Die Krise der Nationalmannschaft knapp sieben Monate vor der Europameisterschaft im eigenen Land wiegt schwer. Deshalb fordert Olaf Thon nun einen personellen "Neuanfang": "Ich glaube, die Zeit ist langsam gekommen für die Nationalspieler (…), ob es Hummels ist, ob Müller", sagte Thon in Heute im Stadion auf Bayern 1. Er achte "die Leistung, die die Weltmeister von 2014 gebracht haben, aber irgendwann müssen die Jungen wieder heranrücken und wir sehen ja: die Probleme der Nationalmannschaft verschwinden nicht durch einen neuen Trainer“, sagte der Weltmeister von 1990 am Samstag.
Hummels war erst unter Nagelsmann wieder in den Kreis der Nationalmannschaft zurückgekehrt. Auch Thomas Müller war in der Vergangenheit schon von Bundestrainer Joachim Löw aussortiert worden, war zur EM 2021 dann aber wieder Teil des Kaders.
Thon: Kimmich muss sich "zur Not opfern"
Doch auch der neue Mann an der Seitenlinie habe nicht immer glücklich agiert, findet der 57-Jährige. "Nagelsmann hat den Fehler gemacht, dass er nicht die besten Leute aufgestellt hat in den beiden Spielen." Außerdem sieht Thon Mängel in der Aufstellung. "Kimmich und Gündogan im Mittelfeld passt nicht optimal. Dann würde ich lieber Kimmich auf der rechten Seite sehen. Da muss man sich als Spieler auch opfern", fordert Thon. Kimmich präferiert bekanntlich das defensive Mittelfeld gegenüber der Rechtsverteidigerposition.
Auch die Spielanlage gefiel Thon nicht in den letzten beiden Länderspielen gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2). "Wir haben viel zu viel klein-klein versucht hinten herauszuspielen, und der Gegner hat uns dann mit Power, Wucht und Moral den Schneid abgekauft. […] Das muss doch ein Trainer erkennen", wird der ehemalige Profi von Schalke 04 und Bayern München deutlich.
Thon widerspricht Nagelsmann bei Abwehrarbeit
Größtes Manko ist weiterhin die Abwehrarbeit, findet Thon. Während Nagelsmann in Wien mit Dreierkette agieren ließ, sieht der ehemalige Nationalspieler die DFB-Elf eher in einer Viererkette. In dieser Formation wurde das Team 2014 schließlich Weltmeister. "Man hat mit einer Viererkette gespielt und stellt den Höwedes – einen Rechtsfuß – als linken Verteidiger auf. Dann hat man hinten eine Stabilität gehabt, vorne Kopfballstärke", merkt Thon an und stellt klar. "Das geht nur aus der Defensive. Und solange wir das nicht hinbekommen, werden wir zweiter Sieger sein.“
Damit widerspricht Thon dem Bundestrainer. Nagelsmann hatte nach der 0:2-Pleite in Wien erklärt, seine Mannschaft sei "kein Verteidigungsmonster". Deshalb müsse man die Verteidigungsmomente minimieren.
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