In der ARD Mediathek ist bereits jetzt abrufbar. Die Olympischen Spiele 2020 - Corona bedingt finden sie 2021 statt - in Tokio: Jessica von Bredow-Werndl überrascht sich selbst und das Publikum: Bei ihrer ersten Olympia-Teilnahme gewinnt die Dressurreiterin aus Oberbayern im Einzel- und Teamwettbewerb jeweils eine Goldmedaille. Bei den Sommerspielen in Paris 2024 gehört sie wieder zum Favoritenkreis.
Der Film von Julia Scharf und Franziska Niebert läuft auch am Samstag, 20.07.24 um 17.00 Uhr im BR Fernsehen.
Der lange Weg zur Titelverteidigung
Auf dem Weg zur Titelverteidigung gibt es aber auch Rückschläge: Nach der Geburt ihres zweiten Kindes wird die Profisportlerin vom Weltverband gesperrt und muss sich als junge Mutter wieder an die Weltspitze herankämpfen. Vor diesem Hintergrund begleitet Julia Scharf rund ein Jahr lang den Alltag von Jessica von Bredow-Werndl: Wie geht sie mit der Doppelbelastung Familie und Olympia um?
In der BR24Sport-Dokumentation gibt Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl nicht nur familiäre Einblicke hinter die Kulissen des Guts Aubenhausen, sondern erzählt auch emotional aus ihrem Privatleben: Etwa über ein prägendes Erlebnis vor mehr als zehn Jahren - mitten in einer Phase, in der sportlicher Erfolg ausblieb und Olympische Spiele ein unerreichbares Ziel zu sein schienen.
Im Urlaub auf Sardinien wurden sie und ihr Ehemann damals von der Strömung aufs offene Meer hinausgetrieben. "Diese Nahtoderfahrung hat mein Leben verändert" - mit diesem Satz überrascht die Olympiasiegerin all diejenigen, die sie als immer fröhliche, junge Mutter erleben. "Das Sterben hat sich nicht schlimm angefühlt, sondern was ich meinen Hinterbliebenen angetan hätte“, erinnert sie sich an den 10.10.2010 zurück: "Wenn ich einen Wunsch frei gehabt hätte, wäre es nur gewesen, dass jemand meiner Familie sagt, dass ich okay mit dem Ende bin. Und dass sie ihr Leben nicht wegen mir wegwerfen sollen."
Jessica von Bredow-Werndl: "Ich konnte es gar nicht glauben"
Ein prägendes Erlebnis vor mehr als zehn Jahren. In einer Phase, in der sportlicher Erfolg ausblieb und Olympische Spiele ein unerreichbares Ziel zu sein schienen. Danach ändert sich vieles: Schritt für Schritt arbeitet sich Jessica von Bredow-Werndl in die Weltspitze des Dressurreitens, wird zum ersten Mal Mutter und qualifiziert sich schließlich für die Olympischen Spiele in Tokio.
Dort begeistert sie mit ihrer sympathischen und strahlenden Art und gewinnt am Ende gemeinsam mit ihrer Trakehner-Stute Dalera zwei Goldmedaillen. "Bei dieser Siegerehrung ist meine ganze Reiter-Karriere, vor allem die ganzen Niederlagen und die Momente des Scheiterns, wie ein innerer Film vor meinen Augen abgelaufen. Als ich zu mir gekommen bin, konnte ich gar nicht glauben, dass ich jetzt wirklich ganz oben stehe und diese Medaille umhängen habe."
Auf Gut Aubenhausen bei Rosenheim lebt, arbeitet und trainiert Jessica von Bredow-Werndl. "Ich entwickle mit meinen Pferden eine wahnsinnige Bindung und Beziehung. Es ist wie eine Freundschaft oder Partnerschaft.“ Der Dressursport fasziniert sie und ihren älteren Bruder schon seit ihrer Kindheit. Gemeinsam mit Benjamin, der ebenfalls unter den Top Ten der Weltrangliste reitet, führt sie das Familienunternehmen. "Es ist ein großes Privileg, was wir da machen dürfen. Und die Zeit mit den Pferden genieße ich einfach – nicht nur auf, sondern vor allem mit dem Pferd."
"Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust“
Aber es gibt auch Rückschläge in der scheinbar perfekten Pferdewelt: Nach der Geburt ihres zweiten Kindes lässt der Weltreiterverband Jessica von Bredow-Werndl zunächst nicht mehr an den Start. Veraltete Regeln lassen nicht zu, dass eine junge Mutter sofort wieder auf Weltklasse Niveau antreten darf. Der Kampf zurück an die Weltspitze findet parallel zu der Verantwortung als zweifache Mutter statt: Kindererziehung und Trainingsalltag müssen Hand in Hand gehen. Dabei helfen nicht nur Ehemann Max, sondern auch die Eltern. "Das ist Teamwork", verrät von Bredow-Werndl: "Es schlagen zwei Herzen in mir: das der Profisportlerin und das der Mama. Ich habe meine festen Rituale. Wenn dann ein Kind zwischendurch kommt und mir ein Bussi gibt, dann ist es das Schönste der Welt. Aber ich möchte auch die Zeit vor dem Wettkampf haben, um die Bindung mit meinem Pferd zu intensivieren."
Dressurreiten wird in Frage gestellt
Zudem rückt die Dressur fünf Monate vor Paris in die Schlagzeilen: Tierquälerei-Videos und -vorwürfe sorgen dafür, dass die olympische Disziplin infrage gestellt wird. "Ich schäme mich teilweise für den Sport, wenn so was herauskommt. Für mich ist das Tierwohl und die Liebe zu den Pferden überhaupt erst die Voraussetzung für unseren Sport. Es geht nicht nach dem Prinzip der Unterdrückung, sondern nach dem Prinzip der positiven Verstärkung.“ Eine Diskussion, die Jessica von Bredow-Werndl sehr nahegeht. "Ziel ist es, dass es nicht nur möglichst spielerisch aussieht, sondern dass es echt und ehrlich ist. Dass der Ausdruck aus der Lockerheit, aus der Freude und nicht aus dem Zwang kommt. Das ist mir wahnsinnig wichtig und ich weiß, dass ich eine große Verantwortung habe."
Während der Dreharbeiten stirbt außerdem der Hengst Famoso von Benjamin Werndl auf tragische Weise - ein Schock für die ganze Familie und das wahrscheinliche Olympia-Aus für den Bruder und Trainingspartner.
"Wir wollen nicht Zweiter werden"
Den Rückschlägen trotzend, wollen und müssen sich Jessica von Bredow-Werndl und Pferd Dalera auf das nächste Karrierehighlight vorbereiten. Bei den Olympischen Spielen in Paris will das Duo ihren Erfolg wiederholen. "Wir wollen nicht Zweiter werden", zeigt sich die Olympiasiegerin angriffslustig. "Gleichzeitig weiß ich aber auch, wie schwer es ist. Wie schnell auch mal ein Fehler passieren kann, der dann darüber entscheidet, ob du überhaupt eine Medaille bekommst. Aber ich wünsche mir natürlich, dass wir in Paris wieder ein Wörtchen mitreden können."
Die Kür für Olympia steht bereits: Für die Auswahl der Musik hat von Bredow-Werndl ihre komplette Schwangerschaft 2022 genutzt, seitdem wird auch an der Choreografie gebastelt. "Ich werde damit nicht jeden Musikgeschmack treffen, aber mir geht da einfach das Herz auf. Und wenn es mir aufgeht, dann geht es auch Dalera auf. Es hat sich so fröhlich und leicht angefühlt. Der Rhythmus ist gut und es hat einfach gepasst.“
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