Es ist nicht überliefert, ob Unbekannte in der letzten Länderspielpause den kompletten Kader des 1. FC Nürnberg ausgetauscht haben, doch seit vier Wochen spielt der 1. FC Nürnberg wie ausgewechselt und ist die Mannschaft der Stunde in der 2. Fußball-Bundesliga.
Seit vier Ligaspielen ist der Club ungeschlagen und holte dabei drei Siege. Auch beim bitteren Pokal-Aus gegen Erstligist Hoffenheim vor einer Woche hielt man gut mit. Viele Fans erkennen ihr Team, das zu Saisonbeginn solche Probleme hatte nicht wieder und fragen sich, wer ist verantwortlich für diese Verwandlung?
Klose wackelte schon - Wende gegen Münster und im Frankenderby
So groß die Euphorie vor der Saison beim 1. FC Nürnberg mit dem neuen Trainer Miroslav Klose, so schnell ebbte diese auch wieder ab. Nach sieben Spieltagen und einem ernüchternden 0:2 in Hannover war der Club auf Platz 14 abgestürzt. Auch wenn Sportvorstand Joti Chatzialexiou sich vor seinen Trainer stellte, wurde die Luft für Klose immer dünner.
Doch seitdem haben Klose und sein Team nicht mehr verloren. Während das 3:2 gegen Münster eher noch in die Kategorie "hart erkämpfter Arbeitssieg" einzuordnen war, deklassierten die Franken im Derby den ungeliebten Nachbarn aus Fürth. Wiederum eine Woche später musste Jahn Regensburg beim 8:3 daran glauben und auch in Hamburg hätte der Club drei Punkte mitnehmen müssen. 18 Torschüsse feuerten die FCN-Profis auf das Tor der Hanseaten. Am Ende fand nur einer den Weg ins Netz, weshalb sich Klose und sein Team mit einem 1:1 zufrieden geben mussten. Auch Hamburgs Trainer Steffen Baumgart musste neidlos anerkennen: "Mehr war nicht drin." Damit punktete der Club erstmals seit zwei Jahren wieder im Hamburger Volkspark.
Kloses Umstellungen fruchten: Doppelsturm als Schlüssel
In Hamburg schnürte der FCN die Gastgeber ein, ließ sie gar nicht mehr aus der eigenen Hälfte kommen. Das Pressing funktionierte. Wenn dann einmal doch ein Ball Richtung Abwehrreihe durchrutschte, waren Robin Knoche, Ondrej Karafiat oder U17-Welt- und Europameister Finn Jeltsch zur Stelle. Zudem gab es offensiv genügend Anspielstationen mit dem Doppelsturm Stefanos Tzimas und Mahir Emreli.
Die beiden profitieren von Kloses Umstellung auf eine Doppelspitze. In Hannover hatte Klose zur Stärkung der Defensive zum ersten Mal auf eine Fünferkette gesetzt. Vorne bot er mit Schleimer, Emreli und Justvan drei Offensive, die allerdings auf gleicher Höhe angeordnet waren. Das funktionierte nicht. Besonders im Angriff war der FCN harmlos.
Doch Klose hielt an seiner Dreierkette fest und wechselte nur im Sturm. Im Frankenderby spielte Neuzugang Julian Justvan plötzlich auf der Zehn hinter der Doppelspitze Tzimas und Emreli und blühte mit zwei Vorlagen so auf.
Sprung auf Relegationsplatz möglich
Eine Woche später schürte Justvan beim 8:3-Kantersieg gegen Regensburg sogar einen Dreierpack. Durch diese 12-Tore-Woche stellt der Club mit 24 Treffern inzwischen die zweitbeste Offensive der Liga. Auch Stefanos Tzimas, der von PAOK Saloniki ausgeliehen ist, steht schon bei fünf Treffern.
Die mit 23,84 Jahren im Durchschnitt jüngste Mannschaft der 2. Bundesliga scheint sich gefunden zu haben. Zu ihrem Trainer hielten die Spieler auch in der Krise, wurden nicht müde, zu betonen, wieviel sie von ihrem Übungsleiter lernen. Nun sieht man auch die Resultat - und wie.
Nächstes Opfer der neuen fränkischen Offensiv-Qualitäten könnte am Freitag der 1. FC Kaiserslautern werden. Mit einem Sieg gegen die Pfälzer könnte der Club sogar vorübergehend auf den Aufstiegsrelegationsplatz springen. Damit hätte vor vier Wochen wohl niemand gerechnet.
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