Es war ein Rausch, in den sich Marokkos Fußball-Nationalteam bei dieser Fußball-WM 2022 in Katar spielte. Auf dem Weg ins Halbfinale schalteten die Kicker selbst höchste Hürden wie Belgien, Spanien und Portugal mit dem nicht mehr ganz so frischen Superstar Cristiano Ronaldo aus.
Selbst Titelverteidiger Frankreich wankte in der Vorschlussrunde. Dass es am Ende "nur" Platz vier wurde - geschenkt. Denn es ist ist trotzdem die beste Platzierung einer afrikanischen Mannschaft überhaupt bei Fußball-Weltmeisterschaften.
Mannschaft, Disziplin und Fans - eine unschlagbare Einheit
Das Geheimrezept: stets aufs Neue eine geschlossene Mannschaftsleistung, vor allem beinhartes Verteidigen des eigenen Tores und lautstarke Fans, die die meisten anderen in Katar in den Schatten stellten. Neben den argentinischen Anhängern hätten sie sich für ihre Anfeuerungen vermutlich ein Final-Ticket verdient - wenn es dafür denn eines gäbe. Und dazu kam eben diese leidenschaftlich kämpfende Mannschaft, die auf allen anderen Erdteilen Fans gefunden hat.
Azzouzi plädiert für gemeinsame afrikanische WM-Bewerbung
Kein Wunder, dass die Marokkaner diese Stimmung auch einmal im eigenen Land erleben wollen. Fünf Mal hat sich Marokko schon um eine WM beworben. Bislang hat es aber noch nie mit der Austragung geklappt. Nun steht der nächste Versuch an: "Auf Anweisung seiner Majestät König Mohammed VI. werden wir uns für die Ausrichtung der Weltmeisterschaft 2030 bewerben", sagte der marokkanische Sportminister Rachid Talbi Alami der Nachrichtenagentur AFP.
"Man sieht die Fußball-Begeisterung"
Der ehemalige marokkanische Nationalspieler und heutige Geschäftsführer der SpVgg Greuther Fürth, Rachid Azzouzi, begrüßt den Schritt. "Ich würde mir wünschen, dass eine WM irgendwann in dieser Region stattfinden kann", sagte er im BR24-Sport-Interview: "Man sieht ja, wie fußballbegeistert dieses Land ist, wie fußballbegeistert Afrika ist." Azzouzi war nach Katar gereist und hatte sich Marokkos 0:2 im WM-Halbfinale gegen Frankreich angesehen.
Azzouzi spricht allerdings einen wichtigen Punkt an. Alleine wäre es für Marokko wohl gar nicht mehr so leicht eine WM zu stemmen, schließlich nehmen künftig 48 Mannschaften teil - dafür braucht es einige Spielorte. Für 2026 haben sich USA, Kanada und Mexiko zusammengeschlossen.
"Katar nicht nachhaltig, was den Fußball angeht"
Ein ähnliches Modell könnte sich Azzouzi auch in Afrika vorstellen, "wenn es mit Marokko, Algerien, Tunesien oder Ägypten zusammen wäre - oder vielleicht noch ein westafrikanisches Team dazu". Er findet: "Dort würde man auch was Gutes tun, weil es nachhaltig wäre. Man würde die Jugend dadurch fördern, mehr Fußball zu spielen, bessere Voraussetzungen schaffen. Das, was wir jetzt in Katar sehen ist nicht nachhaltig, was den Fußball angeht."
Azzouzi hofft, dass dabei auch die Auftritte der Nationalmannschaft und der Fans Marokkos ein wenig Werbung für eine WM-Bewerbung waren, die Stimmung steckte schließlich an - erst die Gastgeber, später Fußballanhänger weltweit.
WM-Premiere auf dem Kontinent 2010 in Südafrika
"Ich hoffe durch dieses Auftreten der marokkanischen Nationalmannschaft, dass vielleicht nicht immer nur das Geld zählt, sondern vielleicht auch die Nachhaltigkeit und die Entwicklungshilfe, die man dadurch leisten kann." Ansonsten scheine das Geld "bei der FIFA und insgesamt einfach in einem globalen Fußball das größte Hauptargument zu sein", mutmaßt der 51-Jährige.
Eines sei laut Azzouzi jedoch klar, wenn 20 Jahre nach der Premiere 2010 in Südafrika wieder einmal eine WM in Afrika stattfinden würde, "würde das einen Riesenschub geben." Im besten Falle wirtschaftlich, finanziell, sportlich und gesellschaftlich.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!