Mit neun Jahren stand Lorena Brandl zum ersten Mal auf der Matte. Damals konnte die junge Taekwondo-Kämpferin gleich bei ihrem ersten internationalen Wettkampf eine Silbermedaille mit nach Hause bringen. Heute trainiert sie im Leistungskader der Deutschen Taekwondo Union. Ihr Ziel ist immer noch dasselbe: Einmal an den Olympischen Spielen teilnehmen. Diesen Sommer wird ihr Traum in Erfüllung gehen. Lorena hat sich als einzige deutsche Taekwondoka für die Olympischen Spiele in Paris qualifiziert.
Nach dem EM-Titel die Olympia-Medaille?
Erst im Mai konnte die 27-Jährige im serbischen Belgrad die Europameisterschaft in ihrer Gewichtsklasse "+73 kg" für sich entscheiden. Damit brachte sie den ersten EM-Titel im Taekwondo seit 16 Jahren nach Deutschland. Ob die Medaille in der Vitrine überhaupt noch einen Platz findet, ist fraglich bei neun deutschen Meistertiteln und 47 internationalen Auszeichnungen. Für Lorena ist es eine große Ehre, Deutschland nun bei den Olympischen Spielen vertreten zu dürfen. "Ich freue mich riesig auf das Team Deutschland, auf das deutsche Haus und einfach auf die ganze Reise. Ich habe schon immer gesagt: Ein Traum ist ein Ziel mit Termin – und dieser Termin ist für mich am 10. August in Paris", sagt sie. Immer an ihrer Seite ist ihr Trainer Bernhard Bruckbauer. Seit 2011 trainiert er die Athletin – damals noch in ihrem Heimatverein Tiger and Dragon Altmannstein/Mindelstetten.
Bruckbauer: "Lorena ist wie ein Stehaufmännchen"
Für Bruckbauer war von Anfang an klar, dass Lorena ein außergewöhnliches Talent besitzt "Lorena ist wie ein Stehaufmännchen. Selbst wenn sie eine schlimme Verletzung hat, und davon hatte sie schon viele, ist sie immer wieder zurückgekommen – und das noch stärker als zuvor", sagt er stolz über seinen Schützling. Einmal habe sie sogar mit einem gebrochenen Ellenbogen gekämpft und gewonnen. "Mir ist es jetzt besonders wichtig, dass ich verletzungsfrei nach Paris fahre, damit ich dort auch wirklich mein Bestes geben kann," ergänzt Lorena. Damit sie in weniger als zwei Monaten in ihrer besten Form auf die Matte steigt, trainiert sie täglich im Bundesstützpunkt für Taekwondo in Nürnberg.
Taekwondo-Elite wird in Nürnberg ausgebildet
Seit 2019 wird unweit der Nürnberger Messe die Taekwondo-Elite von morgen ausgebildet. In der großzügigen Anlage gibt es acht Wettkampfplätze mit den dazugehörigen Aufwärm- und Krafträumen. Beste Bedingungen also, um sich auf die internationalen Wettbewerbe vorzubereiten. Lorena Brandl ist die erste am Stützpunkt ausgebildete Athletin, die zu den Olympischen Spielen fahren wird. "Der Bundesstützpunkt ist ein sehr wichtiger Faktor für uns alle. Wir haben hier beste Bedingungen. Eine große Taekwondo-Halle mit Wettkampfflächen, ein elektronisches System, den Kraftraum, Physiotherapie und ärztliche Betreuung. Das Umfeld hier hat auch viel dazu beigetragen, dass ich heute dort stehe, wo ich jetzt nun mal stehe", sagt Brandl selbst. Ihr Umfeld, das sind neben ihrem Heimtrainer Bernhard Bruckbauer vor allem der Bundestrainer Balazs Toth und ihre beste Freundin Vanessa Körndl – ebenfalls Taekwondoka. Die drei werden Lorena nach Paris begleiten und sie bei den Kämpfen unterstützen.
Wichtig: Die mentale Vorbereitung
Zuhause, so sagt die Athletin, fiebern Familie und Freunde kräftig mit. "Mein Vater recherchiert vor Wettkämpfen immer die Aufstellung und mein Opa hat extra ein Smartphone, damit er mir immer Nachrichten schreiben kann", schmunzelt sie. Die mentale Vorbereitung vor so einem Wettkampf sei enorm wichtig. Sie arbeitet mit einer Mental-Trainerin zusammen, die sie auch für die Olympischen Spiele stärken soll. Eigentlich wollte die Sportsoldatin schon 2020 mit nach Tokio fahren. Damals hatte eine Corona-Infektion ihren Trainingsfortschritt kurz vor der Qualifikation zunichte gemacht. Ein herber Rückschlag für Lorena, den sie erst einmal verarbeiten musste.
Trainer mit ungewöhnlichem Versprechen
In Paris soll daher im besten Fall alles perfekt laufen. Trainer Bruckbauer sorgt mit einem alten Versprechen noch für zusätzliche Motivation. "Ich habe immer gesagt, dass ich mir nie ein Piercing oder ein Tattoo machen werde, außer jemand aus meinem Verein schafft es zu den Olympischen Spielen, dann geht es danach in den Tattoo-Shop", verspricht Bruckbauer.
Nachdem sie das Ticket für die Olympischen Spiele nun schon gelöst hat, steht jetzt die nächste Etappe für Lorena Brandl an. Sie möchte bei ihrem Kampf am 10. August im Grand Palais olympisches Edelmetall gewinnen.
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