An Ehrgeiz hat es dem Fußballer Joshua Kimmich in seiner Karriere nie gefehlt. In der Vergangenheit hat ihn dieser unbändige Wille zu gewinnen manchmal schier zerfressen. Den Tränen nahe stand Kimmich in der Vergangenheit beim DFB öfter nach Abpfiff auf dem Platz. Nach dem blamablen WM-Aus 2022 wusste er nicht, ob er damit fertigwerden würde.
Doch diese Einstellung hat auch dafür gesorgt, dass der 29-Jährige seit Kurzem Kapitän der deutschen Nationalmannschaft ist. In diesem Amt hat Kimmich nochmal einen Sprung gemacht, das zeigte sich auch beim 2:2 gegen die Niederlande am Dienstagabend in Amsterdam.
Kimmich erzielt zwischenzeitlichen Führungstreffer
Eigentlich spielt Kimmich ja lieber im Mittelfeld. In der Nationalmannschaft setzt Bundestrainer Julian Nagelsmann auf den Mann vom FC Bayern als Rechtsverteidiger – hat ihn dafür zum obersten Führungsspieler befördert und Rückhalt gegeben, den er in der Vergangenheit vermisst hatte. Dieses Vertrauen zahlt Kimmich zurück. Schon während der EM zählte Kimmich zu den besten Spielern im DFB-Aufgebot. Als neuer Kapitän agiert er noch selbstverständlicher als zuvor - und erzielt sogar wieder Tore.
In der Johan Cruyff Arena sorgte er Sekunden vor dem Pausenpfiff mit seinem siebten Tor im DFB-Dress (93 Einsätze) für den 2:1-Führungstreffer. Die DFB-Elf hatte das Spiel nach dem frühen Rückstand nach knapp zwei Minuten damit gedreht. "Die Reaktion auf das frühe 0:1 hier auswärts gegen eine sehr spielstarke Mannschaft, das war schon gut. Da hat man schon gemerkt, dass wir schon ein gewisses Selbstverständnis haben", befand der neue Anführer der Nationalmannschaft am ARD-Mikrofon nach dem Spiel.
Kimmichs Lob: "Wir sind eine Truppe"
"Ein Tor ist für mich immer etwas Besonderes, gerade in der Nationalmannschaft. Es tut auch mal gut, wenn man einfach mal nur einen reindrücken muss", beschrieb Kimmich sein Tor. Nachdem Dennis Undav eine Hereingabe – gewollt oder nicht – weitergeleitet hatte, musste der FC-Bayern-Profi den Ball aus kurzer Distanz nur noch einschieben.
Das Team nehme ein "sehr gutes Gefühl" mit, sagte Kimmich. Man merke, "dass wir eine Truppe sind, wenn Rückschläge kommen", freute sich der neue Chef dieser Truppe, der aber zugleich bremste: "Wir wissen, dass wir noch nicht da sind, wo wir sein wollen." Ganz wie ein Kapitän das halt so macht.
Kimmich kritisiert Mecker-Regel
Als solcher genießt Kimmich nun auch ein weiteres Privileg. Er darf als einziger mit dem Schiedsrichter sprechen. Das besagt die neue Regel, im Volksmund auch gerne als "Mecker-Regel" bezeichnet. Sie soll ewige Diskussionen zwischen Schiedsrichtern und Spielern unterbinden und die Position der Unparteiischen – mit Signalwirkung in den Jugendbereich – stärken.
Er sei "nicht so ein Fan von dem neuen System", stellte Kimmich klar und lieferte auch zugleich die Erklärung für seine Abneigung: "Das ist von der Idee schon in Ordnung, aber ich finde, dass die Schiedsrichter dann schon sehr sensibel sind." Man ärgere sich über Situationen, führte Kimmich weiter aus: "Oft wird das von den Schiedsrichtern dann aufgenommen, dass sie gemeint sind und man schnell gelbe Karten bekommt."
Er würde sich wünschen, "dass die Schiedsrichter da nicht ganz so sensibel sind, auch wenn es darum geht, dass wir unsere Emotionen im Griff haben müssen, aber es nicht immer etwas Persönliches gegen den Schiedsrichter". Eine Aussage zu den allgemeinen Entwicklungen im Fußball - auch nach dem Abpfiff erfüllte Kimmich die Aufgaben des DFB-Kapitäns äußerst gewissenhaft. Eine rundum gelungene erste Woche als neuer Spielführer der Nationalmannschaft.
Im Video: Deutschland und Niederlande trennen sich unentschieden
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