Keine Meisterschale, kein DFB-Pokal, kein Henkelpott: Der FC Bayern beendet diese Saison seit zwölf Jahren erstmals wieder ohne Titel - dabei galt der Rekordmeister doch als Titelgarant: elf Mal Deutscher Meister in Folge, fünf Mal DFB-Pokalsieger und zwei Mal der Triumph in der Champions League.
Das Aus im Halbfinale in der Königsklasse bei Real Madrid riss die Münchner aus ihrem letzten Titeltraum. Besonders bitter dürfte das für Harry Kane sein, der doch so gerne auf dem Münchner Rathausbalkon gefeiert hätte. Doch irgendwie scheint ein Fluch auf dem Ausnahmespieler zu liegen.
Kane kam nach München, um Titel zu holen
Der Rekordtransfer der Bundesliga kam zum Rekordmeister mit einem großen Ziel: endlich einen Titel zu gewinnen. Denn der fehlt dem Stürmer - bei Tottenham Hotspur stand er fast 20 Jahre unter Vertrag, holte vier Torjägerkanonen, aber keinen Vereinstitel. Auch als Kapitän der englischen Nationalmannschaft lässt ein Triumph weiter auf sich warten.
Kane kam titelgierig nach München, das ja in den letzten Jahren Titel wie am Fließband feierte. "Ich habe immer gesagt, dass ich mich in meiner Karriere weiter verbessern will und es fühlt sich an, als wäre es der richtige Schritt in meiner Karriere. Ich möchte mich bis ans Limit bringen und das ist der Grund, warum ich hier bin und ich freue mich über die Herausforderung", zeigte sich der englische Nationalspieler in einem Interview mit dem Verein bei seiner Verpflichtung überglücklich.
Mit dem 30-Jährigen rechnete sich auch der FC Bayern große Titelchancen aus - endlich war ein Nachfolger für Robert Lewandowski gefunden, endlich hatte man im Sturm wieder jemanden von Rang und Namen. Eine so knappe Meisterschaftsentscheidung wie letzte Saison, als der FCB am letzten Spieltag Borussia Dortmund doch noch den Titel klaute, sollte es diesmal nicht werden. Das Wort "Triple" war wieder öfter an der Säbener Straße zu hören.
Debüt von Kane missglückt - erster Titel futsch
Doch Kanes Debüt ging gehörig nach hinten los - kurz nach seiner Verpflichtung verlor der FC Bayern den ersten Titel der Saison: Im Supercup gegen RB Leipzig setzte es eine 0:3-Pleite, den Großteil der Partie verfolgte der Engländer von der Bank aus.
Die Niederlage gegen die Sachsen wurde schnell abgehakt, es gab ja schließlich noch drei Wettbewerbe, in denen Titel zu holen sind: In der Bundesliga lief es anfangs auch wie geplant - und Kane tat das, wofür er geholt wurde: Tore schießen.
Frühes Aus im DFB-Pokal
Doch der erste echte Tiefschlag für die Münchner kam schneller als gedacht: das blamable Pokal-Aus beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken in der zweiten Runde. Völlig überraschend saß Kane, der zu diesem Zeitpunkt bester Scorer der Liga war, 90 Minuten auf der Bank. Ohne den englischen Superstar, der für das Spitzenspiel gegen den BVB geschont wurde, kamen an diesem Abend die Schwachstellen des FC Bayern deutlich zu Tage.
Im darauf folgenden Bundesliga-Gipfel gegen Dauerrivalen Borussia Dortmund setzte Kane beim 4:0-Erfolg mit drei Toren ein Statement - nach zehn Spieltagen führte er mit 15 Toren die Torjägerliste an. Das gelang in 60 Jahren Bundesliga davor noch keinem Spieler. Zwei Spieltage vor Schluss steht der 30-Jährige bei 36 Treffern. Doch trotz der vielen Kane-Tore - Bayer Leverkusen beendete mit einer beeindruckenden Saisonleistung das Serienabo der Bayern auf den Meistertitel.
Leverkusen beendet Meisterserie des FCB
Sieben Niederlagen gab es bislang in dieser Saison für die erfolgsverwöhnten Münchner - zu viele um den Titel zu verteidigen. Die Gründe für das Münchner Schwächeln sind vielfältig: Die erfolgsverwöhnten Tuchel-Schützlinge präsentierten sich oft satt und behäbig - so als sei der Siegeshunger gestillt. Dazu gesellten sich dauerhafte Verletzungssorgen, der Wirbel um das Tuchel-Aus, interne Querelen - es kam einiges zusammen in dieser Saison.
Jetzt gab es nur noch eine Titelchance für den FC Bayern und Harry Kane: die Champions League und die Wiederauflage des Finales von 2013 gegen Borussia Dortmund im legendären Wembley-Stadion. Den Henkelpott in den Händen zu halten, zählt zu den größten Triumphen im Vereinsfußball. Kane wollte sich den ganz persönlichen Traum vom Heimfinale erfüllen - und endlich seinen Titel-Fluch beenden. Doch es war wieder wie verhext: Bis zur 88. Minute führte der FC Bayern in Madrid: Dann zerstörte Real mit einem Doppelschlag das deutsche Finale in der Champions League. Kurz zuvor nahm Tuchel den 30-Jährigen wegen Rückenproblemen vom Platz. Dass sich der Stürmer mit zwölf Treffern zusammen mit Kylian Mbappé die Torjägerkrone holt, dürfte nur ein schwacher Trost sein.
Europameisterschaft als nächste Titelchance für Kane
Die Sehnsucht nach einem Titel bleibt bei Kane - die nächste Chance hat der Offensivspieler bei der Europameisterschaft, die am 14. Juni startet. Bei der EM vor drei Jahren waren die "Three Lions" ganz nah dran am ersten Titel seit dem Gewinn der WM 1966, verloren erst im Finale im heimischen Londoner Wembley-Stadion im Elfmeterschießen gegen Italien und zählen auch diesmal wieder zu den Top-Favoriten. Vielleicht endet ja am 14. Juli Kanes' Titel-Fluch.
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