Wenn Wolfgang Maier, Alpindirektor des Deutschen Skiverbands (DSV), über Linus Straßer spricht, dann kommt er aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus, dann klingt das fast schon wie ein Ausschnitt aus einer Märchenerzählung: "In dem Fall ist er der Feenstaub, ist er das Lebenselixier, in dem Fall ist er die Motivation, in dem Fall ist er einfach der Hero", so reagierte Maier im Interview mit BR24Sport auf die Frage, was Straßers Erfolge in dieser Saison für Ski-Deutschland bedeuten würden.
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Dem Münchner Skirennläufer Straßer gelang Ende Januar der Doppel-Coup: Erst gewann er den Slalom von Kitzbühel, dann den von Schladming. Zwei Klassiker innerhalb weniger Tage – und das zu einer für die DSV-Ski-Alpin-Sparte schwierigen Zeit. Das deutsche Speedteam steckte ohnehin schon in einer Formkrise und dann traten mit Thomas Dreßen und Josef "Pepi" Ferstl auch noch zwei Routiniers zurück.
"Es wird Untergangsstimmung skizziert"
Auch ohne diese Rahmenbedingungen wäre Straßer ein Held gewesen, sagte Maier im Interview mit BR24Sport, aber vor allem in so einer Zeit, da "lechzt man natürlich nach Helden." Der 63-Jährige sagte, er müsse sich gerade viel Kritik gefallen lassen, es würde "so ein bisschen Untergangsstimmung skizziert". Dabei sei es "was völlig Normales, dass Sportler aus dem Geschäft aussteigen und dass neue nachkommen müssen."
Die beiden Rücktritte bewertet Maier jedoch unterschiedlich: Josef "Pepi" Ferstl habe mit 35 Jahren "seinen Zenit überschritten". Thomas Dreßen hingegen ist 30 Jahre alt. "Das ist eigentlich das Alter, in dem Abfahrer am besten sind, wo sie ihren Höhepunkt erreichen."
Dreßens Rücktritt: "Geplatzte Träume"
Mit Dreßen verliere Ski-Deutschland eine "Gallionsfigur“, einen Sportler mit dem "Spirit eines Leaders", einen Athleten, der die Chance gehabt hätte, noch große Erfolge zu feiern - vielleicht einen WM-Titel, eine Olympia-Medaille. Maier sehe in Dreßens Rücktritt eben auch den ein oder anderen "geplatzten Traum".
Einen Traum, den sich Dreßen und Ferstl beide erfüllten, war ein Sieg in Kitzbühel, im Mekka des Skirennsports. Dreßen siegte 2018 bei der Streif-Abfahrt, Ferstl 2019 im Super-G.
DSV gibt Dreßen und Ferstl Zeit
Damit sind innerhalb kurzer Zeit zwei deutsche Kitzbühel-Sieger in die Speedfahrer-Rente gegangen – "und Kitzbühel-Sieger sind natürlich besondere Menschen", sagte DSV-Alpindirektor Maier im Interview mit BR24Sport.
Und besondere Menschen will der Verband nicht so einfach aufgeben: Der DSV halte Dreßen und Ferstl die Türen offen, damit die erfahrenen Skisportler dem Verband erhalten blieben. "Aber man muss ihnen auch Zeit geben, sich neu zu finden", sagte Maier. "Die sind nichts anderes gewohnt gewesen als Hochleistungssport – um den Planeten zu reisen, von einem Event zum anderen zu gehen". Diese "Struktur" sei nun weggebrochen, daher wolle man den beiden Zeit geben, um sich zu sortieren.
Maier: "Weltcup in Garmisch-Partenkirchen ist wichtig"
Wolfgang Maier äußerte sich auch zu den Absagen in Garmisch-Partenkirchen. Die Damen-Skirennen waren wegen der hohen Temperaturen und der dadurch ungünstigen Pistenverhältnisse abgesagt worden. "Dass es in Deutschland nicht einfach ist, wissen wir", sagte Maier.
Trotzdem wolle er am Gedanken festhalten, dass die Weltcup-Rennen in Garmisch-Partenkirchen Zukunft hätten und wichtig für Ski-Deutschland seien: "Natürlich ist es für uns als DSV, aber auch für die Community wichtig, dass wir in Deutschland diesen Weltcup haben. Dass wir unsere Skifahrer oder Skispringer oder Biathleten im eigenen Land präsentieren."
Maier hofft auf gute Ergebnisse in nächsten Rennen
Die deutschen Skirennfahrerinnen Kira Weidle und Emma Aicher konnten sich diese Saison nicht vor heimischem Publikum präsentieren. In einer Saison, in der es ohnehin schon nicht so läuft, wie es sich die Athletinnen wünschen, wäre das Heimrennen für die beiden Speedfahrerinnen, aber auch für die Fans wichtig gewesen.
Doch Maier bleibt zuversichtlich. Immerhin stünde "das ein oder andere Rennen ja noch an, da kann man natürlich noch nachkorrigieren", sagt er. Vielleicht gelingt Weidle und Aicher, aber auch den Männern rund um Romed Baumann und Andreas Sander bei den Rennen in Crans Montana und Kviytfjell ein wenig Ergebnis-Kosmetik.
Ansonsten muss sich Ski-Deutschland wohl am "Feenstaub", am "Lebenselixier", am "Hero" Linus Straßer und an seinen Erfolgen festklammern.