Mutter Claudia Porwik mit Sohn Alex am Fußballplatz
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Kinder im Leistungssport – ohne Eltern keine Medaillen

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Familienprojekt Leistungssport – ohne Eltern keine Medaillen

Familienprojekt Leistungssport – ohne Eltern keine Medaillen

Im Nachwuchsleistungssport spielen Eltern bei der Karriere ihrer Kinder eine entscheidende Rolle - sie unterstützen sie finanziell, emotional und logistisch. "Kontrovers – Die Story" begleitet zwei Jugendliche und deren Familien auf ihren Wegen.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Es nieselt an diesem Sonntagnachmittag auf den Platz der Spielvereinigung Unterhaching im Landkreis München. Doch das scheint den 17-jährigen Alexander Leuthard wenig zu stören. Der Mittelfeldspieler schnappt sich beim Aufwärmen den Fußball für ein paar Dribblings und Schüsse aufs Tor.

Für Alex ist es ein besonderer Nachmittag. Erstmals nach sechs Wochen schaut seine Mutter wieder zu. Claudia Porwik war früher selbst Leistungssportlerin und unterstützt ihren Sohn bei der Erfüllung seines Traums. Gemeinsam mit ihrer Tochter ist sie extra aus Fürth angereist.

Mit 15 Jahren ins WG-Zimmer in Unterhaching

"Wenn sie da sind, gibt mir das auch immer einen Extraschub Motivation", sagt Alex im Gespräch mit "Kontrovers – Die Story". "Wenn sie sehen können, wie man sich entwickelt hat und wofür man das Ganze auch macht."

Bereits im Alter von fünfzehn Jahren hat er sein Zimmer bei seiner Mutter gegen ein WG-Zimmer in Unterhaching eingetauscht. Alex hatte Angebote von Vereinen aus Fürth und aus Unterhaching. Und obwohl er zu Hause hätte bleiben können, hat ihm seine Mutter die freie Wahl gelassen. "Eben wegen der Selbstständigkeit", wie sie sagt. Ihre Rolle hat sich nun ein wenig gewandelt – Ratgeberin ist sie nun aus der Ferne für ihren Sohn. Den gesamten Alltag bewältigt der 17-jährige Jungfußballer schon komplett alleine.

Spielervater und Ex-Trainer Hermann Hummels: Eltern als Unterstützer, nicht als Entscheider

Hermann Hummels, Vater von Fußball-Profi Mats Hummels, hält dies für eine kluge Entscheidung: "Wir als Eltern sollten unterstützend sein, aber nicht versuchen, unsere Geschichte zu schreiben, weil alles, was ich selber mache und wo ich selber auch so eine intrinsische Motivation entwickeln kann, kann ich unheimlich lange machen." Schließlich müsse man als junger Sportler Widerstände überwinden. "Wenn aber von Anfang an andere deine Probleme lösen, hast du diese Mentalität nicht."

Der 63-Jährige ist nicht nur Fußballervater. Als Trainer in der Jugend des FC Bayern München hat er spätere Weltmeister wie seinen Sohn, aber auch Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm oder Toni Kroos ausgebildet. "Was mir als Trainer geholfen hat, war, dass ich selber nachher Kinder hatte. Meine Sicht auf diese Dinge hat das total verändert", erinnert er sich.

Alex‘ Mutter Claudia war auch Leistungssportlerin

Beide Seiten zu kennen, das ist Claudias Trumpf und das weiß Alex zu schätzen: "Dadurch, dass meine Mutter es selbst erlebt hat, hat sie ein richtig gutes Gefühl dafür, wann ich was brauche, wann sie was zu mir sagt, was den Sport angeht", sagt er.

Denn auch Claudia Porwik ist früh von daheim ausgezogen. Mit nur vierzehn Jahren ging sie aus Fürth nach Hannover ins Sportinternat. In jungen Jahren spielte sie unter anderem bei 30 Grand-Slam-Turnieren und war fünfzehn Mal deutsche Meisterin.

Schwimmerin Lotte: "Meine Eltern sind meine Sekretäre"

Intensives Training, Wettkämpfe und maximal ein freier Tag in der Woche: Für Leistungssportler ist das normaler Alltag. Genauso wie für die 13-jährige Lotte. All das ist nur möglich, weil Lottes Eltern auch den eigenen Alltag dem Leistungssport ihrer Tochter unterordnen. "Meine Eltern sind meine Sekretäre, die mich organisieren für den Sport", sagt die Nachwuchsschwimmerin. "Sie machen mir einen Weg frei, den ich gehen kann, um besser zu werden, den ich ohne sie gar nicht schaffen könnte." Leistungssport ist ein Familienprojekt, da sind sich alle Beteiligten einig.

Nach 14 Stunden wieder daheim

Achtmal in der Woche trainiert Lotte in der Münchner Olympia-Schwimmhalle. In der Regel beginnt ihr Tag mit Training - vier Kilometer in 90 Minuten stehen auf dem Programm. Um sieben Uhr morgens noch vor der Schule.

"Mein Tag beginnt meistens um halb fünf, fünf", sagt Lottes Mutter Olga, die den Tagesablauf der Tochter managt, ihr Frühstück und Mittagessen vorbereitet. "Wenn es sich ausgeht, frage ich noch ein paar Vokabeln ab. Und dann startet die Lotte um Viertel nach sechs in den Tag."

Lottes strenger Trainingsplan macht gemeinsame Familienzeit fast unmöglich. Schließlich ist die Kader-Athletin unter der Woche täglich 14 Stunden außer Haus unterwegs, ehe sie wieder heimkommt – und müde ins Bett fällt.

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Familienzeit am Sonntag – der Rest ist verplant

"Du hast die Woche eigentlich gar nichts von deinem Kind. Von Montag bis Samstag ist sie immer in Action", erzählt Andi, Lottes Vater, dem Team von "Kontrovers – Die Story“. Während er am Sonntag, dem Familientag, gerne mit ihr an der Konsole zockt – und gegen die ehrgeizige Sportlerin verliert. Nur am Sonntagabend isst die Familie gemeinsam. "Einfach nur Familie zu sein, um auch dem Kind die Möglichkeit zu geben, nur Kind sein zu dürfen", das empfindet die sportpsychologische Beraterin Madeleine Johansson als besonders wichtig.

Trotzdem sind selbst die Ferien nicht selten vom Leistungssport besetzt. So verbrachte Lotte die Osterferien in einem Trainingslager in Italien.

Ohne helfende Eltern keine Profikarriere

Lotte darf zwar noch Kind sein, doch sie weiß auch, dass sie für eine echte Spitzenkarriere im Sport noch mehr leisten muss. Ähnlich wie Alex will auch sie später weg von zu Hause und in ein Sportinternat. "Wer ins Haifischbecken geht, muss schwimmen und beißen können", sagt Hermann Hummels.

Alex und Lotte - zwei junge Sportler, die ohne die Unterstützung ihrer Eltern wohl niemals ihre Karriere hätten beginnen können. Zwei junge Biographien, die durchaus stellvertretend für das System Leistungssport stehen.

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