Joshua Kimmich im Trainingsanzug der deutschen Nationalmannschaft
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Bleiben oder gehen? Kimmich und der letzte große Vertrag

Bleiben oder gehen? Kimmich und der letzte große Vertrag

Jahrelang war Joshua Kimmich das Gesicht des FC Bayern. Während der EM zeigt sich, Verein und Spieler haben sich entfremdet. Raufen sich die beiden Seiten nochmal zusammen oder ist das Kapitel München für Kimmich beendet?

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29 Jahre ist Joshua Kimmich alt. In der Karriere eines Profifußballers ist das eine ziemlich wichtige Zeit. Schließlich ist man nach allgemeinem Glauben dann im "besten Fußball-Alter" angekommen. Zum anderen ist es genau die Zeit im Leben eines Profis, in der man "den letzten großen Vertrag" unterschreiben kann.

Als Rechtsverteidiger wieder auf dem richtigen Weg?

Ob Kimmich derzeit fußballerisch die beste Phase seiner Karriere hat, ist zwar fraglich, schließlich prasselte in den vergangenen anderthalb Jahren teils ziemlich scharfe Kritik auf ihn ein. Doch seit der vielfältig einsetzbare Spieler in Verein und Nationalmannschaft gleichermaßen den Schritt aus dem defensiven Mittelfeld zurück auf die Rechtsverteidigerposition gegangen ist, hat sich die Debatte um den gebürtigen Rottweiler wieder in eine andere Richtung gedreht.

Sowohl in Nationalmannschaft als auch im Verein hat er als Rechtsverteidiger in dieser Saison gerade im Passspiel deutlich bessere Werte als in der vorangegangenen Spielzeit, ist dabei aber genauso häufig am Ball wie zuvor in der Schaltzentrale des Mittelfelds. Die ständige Kritik von Experten ist in Lob umgeschwungen. Und auch Kimmich scheint sich in seiner neuen, alten Rolle relativ wohlzufühlen. Zumindest hat er sich öffentlich nicht zurück in die Zentrale gewünscht. Es bleibt aber abzuwarten, ob sich das nach der EM vielleicht ändert, wenn die strenge Rollenzuschreibung von Bundestrainer Julian Nagelsmann erstmal nicht mehr gilt.

Spanien? England? Saudi-Arabien? Kimmich hat Optionen

Wie dem auch sei: Kimmich spielt wieder mit so viel Souveränität, wie man sie meist erst im "besten Fußball-Alter" erlangt, wenn man seit Jahren auf höchsten Niveau agiert. Gerade bei der Europameisterschaft ist er einer der wichtigsten Leistungsträger im System von Nagelsmann. Kein Wunder also, dass sich Medienberichte häufen von angeblichen Interessenten für den 29-Jährigen, der nur noch ein Jahr Vertrag beim FC Bayern hat.

Real Madrid soll Kimmichs Situation genau beobachten, der FC Arsenal ebenfalls, in Saudi-Arabien scheint es interessierte Vereine zu geben, und auch zwei ehemalige Trainer würden, glaubt man den Berichten, ihren ehemaligen Schützling gerne verpflichten: Pep Guardiola bei Manchester City und vor allen Dingen Hansi Flick beim FC Barcelona scheinen derzeit intensiv um Kimmich zu werben.

FC Bayern: Wertschätzung und Kritik auf beiden Seiten

Wie hoch die Aktien bei seinem eigenen Verein derzeit stehen, ist schwer abzuschätzen. Auf öffentliche Wertschätzung folgt Kritik oder mangelnde Unterstützung und umgekehrt. Zu Beginn der abgelaufenen Saison wurde Kimmich von Thomas Tuchel öffentlich angezählt. Energische Rückendeckung aus der Führungsebene gab es in diesem, wie auch in anderen Fällen nicht. Dennoch beteuerte Christoph Freund später, Kimmich sei "ein ganz wichtiger Faktor für unsere Mannschaft", kündigte Gespräche über eine Verlängerung an.

Diese soll es aber bislang noch nicht gegeben haben. Zumindest hatte Kimmich zuletzt betont, dass der FC Bayern am Zug sei, auf ihn zuzukommen. Doch will Kimmich überhaupt bleiben? Vor der EM hatte der Rechtsverteidiger noch betont, dass der FC Bayern "mein erster Ansprechpartner" sei.

Nun ließ er allerdings durch Äußerungen in einer ZDF-Dokumentation aufhorchen, in denen er auf die Corona-Zeit zurückblickte, wo ihn der Verein, während heftige Kritik auf ihn einprasselte, ebenfalls wenig öffentliche Rückendeckung gab. Er habe sich vom Klub "alleine gelassen gefühlt", wie Kimmich erzählt: "Da war die erste Talfahrt, da habe ich gemerkt, wie der Verein reagiert hat und bin dementsprechend enttäuscht und auch getroffen."

Faktor Kompany: Wie wichtig wird der neue Coach?

Zwar erklärte Kimmich, die Verantwortlichen von damals seien nicht mehr im Verein. Doch auch während der Saison gab es Berichte, Kimmich habe sich von der jetzigen Führung alleine gelassen gefühlt. Wie tief tatsächlich der Riss ist, der zwischen Verein und Spieler geht, ist schwer einzuschätzen. Jedenfalls ist eine Vertragsverlängerung, die lange Zeit als Formalie galt, längst kein Selbstläufer mehr.

Wie sich die beiden Parteien letztlich entscheiden, wird auch von Trainer Vincent Kompany abhängen. Auch wenn Kimmich betont hat, er unterschreibe "keinen Vertrag mit einem Trainer, sondern mit dem Verein" - Kompany dürfte ein großer Faktor werden. Denn bei diesem Vertrag sollte für Kimmich alles passen. Schließlich ist er ja nicht nur in seinem besten Fußball-Alter, es könnte auch der letzte große Vertrag seiner Karriere werden.

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