Mit dem Begriff "historisch" soll man ja vorsichtig sein. Aber das, was die deutschen Basketballer in Manila gegen die USA schafften, ist zweifellos geschichtsträchtig. Erstmals hat eine deutsche Nationalmannschaft das Finale einer Weltmeisterschaft erreicht. Die Bronzemedaille 2002 war bisher der größte Erfolg einer DBB-Auswahl neben dem Gewinn des Europameistertitels 1993.
Dem Topfavoriten USA, der bisher besten Defensivmannschaft des Turniers in Asien, schenkte das Team von Trainer Gordon Herbert 113 Punkte ein. Was Kampf, Intensität und Spielfreude angeht, hat man selten, ja vielleicht nie eine bessere deutsche Mannschaft gesehen.
Im Endspiel am Sonntag (14.40 Uhr/Radio-Livereportage bei BR24Sport) geht es nun gegen Serbien. Die ausgerechnet von Ex-Bundestrainer Svetislav Pesic trainierten Serben hatten zuvor ihr Halbfinale gegen Kanada gewonnen. Kanada und die USA spielen im Duell der Enttäuschten nun um WM-Bronze.
Offensivfeuerwerk der deutschen Mannschaft
Von Beginn an war die deutsche Mannschaft voll da: Franz Wagner rückte wie zu Beginn des Turniers wieder in die Starting Five. Und anders als gegen Lettland erwischten die Deutschen diesmal einen Topstart. Schnell ging man mit 12:6 in Führung und baute diese zwischenzeitlich sogar bis auf zehn Punkte (25:15) aus. Mit zwei Dreiern hatte Andreas Obst vom FC Bayern Basketball großen Anteil daran.
Die USA wirkten teilweise beeindruckt vom Offensivfeuerwerk der deutschen Mannschaft, aber dank ihrer individuellen Qualität kamen die NBA-Profis wieder heran. Vor allem Anthony Edwards (Minnesota Timberwolves), Mikal Bridges (Brooklyn Nets) und Austin Reaves (Los Angeles Lakers) hielten für den fünfmaligen Weltmeister offensiv dagegen, und so stand es nach dem ersten Viertel "nur" 33:31 für die DBB-Auswahl.
DBB-Team hoch konzentriert und treffsicher
Im zweiten Viertel, das mit einigen Fehlversuchen auf beiden Seiten begann, erkämpften sich die Amerikaner dann ein leichtes Übergewicht und gingen in Führung. Deutschland hielt aber mit viel Intensität dagegen und hielt die Partie offen. Insbesondere die "big men" Johannes Voigtmann und Daniel Theis taten sich in dieser Phase hervor. So ging es mit 59:60 in die Pause.
Bester deutscher Werfer in der ersten Hälfte war Franz Wagner (14 Punkte, am Ende 22). Und der Profi der Orlando Magic übernahm weiter die Verantwortung und punktete stabil. Aber auch seine Mitspieler präsentierten sich weiter hoch konzentriert und treffsicher. Im dritten Viertel spielte sich das DBB-Team phasenweise sogar in einen Rausch und zog wieder bis auf zehn Punkte davon (94:84).
Nervenstark in der Crunch Time
Im Schlussviertel zeigte sich nun auch Kapitän Dennis Schröder wieder von seiner besten Seite. Zuvor hatte er selbst wenig Abschlüsse gesucht, aber seine Mitspieler gekonnt in Szene gesetzt. Nun brillierte er als Lenker und Denker und mitunter auch als Schütze, zum Beispiel zum wichtigen 108:103, als die USA wieder bis auf drei Punkte rangekommen waren. Eineinhalb Minuten vor dem Ende hieß es noch 108:107, dann traf Andi Obst - mit insgesamt 24 Punkten bester Werfer der Partie und Spieler des Spiels - den vielleicht wichtigsten Dreier seiner Karriere.
Mit Glück und Cleverness brachte Deutschland die Führung gegen hektisch werdende Amerikaner über die Zeit. Die Sensation war geschafft.
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