Es ist die letzte Erholungspause, bevor es um alles geht: Erst am Sonntag sind Fabio Kress, Joachim Agne und die Zwillinge Johanna und Marion Reichardt aus dem letzten Trainingslager zurückgekehrt – am 3. September dann starten die Ruder-Weltmeisterschaften in der serbischen Hauptstadt Belgrad. Zeit für die vier jungen Ruderer vom Akademischen Ruderclub Würzburg (ARCW) zu regenerieren und sich mental auf die Wettkämpfe vorzubereiten. "Man wird schon ein bisschen nervös", so Fabio Kress. "Aber die richtige Aufregung kommt dann erst am Finaltag."
Ruder-Weltmeisterschaften vom 3. bis 10. September
Der 23-Jährige tritt zusammen mit seinem Vereinskollegen Joachim Agne (28) in der Disziplin Leichtgewichts-Doppelvierer an. Die beiden Würzburger wurden gemeinsam mit Max von Bülow (RC Allemannia) und Simon Klüter (Mannheimer RV Amicitia) vom Deutschen Ruderverband nominiert. Die Zwillingsschwestern Marion und Johanna Reichardt (26) gehen in der Olympischen Disziplin Leichtgewichts-Doppelzweier der Frauen an den Start.
Besser als Bronze: Fabio Kress und Joachim Agne auf Medaillenkurs
Das Ziel für Fabio und Joachim ist klar: Sie wollen eine Medaille holen. Bereits bei der WM 2022 konnte das Viererteam Bronze ergattern. "Dieses Jahr darf’s gern mal Silber oder Gold werden", schmunzelt Joachim Agne. Vor allem aber wollen die Jungs endlich vor den Italienern liegen. "Jedes Mal wenn wir zur Zeit ein Rennen fahren, haben wir das italienische Team vor uns", so Agne. "Zeit, dass die mal hinten sind." Auch Fabio Kress zeigt sich optimistisch: "Ich denke, eine Medaille ist realistisch", so Kress. Der Vierer könne trotz starker Konkurrenz gut mithalten.
Mit der Zwillingsschwester im Boot: Mit- statt Gegeneinander
Neben den beiden Männern haben sich auch die Zwillingsschwestern Marion und Johanna Reichardt für die Weltmeisterschaften qualifiziert. Die beiden Sportlerinnen kommen ursprünglich aus Bückeburg in Niedersachsen. Während der Saison stehen die Geschwister häufig auch in direkter Konkurrenz, traten beispielsweise dieses Jahr beide im Einer bei den deutschen Kleinboot-Meisterschaften an, wo Marion den Titel holte. Jetzt aber gehe es darum miteinander zu rudern und nicht gegeneinander, so Marion. Nur dann könne das Boot schnell werden. "Und mit der Schwester nominiert zu sein, ist natürlich schon cool." Zwilling Johanna stimmt ihr zu: "Wir wissen einfach, was der andere will und kennen uns in und auswendig." Nur manchmal würde man sich dann natürlich auch wegen Kleinigkeiten in die Haare kriegen.
Olympische Sommerspiele als Ziel: Reichardt-Zwillinge hoffen auf Qualifikation
Bei den diesjährigen Weltmeisterschaften wollen die beiden aber voll fokussiert sein. Sie hoffen nicht nur möglichst gut abzuschneiden, sondern sich so auch für die Olympischen Sommerspiele 2024 zu qualifizieren. Die meisten Startplätze für die Pariser Sommerspiele werden bei der WM in Belgrad vergeben. Für die männlichen Vereinskollegen der Reichardt-Zwillinge kommt das nicht infrage, da der Leichtgewichts-Doppelvierer keine olympische Disziplin ist. Im Doppelzweier können die Würzburger Sportlerinnen aber auf einen Startplatz hoffen. Für Marion und Johanna Reichardt ist dafür Platz sieben oder besser erforderlich. "Das ist sehr hart", so Trainer Andreas Holz. Das Feld sei eng, die internationale Konkurrenz dieses Jahr sehr stark. "Aber wenn wir ein richtig gutes Rennen erwischen, kann’s klappen", so Marion. "Wir geben alles."
Leichtgewichtsrudern gestrichen? Vielleicht letzte Chance auf Olympia
Sollte es nicht für den siebten Platz reichen, haben die Geschwister noch die Chance auf eine Nachqualifikation im nächsten Jahr. Die Hoffnungen auf Olympia 2024 sind bei den Geschwistern umso größer, da sich eine weitere Chance nicht bieten könnte. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) plant, das Leichtgewichtsrudern nach 2024 durch Coastal Rowing (Küstenrudern) zu ersetzen. Offiziell soll diese Änderung im Herbst werden. Für den Rudersport hätte das weitreichende Folgen, so Trainer Andreas Holz, da fast die Hälfte der deutschen Ruderer betroffen wären. Eine Streichung hätte dann auch Auswirkungen auf die Finanzierung des Sports.
WM-Auftakt am Sonntag
Zunächst gilt die Konzentration nun aber den Weltmeisterschaften. Für die letzten Tage vor dem WM-Auftakt hat Trainer Holz nur ein leichtes Programm für seine Sportler vorgesehen: "Einmal am Tag ein bisschen Bewegung, damit sie im Rhythmus bleiben." Nach den großen Belastungen der letzten Wochen sei das nötig, damit der Körper regenerieren könne. Ende der Woche gehe es dann los nach Belgrad.
Die Weltmeisterschaften beginnen am Sonntag und dauern eine Woche bis zum zehnten September. Als klarer Favorit ist aus Bayern auch der Münchner Oliver Zeidler vom Deutschen Ruderverband für die WM nominiert worden. Im Einer hatte der Sportler bereits bei der WM 2022 in Tschechien Gold geholt.
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