Dank des Formhochs unter Neu-Trainer Argirios Giannikis kann der TSV 1860 München bereits für eine weitere Saison in der dritten Liga planen. Das sah im vergangenen Jahr zu diesem Zeitpunkt noch ganz anders aus, als man mit bangem Blick in Richtung der Abstiegsränge blickte. Mit dieser Problematik sind die Münchner aktuell nicht beschäftigt, was für die "Löwen" zumindest deutlich mehr Sicherheit bringt, was die neue Spielzeit anbelangt - und dennoch ist der Blick in die Zukunft ein ungewisser. Die Verträge zahlreicher Leistungsträger laufen im Sommer aus. Es droht - wie schon im Vorjahr - ein großer Umbruch.
Sucht man im Kader nach Spielern, die in der nächsten Saison noch sicher beim TSV 1860 München beschäftigt sind, findet man beim Drittligisten neu ein 14-köpfiges Aufgebot. Deutlich mehr Arbeitspapier, nämlich 18, enden am 30. Juni 2024 - auch die von absoluten Leistungsträgern.
Kapitän Verlaat soll bleiben
Einer von ihnen: Kapitän Jesper Verlaat. Der Deutsch-Niederländer wechselte vor zwei Jahren nach Giesing und war von Beginn an Stammspieler. Vor dieser Saison übernahm er die Kapitänsbinde von Stefan Lex. Auf und neben dem Platz hat er sich zu einem absoluten Anführer entwickelt.
Kein Wunder, dass der Verein mit ihm auf jeden Fall verlängern möchte. Die Verantwortlichen – vorrangig Neu-Sportdirektor Christian Werner – sind zuversichtlich, dass der 27-Jährige bald seine Unterschrift unter einen neuen Kontrakt setzen wird. In trockenen Tüchern ist allerdings noch nichts. Doch der Plan ist klar: Verlaat soll wie Torhüter und Vize-Kapitän Marco Hiller das Grundgerüst des Kaders der kommenden Saison bilden. Zumindest Hillers Vertrag läuft erst 2025 aus.
1860 droht Verlust von acht weiteren Leistungsträgern
Doch die Löwen drohen nicht nur ihren Kapitän zu verlieren, auch weitere Stammspieler könnten den Verein verlassen. Bei Mittelfeldmann Tim Rieder, Außenverteidiger Fabian Greilinger, Stürmer Fynn Lakenmacher und Nachwuchs-Löwe Mansour Ouro-Tagba datiert die Vertragslaufzeit ebenfalls nur bis Ende Juni 2024. Hinzu kommt Rechtsverteidiger Kilian Ludewig, der von RB Salzburg nur ausgeliehen ist. Gleiches gilt für Werder-Bremen-Leihgabe Abdenego Nankishi, der bei der 1:2-Niederlage in Dresden zum zwischenzeitlichen Ausgleich traf und das Löwen-Offensivspiel seit Wochen belebt. Von der Startelf, die sich am Freitagabend geschlagen geben musste, bleiben, Stand jetzt, nächste Saison nur noch vier Profis übrig. Auch Manfred Starke und Langzeit-Löwe Philipp Steinhart könnten den Verein ablösefrei im Sommer verlassen.
Schwerer Stand für Vrenezi und Zejnullahu
Bei Albion Vrenezi und Eroll Zejnullahu stehen die Zeichen definitiv auf Abschied. Beide Profis haben einen schweren Stand unter dem neuen Trainer Giannikis und kommen selten zum Einsatz. Der Ex-Bayreuther Zejnullahu lief zuletzt Ende Januar für den TSV auf. In den vergangenen sechs Partien schaffte er es nicht einmal mehr in den Spieltagskader. Auch Vrenezi hat seinen Stammplatz längst verloren. Giannikis bringt ihn ausschließlich als Einwechselspieler. Unwahrscheinlich, dass Verein und Spieler sich um eine Verlängerung der Zusammenarbeit bemühen werden.
1860 droht nächster finanzieller Engpass
Dabei ergibt sich ein ähnliches Problem wie in der Vorsaison: Wichtige Spieler könnten den Verein verlassen, ohne jedoch finanziellen Gegenwert einzu bringen. Das könnte erneut ein Loch in die Kassen des dauerklammen Traditionsvereins reißen. Schon in diesem Sommer waren finanziell keine großen Sprünge möglich in der Kaderzusammenstellung. Ab Juni muss Sportdirektor Werner wohl noch erfinderischer werden.
Machtkampf als entscheidender Faktor?
Im Hinblick darauf wird die Mitgliederversammlung im Juni besonders spannend. Denn der Verein braucht dringend Geld, um die sportlichen Ziele zu erreichen. Wie so oft ist dafür Investor Hasan Ismaik die größte Hoffnung. Doch ob Ismaik tatsächlich den Geldbeutel ein wenig weiter öffnet, liegt auch an der Entwicklung im Verein. Die Wahl des Verwaltungsrats im Juni wird dafür mitentscheidend sein. Das Gremium ist aktuell mehrheitlich mit Personen besetzt, die an der Seite von Präsident Robert Reisinger stehen. Der wiederum liegt seit Monaten im Clinch mit Ismaik. Besonders die Entlassung von Ex-Sportgeschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer sorgte im Vorfeld und Nachgang für Streit.
Sollte der Verwaltungsrat neu zusammengestellt und mehrheitlich mit Mitgliedern besetzt werden, die Ismaik positiv gegenüberstehen, würde es auch für Reisinger als Präsident auf Giesings Höhen zunehmend ungemütlich werden. Schließlich kontrolliert das Gremium den Präsidenten. Der TSV 1860 wäre nicht der TSV 1860, wenn es nicht schon einen Plan für einen möglichen Ersatz gäbe. Im Vereinsumfeld schwirrt seit einiger Zeit wieder der Name Klaus Josef Lutz herum. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der BayWa und Präsident der IHK von München und Oberbayern ist äußerst gut in der Wirtschaft vernetzt und könnte zusätzlich neue Sponsoren und Geldgeber anziehen.
Doch diese Überlegungen und internen Machtkämpfe sind beim TSV 1860 ähnlich andauernd wie der bange Blick auf die Finanzkassen. Wie der interne Machtkampf ausgehen wird, ist ebenfalls sehr unsicher. Eine erste Antwort darauf wird es wohl erst im Juni geben, wenn der Verwaltungsrat gewählt wird.
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