutet Andreas Barth von Pro Bahn: "Dann hätte es einen Aufschrei gegeben."
Kabel durchtrennt: Wer zahlt den Schaden?
Wer für einen Schaden wie durch ein abgetrenntes Kabel haftet, hängt immer von den jeweiligen Umständen ab. Eine große Rolle spielt dabei zum Beispiel, ob die Baufirma, beziehungsweise der Baggerfahrer vorher einen Plan bekommen hat, wo alle verlegten Kabel genau eingezeichnet sind, sagt Josef Müller, Jurist beim Bayerischen Bau-Industrieverband, im Gespräch mit dem BR. Das Bauunternehmen oder der Baggerführer könnten haften, wenn sie ihre Sorgfaltspflichten verletzen, so Müller.
"Diese Unternehmen, die müssen vorher prüfen, wo sich eventuell Erdkabel befinden und dann entsprechend sorgfältig arbeiten. Entscheidend sind immer die genauen Umstände des Vorfalls, man kann es nicht allgemein sagen, wer jetzt wirklich im Endeffekt haftet", erklärt Müller. Gegebenenfalls müsse ein Sachverständiger hinzugerufen werden, um die Haftungsfrage zu klären.
Bahn-Chaos auch im Vorjahr durch Bauarbeiter ausgelöst
Dass ein Baggerfahrer Kabel durchtrennt oder beschädigt, passiert immer wieder, zuletzt im September 2023 in München. Im Bahnbereich können solche Unfälle heftige Auswirkungen auf den Verkehr haben, sie passieren aber auch auf kleineren Baustellen. Hans Soyer, Leiter einer Erdaushebungsfirma aus Grafing bei München, berichtet, dass ein Problem auch sei, dass manchmal die Pläne nicht stimmen.
"Wir beantragen die Spartenpläne, wo wir davon ausgehen, dass die im Erdreich vorhanden sind. Gehen diese dann mit unseren Mitarbeitern durch, entweder auf der Baustelle oder zuvor im Büro", so Soyer. Besonders mit den Glasfaserkabeln habe es in letzter Zeit Probleme gegeben. Er sagt: "Es kann sein, dass die Kabel nicht dort liegen, wo sie sein sollen und dann kann sowas natürlich schon mal vorkommen, dass man ein Kabel erwischt."
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