Malerisch liegt der kleine Ort Perasdorf zwischen den ersten Erhebungen des Bayerischen Waldes, gut 20 Kilometer hinter Straubing. Hier haben in den 1950er-Jahren einmal knapp 1.000 Menschen gelebt. Doch in den vergangenen Jahrzehnten hat fast die Hälfte davon ihr Heimatdorf verlassen.
"Sonst sterben wir aus"
"Die Infrastruktur war veraltet. Und da haben wir damals schon einfach erkannt: Wir müssen jetzt etwas machen, weil sonst sterben wir aus", sagt Bürgermeister Thomas Schuster. Stolz präsentiert er das Bürgerhaus in der Dorfmitte. Es ist ein saniertes Schulgebäude. Heute befinden sich darin ein Café, ein Dorfladen und Gemeinschaftsräume für Vereine und Gruppen.
Zwei Millionen Euro Baukosten
"Wir hatten Baukosten von circa zwei Millionen Euro. Mit einem Förderungssatz von 90 Prozent durch das Amt für ländliche Entwicklung, weil sonst hätten wir das nie geschafft", beschreibt Schuster den finanziellen Aufwand. Mit ihrer Vision von der Zukunft konnten die Niederbayern das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) schon vor vielen Jahren davon überzeugen, sie mit staatlichen Mitteln zu unterstützen.
Insgesamt 70 Prozent Förderung
Anfang dieses Jahrtausends hatten die Perasdorfer dazu bereits ein Leitbild aufgestellt. Nach und nach wurden Arbeitskreise gebildet. Das Amt vermittelte Kontakte zu Planungsbüros, mit denen die Möglichkeiten zur Umsetzung verschiedener Projekte besprochen wurden. Insgesamt übernahm das Amt für ländliche Entwicklung nach Angaben des Bürgermeisters etwa 70 Prozent der Kosten. Weit verstreute Höfe auf dem Gemeindegebiet wurden erschlossen, Straßen wurden saniert.
Holzkegelbahn als Symbol
2007 errichtete die Dorfgemeinschaft eine Holzkegelbahn. Für Bürgermeister Schuster ein Symbol für die Dorferneuerung – auch auf zwischenmenschlicher Ebene. "Wir haben viele kleine Streitereien gehabt im Dorf, wie jede kleine Gemeinde. Aber durch die Arbeitskreise sind, wo vorher gestritten wurde, jetzt wieder Freunde. Da haben sie zusammenarbeiten können." Ohnehin sei die Einbeziehung der Bürger der Schlüssel zum Erfolg gewesen. Kritiker hätten sich dadurch von den Veränderungen überzeugen lassen.
Baugebiet statt Schule
Gut einhundert Meter vom Bürgerhaus entfernt läuft Schuster eine kleine, abschüssige Straße hinab. Hier habe früher die neue, zweite Schule gestanden. "2019 ist die geschlossen worden wegen Mangels an Kindern. Dann haben wir gesagt, jetzt reißen wir sie ab und schaffen Bauplätze für junge Familien", schildert der Bürgermeister die Vorgänge. "Die drei Bauplätze sind gleich weg gewesen. Das haben wir gemacht, um die Abwanderung zu stoppen. Und wir haben jetzt einen leichten Anstieg."
Kein Supermarkt, kaum Busverkehr
540 Einwohner zählt die Gemeinde mittlerweile. Die Kinder gehen jetzt in Nachbargemeinden zur Schule. Ein Bus fährt nur zu schülerfreundlichen Zeiten. Einen Supermarkt gibt es nicht. Das stört hier aber die wenigsten. Die Katholische Landjugend genießt ihre Räumlichkeiten im Bürgerhaus genauso wie die örtliche Mutter-Kind-Gruppe. Alle betonen die vielen Angebote, die in Perasdorf geschaffen wurden.
Silber beim Europäischen Dorferneuerungspreis
Der ganze Aufwand zahlt sich für Perasdorf nicht nur mit Blick auf die Einwohnerzahl aus. Die Gemeinde wird nun auch ausgezeichnet – mit dem Europäischen Dorferneuerungspreis unter dem Motto "Lust auf Zukunft".
"Das ist der absolute Wahnsinn. Dass wir als einziges Dorf aus ganz Bayern nominiert worden sind, wir dann Bayern im europäischen Wettbewerb vertreten dürfen und dann noch eine Silbermedaille gewinnen. Da sind wir alle stolz, die ganze Gemeinde ist stolz", sagt Thomas Schuster, während er auf einer Wiese weit über seinem Dorf steht und die Aussicht genießt. Von hier aus schauen sie immer dem Prachtfeuerwerk des Gäubodenvolksfests in Straubing zu. Von Perasdorf aus sei das doch ohnehin viel schöner.
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