Die Seine mit dem Eiffelturm in Paris
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Dreck und starke Strömung in der Seine: Triathlon verschoben

Mit Milliardeninvestitionen sollte die Seine in Paris für die Triathlon- und Freiwasser-Wettkämpfe gesäubert werden. Der erste Olympia-Triathlon wurde jetzt um 24 Stunden verschoben. Im schlimmsten Falle droht, aus dem Tri- ein Duathlon zu werden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Schon bevor die Olympischen Spiele starteten, bevor die Athleten bei der Eröffnungsfeier auf Booten über das Wasser schipperten, war sie eines der Themen: die Wasserqualität der Seine. 100 Jahre lang war es verboten, im Fluss zu schwimmen, das Wasser war dreckig, am Ufer lag Müll. Für Olympia sollte die Seine auf Vordermann gebracht werden: Mit Milliardeninvestitionen wollte die Stadt die Wasserqualität verbessern, damit die Triathlon- und Freiwasser-Wettkämpfe im Fluss ausgetragen werden können.

Und erst schien es so, als hätten die Maßnahmen gewirkt, die Werte lagen im grünen Bereich. Selbst die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprang im Vorfeld der Spiele medienwirksam ins Wasser, um zu zeigen: Seht her, hier kann geschwommen werden. Mittlerweile ist die Seine und ihre Wasserqualität zum Politikum geworden - zumindest zum Sportpolitikum.

Triathlon der Männer auf Mittwoch verschoben

Das grüne Licht ist mittlerweile ins Orange übergegangen. Die Werte haben sich nach Regenfällen in den vergangenen Tagen wieder verschlechtert. Niederschläge verschmutzen den Fluss, sodass die mikrobiologischen Tests bislang nicht die vom Triathlon-Weltverband geforderten Werte erreichten.

Am Montag war auch das zweite Training abgesagt worden, in der Nacht auf Dienstag folgte die Verschiebung um zunächst 24 Stunden. "Das ist schon schade", sagte Laura Lindemann, eine der deutschen Medaillenanwärterinnen. "Ich hoffe mal, dass dann am Renntag alles passt mit den Werten. Ich bin gespannt."

Peking-Olympiasieger Jan Frodeno äußerte sich so: "Die Athleten haben sich 1.100 Tage akribisch vorbereitet, breiten Träume aus, und dann ist es extrem schade, wenn einer morgens um 4.00 Uhr durchs Zimmer geht und sagt, dass kein Wettkampf stattfindet", so der 43-Jährige. im ZDF: "Das ist extrem bitter für die Athleten. Das tut mir sehr, sehr leid."

Triathlon könnte zum Duathlon werden

Die Veranstalter sind optimistisch, dass der Wettkampf am Mittwoch stattfinden kann. Aber auch eine weitere Verschiebung ist denkbar. Sollte auch dann kein Schwimmen möglich sein, würde der olympische Triathlon wohl zum Duathlon - also Laufen, Radfahren und nochmal Laufen.

"Ein Duathlon würde eine Medaille wohl ewig mit einem Sternchen stehen lassen, auch wenn die absoluten Favoriten die Gleichen wären", sagte der frühere deutsche Triathlon-Star Jan Frodeno am Montag. Dieser sorgt sich um die Gesundheit der Sportler. Er wisse, dass "die Athleten es alle bevorzugen und das Risiko eingehen würden, um einen Triathlon statt Duathlon als Event zu haben", so der Peking-Olympiasieger.

Haug und Frodeno hoffen auf Triathlon

Auch die Triathletin Anne Haug, die nicht bei den Olympischen Spielen antritt, hat sich zum Hin und Her in der Seine-Diskussion geäußert: "Ich hoffe im Interesse der Sportler, dass es ein Triathlon wird. Hierfür bereiten sich alle Athleten vier Jahre vor", sagte die Bayreutherin.

Der Triathlon mit den Schwimm-, Rad- und Laufstrecken mitten in Paris soll eines der vielen Highlights der Spiele sein. Um den Fluss sauberer - und damit auch wettkampftauglich für Olympia - zu machen, investierte Paris in den vergangenen Jahren 1,4 Milliarden Euro in Kläranlagen und das Abwassersystem. Dabei ist die Sauberkeit des Wassers nur das eine Thema, mehr Gedanken machen sich die Athleten um die Strömung.

Auch Freiwasserschwimmer hoffen auf Wettbewerbe

Die ist nämlich - ebenfalls wegen der Regenfälle - deutlich höher als erhofft und als Sportler beim olympischen Testwettkampf im vorigen Jahr erlebt hatten. Triathlon-Bundestrainer Thomas Möller erklärte: "Wir haben hier aktuell Fließgeschwindigkeiten im Hauptstrom von einem Meter pro Sekunde." Freizeitschwimmer kämen dagegen nicht an.

Aber auch die Topsportler müssen kämpfen. "Unsere Athleten schwimmen etwa eineinhalb Meter pro Sekunde. Entscheidend ist, dass es in den Randbereichen der Seine eher weniger Gegenströmung gibt. Da wird es dann einfacher sein." Und dort werden natürlich alle Sportlerinnen und Sportler versuchen, die beste Linie zu finden. Für die 1500-Meter-Strecke muss zweimal gegen die Strömung und zweimal mit der Strömung geschwommen werden.

Neben den Triathleten müssen auch die Freiwasserschwimmer in die Seine. Die Würzburger Freiwasserschwimmerin Leonie Beck hatte die Diskussionen um die Austragung der Freiwasser-Wettbewerbe schon vor den Spielen als "chaotisch" bezeichnet: "Wir versuchen uns natürlich nicht verrückt zu machen und sagen wir gehen jetzt davon aus, dass das Rennen am 8. August stattfindet", sagte die Unterfränkin.

Und weiter: "Andererseits denkt man sich halt, das sind keine Bezirksmeisterschaften, das sind Olympische Spiele! Man möchte wissen, wann man startet, wo man startet. Das heißt, organisatorisch ist es halt sehr, sehr schwierig und auch ein bisschen unzumutbar, uns, den Athleten, gegenüber."

Im Video: Vor den Spielen sprang die Pariser Bürgermeisterin noch selbst in die Seine

Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo
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Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo