Die Zeit der großen FC-Bayern-Blöcke in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist vorbei. Mit Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Jamal Musiala genießen derzeit nur drei Münchner das Vertrauen von Bundestrainer Julian Nagelsmann von Beginn an. Leroy Sané und Thomas Müller stehen in zweiter bzw. dritter Reihe und müssen auf ihre Einsatzchancen warten. Wie fällt nach der EM-Vorrunde die Bilanz der bayerischen Spieler aus?
Jamal Musiala - Unverzichtbar in der Offensive
Für den jüngsten des FC-Bayern-Trios lief vor allem in den ersten beiden Vorrundenspielen Vieles rund. Gegen Schottland (5:1) und Ungarn (2:0) wirbelte Jamal Musiala in der deutschen Offensive nach Lust und Laune und war mit je einem Treffer an den souveränen Turniersiegen maßgeblich beteiligt.
Gegen die Schotten wurde der 21-Jährige völlig verdient zum "Man of the Match" gewählt. Das FC-Bayern-Juwel war stets torgefährlich und setzte sich in vielen Eins-zu-Eins-Situationen gegen seine Gegenspieler durch. Auch gegen Ungarn hatte Musiala seine Momente und sorgte in der 22. Spielminute für den wichtigen Führungstreffer.
Lediglich in der dritten Vorrundenpartie gegen die Schweiz blieb Musiala eher blass. Gegen die Eidgenossen kam er nur einmal gefährlich zum Torabschluss, verzettelte sich ansonsten häufig an der vielbeinigen Abwehr. Zudem beging er das Foul, wegen dem der vermeintliche 1:0-Führungstreffer von Robert Andrich nicht anerkannt wurde.
Manuel Neuer - Torwartdiskussion im Keim erstickt
Musiala ist der jüngste, Manuel Neuer mit seinen 38 Jahren der älteste FC-Bayern-Profi im DFB-Kader. Dass er während der EURO das deutsche Tor hüten würde, war nach seiner langwierigen Beinverletzung lange nicht so klar gewesen. Vor Beginn der EM hatte sich Nagelsmann dann aber festgelegt und Neuer zur alten und neuen Nummer eins im Kasten erklärt.
Dieses Vertrauen hat Neuer bisher zurückgezahlt. Anders als in den letzten EM-Vorbereitungsspielen strahlt der ehemalige DFB-Kapitän viel Ruhe und Gelassenheit aus. An den zwei EM-Gegentoren trifft Neuer keine Schuld. Dafür zeichnete er sich in den bisherigen Begegnungen mit Weltklasseparaden aus, wie zuletzt gegen die Schweiz, als er mit einer starken Parade das 0:2 durch Granit Xhaka verhinderte.
Lediglich im Spielaufbau wirkt Neuer noch nicht so konzentriert und sicher wie in seinen besten Tagen. Längst nicht alle Abstöße und langen Pässe kommen auch bei seinen Mitspielern an. In diesem Punkt hat Neuer Luft nach oben. Insgesamt hat er die vor EM-Start aufkommende Torhüterdiskussion aber mit guten Leistungen im Keim erstickt.
Joshua Kimmich - Solide auf der rechten Seite
Mit seiner Bereitschaft, in der DFB-Auswahl die rechte Seite zu beackern, hat sich Joshua Kimmich in den Dienst der Mannschaft gestellt. Auf dieser von ihm eher ungeliebten Position ist der 29-Jährige vom FC Bayern München zwar fix gesetzt, kann aber weniger Einfluss auf das Spielgeschehen nehmen als auf der Sechserposition.
In den drei Vorrundenspielen verrichtete Kimmich seine Aufgabe solide. Gegen schnelle Schienenspieler hatte er in der Rückwärtsbewegung nicht immer das bessere Ende für sich. Dafür glänzte er bisher im Gegenpressing, eroberte immer wieder verlorene Bälle zurück und erwies sich als aggressiver, unangenehmer Gegenspieler.
Immerhin eine Torbeteiligung (den letzten Pass auf Florian Wirtz bei dessen 1:0 gegen Schottland) kann Kimmich bisher vorweisen. Insgesamt geht im deutschen Spiel jedoch von der linken Seite mit Maximilian Mittelstädt oder gegen die Schweiz mit dem eingewechselten David Raum mehr Gefahr aus. Kimmich könnte noch mehr flanken und öfters versuchen, bis an die Grundlinie zu kommen, um dann in den Rücken der Abwehr zu passen.
Leroy Sané - Auf der Suche nach der Lücke
Der hochveranlagte Leroy Sané spielt bisher noch keine große Rolle bei dieser EM. Zwar wurde der Münchner in allen drei Vorrundenspielen in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Er blieb aber nur gegen Schottland mit einigen guten Offensivaktionen im Gedächtnis.
Der 28-Jährige, der im Vorfeld der EM drei wichtige Vorbereitungsspiele wegen einer Rotsperre verpasst hatte, ist noch auf der Suche - nach Lücken in den gegnerischen Abwehrreihen und nach solchen im Kader. Auch wenn er bisher noch nicht als Torschütze oder Vorbereiter glänzen konnte: Seine Zeit könnte noch kommen.
Thomas Müller - Das Warten aufs erste EM-Tor geht weiter
Eine Einwechslung im Auftaktspiel gegen Schottland - das war es bisher für Thomas Müller bei dieser EM. Der mit 130 Länderspielen erfahrenste deutsche Feldspieler scheint in der Offensive nur in der dritten Reihe zu stehen - gegen die Schweiz zog Nagelsmann sogar den erst 21-jährigen Maximilian Beier dem Routinier vor.
Für Thomas Müller aber kein Grund, Trübsal zu blasen. Im Hintergrund sorgt der 34-Jährige für gute Stimmung in der Mannschaft, ist gerade für die jungen Spieler ein wichtiger Ansprechpartner und Ratgeber. Ob er bei diesem Turnier noch die Gelegenheit bekommt, endlich sein erstes Tor bei einer Europameisterschaft zu schießen? Abwarten. Momentan muss sich das Bayern-Urgestein noch gedulden.
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