Wie nah kann man dran sein an einem Finaleinzug? Der FC Bayern München durchlebte im Halbfinal-Rückspiel der Champions League bei Real Madrid ein Wechselbad der Gefühl. Leider nicht mit gutem Ende. Nach einer 1:0-Führung durch Alphonso Davies traf Real in der Schlussphase zweimal zum 2:1 und machte alle Träume von einem rein deutschen Finale in Wembley zunichte. Dort trifft Borussia Dortmund nun auf den Champions-League-Rekordsieger Real.
"Wir brauchen eine Weile, es ist eine Niederlage, in der wir alles auf dem Platz gelassen haben. Deshalb: no regrets." FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel
Wie 1999 im Finale der Königsklasse gegen Manchester United wurde den Münchnern ein fast schon sicher geglaubter Sieg durch einen Doppelschlag kurz vor dem Ende entrissen. Manuel Neuer, der zuvor einige Weltklasseparaden gezeigt hatte, patzte beim 1:1 durch Joselu. Zwei Minuten später traf der Ex-Hoffenheimer noch einmal, auf Vorlage des deutschen Abwehrspielers Antonio Rüdiger. Joselus Treffer hinterließ tief unglückliche Münchner.
Neuer früh gefordert, Gnabry verletzt raus
Bei den Bayern war Abwehrspieler Mathijs de Ligt rechtzeitig fit geworden. Er verteidigte neben Eric Dier. Im Vergleich zum Hinspiel in München setzte Tuchel außerdem auf Aleksandar Pavlovic und Serge Gnabry, die für Leon Goretzka und Thomas Müller in die Startelf rückten.
"Wir wissen, dass wir eine Topleistung brauchen", hatte Tuchel vor der Partie gesagt. Zwar überstanden die Bayern die erste Drangphase der Königlichen unbeschadet und hatten nach einem schönen Steckpass von Jamal Musiala auf Serge Gnabry sogar selbst eine gefährliche Torraumszene (8.). In der 13. Minute rettete dann aber erst der Pfosten und schließlich Manuel Neuer für die Münchner, als der Doppeltorschütze aus dem Hinspiel, Vinicius Junior, nach einem Einwurf zweimal aus kurzer Distanz zum Abschluss kam.
FC Bayern weitgehend ebenbürtig
Ein paarmal wurden die Bayern auch in der Folge ganz ordentlich hinten rein gedrückt. Weitere hundertprozentige Torchancen ließen sie aber vor der Pause nicht zu. Stattdessen setzten sie selbst den einen oder anderen Konter. Die Versuche von Harry Kane (29.) und Noussair Mazraoui (44.) konnte Real-Keeper Andriy Lunin aber abwehren. Dass Gnabry in der 27. Minute verletzt vom Feld musste, veränderte die Statik im Bayern-Spiel. Tuchel brachte den defensiveren Alphonso Davies.
Der Kanadier hatte gleich nach dem Wechsel einen richtig guten Abschluss, sein Schuss wurde aber noch abgefälscht (48.). Zuvor musste Eric Dier in höchster Not vor dem einschussbereiten Federico Valverde klären. Ein starker Beginn beider Teams, die nun ihre taktischen Ketten mehr und mehr ablegten.
Real macht das Spiel – Neuer hält alles, Davies trifft
Bei Real dribbelte sich immer wieder der quirlige Vinicius Junior auf der linken Seite bis in den Rücken der Abwehr durch. In der 55. Minute hätte so eine Szene beinahe zur Real-Führung geführt. Vinicius bediente Rodrygo, der den Ball haarscharf neben das Tor setzte.
Auf der anderen Seite hatten auch die Bayern weiter ihre Chancen wie Kane (54.). Die Spanier machten aber das Spiel und erhöhten weiter den Druck, Neuer im Bayern-Kasten konnte sich wiederholt auszeichnen, so wie bei Rodrygos Freistoß (59.). und eine Minute später mit einem Arm gegen Vinicius Junior. Sein Gegenüber Lunin war bei einem Schuss von Musiala ebenfalls zur Stelle (66.).
In der 68. Minute zappelte der Ball dann aber im Netz der Madrilenen: Ein Entlastungsangriff der Bayern landete auf der linken Seite bei Davies, der sich den Ball auf seinen schwächeren rechten Fuß legte und die Kugel unhaltbar für Lunin ins Tor zirkelte. Ein Traumtor – und noch dazu sein erstes in der Champions League.
Erst kein Tor, dann zwei späte Treffer für Real
Was war das jetzt für eine Partie! Es dauerte nur drei Minuten bis zum vermeintlichen Ausgleich: Der Ball lag zwar im Bayern-Tor, aber bevor Valverde traf, hatte ein Madrilene Kimmich umgestoßen. Schiedsrichter Szymon Marciniak sah sich die Szene nochmal an und annullierte den Treffer nach Ansicht der Bilder zurecht.
Ausgerechnet Min-jae Kim, der im Hinspiel zweimal gepatzt und beide Gegentore mitverursacht hatte, hätte nach seiner Einwechslung in der 82. Minute für die Entscheidung sorgen können, setzte seinen Kopfball aber an die Latte. Dann die dramatischen Schlussminuten: Manuel Neuer, vorher der beste Münchner auf dem Platz, konnte einen Schuss von Vinicius Junior nicht festhalten, Joselu staubte zum 1:1 ab (88.). Und eben jener Joselu traf auch zwei Minuten später zum von den Madrilenen viel umjubelten 2:1.
Umstrittener Pfiff hilft Real Madrid
Selbst zwölf Minuten Nachspielzeit konnten die Münchner nicht zum 2:2 nutzen. Ein vermeintliches Tor von de Ligt pfiff Schiedsrichter Marciniak unglücklich wegen einer Abseitsstellung ab, bevor der Video Assist die Szene überprüfen konnte. Die Proteste der Bayern fruchteten aber nicht. Danach war Schluss – und die Bayern im Halbfinale der Champions League ausgeschieden.
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