Dass ein Fußball-Trainer Korrekturen und Anweisungen per Zettel an seine Spieler weitergibt, ist nichts Außergewöhnliches. Meistens gibt der Coach einem Einwechselspieler die Instruktionen auf Papier mit, der ruft dann seine Mannschaftskameraden zusammen und gibt die Worte des Trainers weiter.
Im Fall von Thomas Müller ging das beim Gastspiel seines FC Bayern beim VfL Wolfsburg nicht ohne Weiteres. Der 34-Jährige, der gegen den VfL Wolfsburg sein 474. Bundesliga-Spiel bestritt und damit zum Rekordspieler seines Clubs avancierte, wurde von seinem Trainer Vincent Kompany direkt zu einem Eckball auf das Feld beordert.
Müller überbringt Kompanys Zettel in der Unterhose
Da war natürlich keine Zeit für eine kurze Taktikschulung für die Kollegen. Mit Zettel in der Hand spielt es sich auch schlecht, also entschied der pragmatische Ur-Bayer, dass die Notiz in der eigenen Unterhose am besten aufgehoben sei. Das war nicht ganz der Plan gewesen von Trainer Vincent Kompany, der beim Bundesliga-Debüt einen alles andere als ruhigen Nachmittag in Wolfsburg erlebte. "Ich habe nicht gesagt, dass er es in die Unterhose packen soll", scherzte der Belgier nach der Partie bei "DAZN". Es sei aber einfacher per Zettel als über den Platz zu schreien, befand der 38-Jährige.
Der Eckball führte dann auch ohne Zutun Müllers direkt zum 2:2-Ausgleich. Danach war Zeit für Joshua Kimmich und seine Kollegen, die Notiz zu studieren. "Haben Sie gesehen, wo er (Thomas Müller) sich den hingesteckt hat?", fragte Kimmich einen Reporter nach dem Spiel. "In die Hand wollte ich den nicht nehmen."
FC Bayern verfällt in der Defensive in alte Muster
Am Ende drehten die Münchner das Spiel durch Serge Gnabry sogar noch zum etwas schmeichelhaften Sieg. Die erste Halbzeit sei "nicht ganz verkehrt" gewesen, so Kimmichs Analyse nach Abpfiff. "Da haben wir eigentlich nichts zugelassen, hatten selbst drei sehr gute Möglichkeiten und gehen verdient in Führung." Zum zweiten Durchgang sei sein Team aber "extrem schlecht" aus der Kabine gekommen, monierte der 29-Jährige. "Wir hatten sehr viele Aufbaufehler, kriegen dann einen Elfmeter gegen uns und machen dann noch einen zweiten Fehler zum Gegentor." Kompanys Analyse am Sportschau-Mikrofon fiel ähnlich aus. "Gute erste Halbzeit und in der zweiten haben wir schlecht angefangen. Das war ein bisschen Chaos."
Worte, die an schlechte Zeiten erinnern lassen oder eher an die letzte Saison. Die defensiven Nachlässigkeiten hat Kompany seinem Team offensichtlich noch nicht austreiben können. Schließlich kosteten diese in der vergangenen Spielzeit den Rekordmeister sogar die Vizemeisterschaft.
Kompany lobt Mentalität seiner Mannschaft
Doch der Belgier wollte am Ende des Tages auch das Positive sehen. Der 38-Jährige zeigte sich sehr zufrieden mit der Reaktion seiner Mannschaft. "Dann kannst du in so einem Spiel auch sehen, dass die Mentalität richtig war. Es war nicht mehr unsere beste Leistung, aber wir haben weitergemacht."
Immerhin ein Erfolg zur letzten Saison, als die Münchner Mannschaft nach Rückschlägen teilweise regelrecht auseinanderbrach. Und eine weitere Erkenntnis dürfte Kompany mitnehmen. Seine Spieler setzen seine Vorgaben schnell um und er kann sie über Zettel erreichen - nächstes Mal vielleicht auch ohne die Unterhose von Thomas Müller.
Im Video: VfL Wolfsburg - FC Bayern (Highlights)
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