Einer-Ruderer Oliver Zeidler ist Deutschlands Sportler des Jahres. Bei der zum 78. Mal ausgetragenen Sportjournalistenwahl setzte sich der Olympiasieger von Paris knapp vor Schwimm-Olympiasieger Lukas Märtens (400 Meter Freistil) durch. Triathlet und Ironman-Champion Patrick Lange landete bei der Gala im Kurhaus von Baden-Baden auf Platz drei.
Olympiasieg im Sommer
Zeidler krönte im Sommer eine beispiellose Karriere - und sorgte für den Höhepunkt eines bemerkenswerten Aufstiegs, für den er auch mit der Auszeichnung Sportler des Jahres belohnt wurde. Erst 2016 war der Münchener ins Ruderboot gewechselt, nachdem er als Schwimmer die Olympia-Qualifikation verpasst hatte. Er bezeichnete es als "Zufall oder Glück", dass es für ihn im Boot gleich so gut klappte.
Es folgten drei WM- und EM-Titel - aber auch das bittere Aus im Halbfinale der Sommerspiele von Tokio. Schon damals war Zeidler als Goldfavorit gestartet, er scheiterte an den schwierigen Bedingungen, aber vielleicht auch an sich selbst. In Paris überwand er sein Trauma. "Das ist das, was ich mir über die letzten drei Jahre mit viel Schweiß und Tränen erarbeiten musste", sagte Zeidler, der das erste deutsche Einer-Gold seit Thomas Lange 1992 in Barcelona gewann.
Ruderfamilie Zeidler
Die Medaille widmete er seinen Eltern. Sie hätten alles für ihn getan, "besonders" sein Vater und Trainer Heino, "der mich vom ersten Ruderschlag an begleitet hat", sagte der 28-Jährige. Zeidler kommt aus einer Ruderfamilie, und er organisiert sein Training unabhängig vom Verband.
Im Januar zieht es den Modellathleten in die Schweiz nach Lausanne, gemeinsam mit seiner Freundin Sofia Meakin, die selbst Ruderin ist. Dort will er ein Jahr studieren, trainieren und die Zeit nutzen, die er in den "intensiven zwei Jahren der Vorbereitung auf Los Angeles" nicht mehr hätte.Der Countdown für das nächste Gold in L.A. tickt schließlich. Sein Fokus, verspricht Zeidler, liege "ganz auf dem, was vor mir liegt".
Zeidler wenige Punkte vor Märtens
Zeidler, der auf 1694 Punkte kam, und Märtens (1647) trennten lediglich 47 Zähler. Der dreimalige Hawaii-Sieger Lange erhielt 1439 Punkte. Ein vierstelliges Ergebnis erreichte auch Zehnkämpfer und Paris-Silbermedaillengewinner Leo Neugebauer (1043) als Vierter.
Auf den Plätzen fünf bis zehn folgten Michael Jung (Vielseitigkeitsreiten/941), Timo Boll (Tischtennis/938), Markus Rehm (Para-Leichtathletik/536), Jonas Deichmann (Extremsport/503), Linus Straßer (Ski alpin/404) und Josia Topf (Para-Schwimmen/373).
3x3 Basketballerinnen sind die Mannschaft des Jahres
Sehr deutlich machten es die 3x3-Basketballerinnen Sonja Greinacher, Svenja Brunckhorst, Elisa Mevius und Marie Reichert (2872), die Fußball-Meister und DFB-Pokalsieger Bayer Leverkusen (1712) wieder zu «Vizekusen» degradierten. Das Treppchen komplettierte das Handball-Nationalteam der Männer (1196), in Paris mit Silber bedacht.
Varfolomeev vor Ogunleye und Bredow-Werndl
Bei den Frauen betrug der Vorsprung von Darja Varfolomeev auf die zweitplatzierte Yemisi Ogunleye nur 79 Punkte. Die Kugelstoßerin hatte in Paris völlig überraschend Gold geholt. Varfolomeevs Märchen in der Rhythmischen Sportgymnastik aber wurde von den rund 3000 stimmberechtigten Mitgliedern des Verbandes Deutscher Sportjournalisten bei der 78. Ausgabe der prestigeträchtigen Wahl noch einen Tick höher bewertet. Dritte wurde Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl aus Tuntenhausen, die in der französischen Hauptstadt Doppel-Gold gewonnen hatte.