Rund 200 Tage im Jahr ist Georg Zimmermann bei Radrennen rund um den Globus unterwegs, die Feiertage verbringt er zuhause mit Freunden und Familie. Ohne Training geht es aber nicht. Wenn es die Schneeverhältnisse zulassen, greift er dabei aber lieber zu den Langlaufskiern als zu seinem Rennrad: "Das macht einen auch hart für die Wettkämpfe. Man kann sich die Bedingungen ja nicht immer aussuchen. Wir fahren auch manchmal Rennen bei fünf Grad und Schneeregen, und da muss man die Zähne zusammenbeißen", sagt Zimmermann.
Hartes Training zahlt sich aus
Das harte Training hat sich für den 25-Jährigen ausgezahlt, vergangene Saison fuhr er kontinuierlich in die Weltspitze, er hat sich fest etabliert. Und kaum einer ist so angriffslustig wie Georg Zimmermann, für den die zehnte Etappe der diesjährigen Tour de France fast in einer Sensation geendet hätte: "Da bin ich knapp an meinem Riesen-Lebenstraum vorbeigeschrammt und ich würde sagen: Ja, ich habe letzte Saison zu 99 Prozent das Maximale rausgeholt. Nur an dem Tag, denke ich, wäre mehr drin gewesen.“
- Tour de France: Augsburger Zimmermann sprintet aufs Podium
Um ein Haar am Etappensieg vorbei
Der 11. Juli war der Höhepunkt seiner bislang besten Saison als Radprofi. Gerhard Ertl fiebert - wie viele Millionen TV-Zuschauer - daheim in Augsburg vor dem Fernseher mit. Ertl hat "Gigi" – so Georgs Spitzname – mit elf Jahren bei den "E-Racern", einem kleinen Augsburger Amateur-Rennstall, "unter Vertrag" genommen und große Teile seiner Karriere begleitet: "Ich habe diese berüchtigte Etappe gesehen und bin eigentlich erschrocken, als er angegriffen hat. Ich habe mir gedacht: Georg, was machst du da? Aber hat leider dann nicht ganz funktioniert", erinnert sich Ertl.
Im Zielsprint abgefangen
Nach 187 Kilometern von Orléans nach Saint-Amand-Montrond zog Zimmermann den Zielsprint wohl etwas zu früh an und wurde auf den letzten Metern noch vom Spanier Bilbao abgefangen. Schwamm drüber! "Jeden Tag wird jemand Zweiter, auf jeder Etappe, bei jedem Radrennen, das gehört zum Leben dazu. Von daher sehe ich das mittlerweile als großen Erfolg. Das passt soweit", sagt Zimmermann,
Gelassenheit als Stärke
Diese Gelassenheit will nicht so recht passen zu einem Radprofi, der von seiner Explosivität und Emotionalität lebt. Aber sie passt zu dem heimatverbundenen Familienmenschen Georg Zimmermann. Wann immer es sein Trainings- und Wettkampfplan zulässt, zieht es ihn heim nach Augsburg. Auf dem Stadtmarkt trifft er zufällig seine Schwester Jana, die gleichzeitig zu seinen größten Fans gehört: "Wir haben uns Family-Merch gemacht, meinem kleinen Bub haben wir einen Tour-de-France-Strampler gemacht. Also, wir flippen völlig aus, und man ist unfassbar stolz. Das ist unglaublich und immer noch verrückt, wenn man ihn sieht", sagt Jana.
Die drei Karriereziele im Blick
Wobei sich die Zimmermanns wohl so langsam an ihren "Gigi" im Vorderfeld des Pelotons gewöhnen "müssen", denn für die kommende Saison hat sich Georg Zimmermann einiges vorgenommen. "Meine drei Ziele sind: eine Tour-de-France-Etappe gewinnen, einmal deutscher Meister werden und bei Olympia teilzunehmen. Das könnte ich nächstes Jahr alles erreichen, dann könnte ich aufhören“, verrät Zimmermann und grinst verschmitzt, denn ans Aufhören denkt er garantiert nicht. "Es macht mir richtig Spaß. Und ich merke auch, dass ich wirklich genau dort unterwegs bin, wo ich das meiste Talent habe, wo ich richtig was erreichen kann und ganz vorne landen. Mein Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft und da bleibe ich dran. Und: Ja, ich bin gespannt, was da rauskommt die nächsten Jahre.“
Doping (hoffentlich) kein Thema
Normalerweise wäre diese Geschichte über den Radprofi Georg Zimmermann an dieser Stelle zu Ende, und man würde sich freuen auf alles, was in den nächsten Jahren noch kommt. Doch da den Radsport regelmäßig seine dunkle Doping-Vergangenheit einholt, darf auch die Frage nach unerlaubten Mitteln nicht fehlen. Zimmermann beantwortet sie überzeugend: "Mir wurde noch nie irgendetwas Unerlaubtes angeboten. Ich wüsste auch gar nicht, wen ich anrufen soll, wenn ich bescheißen wollte. Von daher denke ich, dass der Sport auf einem ziemlich guten Weg ist, wenn ich nach vier Jahren als Profi nicht weiß, an wen ich mich wenden sollte.“
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