Zwei sympathische Youngster im DFB-Dress, die sich auf ein großes Heimturnier mit der Nationalmannschaft freuen. Zwei junge Spieler, die gerne grinsen, flachsen – miteinander und auf Pressekonferenzen. Ein hochtalentiertes Duo, das in einem Team voller Routiniers die Hoffnung einer Nation schultert, und mit Unbedarftheit und Spielwitz den Unterschied macht.
Wirtz: Vergleich zu Poldi und Schweini "eine Ehre"
Es ist kein Wunder, dass, wenn man Jamal Musiala und Florian Wirtz derzeit beobachtet, nicht selten das Bild der spitzbübischen Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski vor der WM 2006 durch den Kopf schießt. Damals, als Deutschland bei der WM 2006 die heimischen Fans begeisterte, waren die beiden das Gesicht der Mannschaft voller erfahrener Alpha-Tiere: Ein alternder Torwart-Titan Oliver Kahn, der sich einer Debatte um die Nummer eins ausgesetzt sah (damals allerdings das Nachsehen hatte). Im zentralen Mittelfeld ein erfahrener Michael Ballack, der von seinem Bodyguard Thorsten Frings beschützt wurde – ja, die Parallelen zum Team der WM 2006 gibt es durchaus.
Musiala und Wirtz waren damals gerade einmal drei Jahre alt und dürften nur wenig von diesem Turnier mitbekommen haben, zumal Musiala damals noch in England gelebt hat. Und doch sagen den beiden die Namen Poldi und Schweini etwas: "Natürlich sind es präsente Figuren und es ist eine Ehre, wenn einem andere mit ihnen vergleichen", sagte Wirtz zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel der EM 2024 (21 Uhr, live in der Radioreportage) gegen Schottland. Und doch erachtet er diesen Vergleich als schief: "Wir wollen nicht die neuen Schweini und Podolski sein. Wir sind ja auch komplett andere Spielertypen", sagte Wirtz.
Musiala: "Habe eine große Entwicklung genommen"
Und nicht nur das: Musiala hatte mit seinen 21 Jahren schon vor dem Turnier angekündigt, dass er sich selbst nicht mehr als jungen Spieler, sondern als Führungsspieler sieht. Wie weit die anderen Teamkollegen das akzeptieren, ist bislang nicht ganz klar. Zumindest berichtet der Spieler des FC Bayern, dass er seinen Spitznamen "Bambi" noch immer nicht ganz loshat: "Ein paar Spieler nennen mich noch so, aber ich habe kein Problem damit. Ist ja auch ein cooler Nickname", sagte er in seinem Deutsch, in das sich regelmäßig englische Worte und Redewendungen einschleichen.
Er selber sieht, dass er in den vergangenen Jahren "eine große Entwicklung genommen hat. Auch im Spielverständnis". Das sieht auch Bundestrainer Julian Nagelsmann so und hat das Duo Wirtz-Musiala zu einem der zentralen Elemente in seiner Taktik gemacht. "Wir haben viel trainiert, haben viele Lösungen parat, egal wie der Gegner steht. Aber wir beide sind auch Spieler, die sich selber Lösungen suchen und dadurch auch nicht so leicht auszurechnen sind", erklärte Wirtz.
Wirtz: "Wollen auch Drecksarbeit übernehmen"
Diese Fähigkeit dürfte schon beim Spiel gegen Schottland besonders gefragt sein. Das Team von Steve Clarke zieht sich nach dem anfänglichen Gegenpressing weit zurück und versucht, die komplette Mitte vor ihrem Strafraum mit Verteidigern zu überfrachten. Es soll gerade für Spieler wie Wirtz und Musiala enorm schwer werden, einen Weg zum Tor zu finden. Doch Angst scheint diese Aussicht den beiden nicht zu machen. "Wir sind auf einem guten Weg, dass Schottland sich deutlich mehr Sorgen um uns macht", sagte Musiala. Und Wirtz fügte an: "Wir wollen auch die Drecksarbeit übernehmen."
Zwei junge, talentierte Spieler, die sich auf und neben dem Platz wunderbar verstehen und aller Voraussicht nach ein wichtiger Teil der Zukunft des deutschen Fußballs sein werden: Natürlich gibt es da Gerüchte, dass der FC Bayern gerne Musiala einen Florian Wirtz an die Seite stellen möchte. "Ich fühle mich derzeit wohl in Leverkusen", sagte Wirtz, als er auf diese Gerüchte angesprochen wurde und fügte an: "Aber natürlich bin ich gespannt, was die Zukunft für mich bringt."
Bald beim FC Bayern? Wirtz wünscht sich Zusammenspiel mit Musiala auch im Verein
Eine Zusammenarbeit mit Musiala würde er begrüßen: "Wir haben schon Späße gemacht, dass wir in Zukunft im gleichen Verein spielen. Es würde mich freuen, wenn wir auch in Zukunft ein bisschen mehr Zeit zusammen verbringen", sagte Wirtz. An der Säbener Straße wäre man wohl alles andere als abgeneigt, wenn diese Zusammenarbeit bald in München stattfinden würde und nicht etwa im weit entfernten Madrid. Vielleicht ist das ja die nächste Parallele zwischen dem Duo Wirtz und Musiala und Schweinsteiger und Podolski.
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