An dieser Stelle muss man fast den Autoren Wolf Haas zitieren, der seine Brenner-Bücher mit einem einprägsamen Satz beginnt: "Jetzt ist schon wieder was passiert." Nur etwas abgewandelt lautet die Zeile beim FC Bayern seit einigen Wochen: "Dayot Upamecano ist schon wieder was passiert." Der Franzose ist in seinen besten Tagen zweifelsohne einer der stärksten Verteidiger der Welt - siehe vor allem seine Zeit als Abwehrchef von Frankreichs WM-Team 2022, das er ins Finale führte, wo es in einem epischen Match an Messis Argentinien scheiterte.
Beim FC Bayern München unterlaufen Dayot Upamecano dagegen immer wieder haarsträubende Fehler. Es ist ihm schon wieder was passiert, das merkte auch sein Trainer Thomas Tuchel, als er in der Pressekonferenz begann: "Wir hatten große Torchancen, wir haben allerdings auch große Torchancen zugelassen", sagte er am Samstag nach dem 2:0-Sieg gegen den 1. FC Köln: "Schon in der Anfangsphase waren es in den ersten 20 Minuten zwei oder drei - und dann haben wir in der letzten Minute natürlich nochmal eine große Chance mit selbst verschuldet und mit aufgelegt."
Upamecano spielt Kölns Waldschmidt den Ball in die Füße
Man ahnt es: Upamecano war es, der die Situation mit aufgelegt hatte. Er hatte in der 89. Minute - beim Stand von 1:0 wohlgemerkt - am eigenen Strafraum einen Fehlpass in die Füße von Luca Waldschmidt gespielt. Upamecanos Abwehrkollege Eric Dier konnte die gefährliche Situation mit beherztem Einsatz noch soeben ausbügeln. Ein Lapsus, der einem Innenverteidiger von Weltformat nicht passieren dürfte. Der Weg für den Gegner zum Tor ist eigentlich kurz - das weiß auch Trainer Tuchel: "Heute hat uns Köln nochmal vom Haken gelassen, weil das wäre natürlich ein grober individueller Fehler gewesen. Und natürlich war Upamecano da zuletzt an zu vielen Toren direkt beteiligt."
Tuchel meinte natürlich die Gegentore. Alleine mit seinen Platzverweisen gegen Lazio Rom und den VfL Bochum, die zu Elfmetern und Gegentoren führten, hatte Upamecano dem FCB das Leben zuletzt schwer gemacht. Im Aufbauspiel kommen immer wieder Fehlpässe wie gegen Köln erschwerend hinzu. "Natürlich sind das im Moment zu viele große individuelle Fehler, die entscheiden auf dem höchsten Niveau die Spiele", kritisierte Tuchel.
Tuchel nimmt Upamecano aber auch in Schutz
Neben seiner Kritik wollte der Trainer zu Upamecano aber auch anmerken: "Wir kennen sein Potenzial, wir wissen um seine Qualitäten. Ich weiß persönlich um seinen riesengroßen Ehrgeiz." Tuchel weiß darum, dass gerade der Innenverteidiger in der Endphase der Saison noch wichtig werden könnte. Schließlich sind in dieser Spielzeit alle vier Vertreter der Sparte nicht komplett fehlerlos: Neben Upamecano können die zwei Stellen auch Eric Dier und Matthijs de Ligt, die am Samstag begannen, sowie Min-jae Kim besetzen.
So merkte Tuchel an, dass "solche Phasen" wie die von Upamecano auch auf diesem Niveau normal seien. "Dann gibt es einfach umso mehr Unterstützung und umso mehr Nähe", erklärte Tuchel zum Franzosen, den er in der 61. Minute einwechselte und der auch in der Champions League im Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Arsenal benötigt werden könnte: "Ich weiß um seinen Ehrgeiz, wir wissen um sein Potenzial. Und das kann am Mittwoch nötig sein, dass er spielt, dass er spielen muss, dass er rein muss, um eventuell einen riesengroßen Erfolg für uns zu sichern."
Upamecano kam für 40 Millionen Euro aus Leipzig
Daher wolle Tuchel gar nicht groß nachkarten oder "ständig den Finger in die Wunde legen. Sondern wir müssen positiv bleiben, und er kriegt volle Unterstützung." Eines bleibt bei Upamecano allerdings auch immer mehr haften: Seit seinem Wechsel zum FC Bayern von RB Leipzig für mehr als 40 Millionen Euro im Sommer 2021 gelingt es dem Franzosen nicht, konstant sein Topniveau abzurufen. Immer wieder unterlaufen Upamecano schwere individuelle Fehler.
Und da schauen die Münchner Entscheider um den Sportvorstand Max Eberl in dieser Phase des Umbruchs sicher besonders genau hin an solchen Nachmittagen wie gegen Köln. Es könnte also auch am Transfermarkt schon wieder was passieren ...
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