Skirennfahrer Thomas Dreßen hielt sich im Ziel der Lauberhorn-Abfahrt in Wengen das rechte Knie, der deutsche Speed-Rennfahrer wirkte ziemlich fertig nach der längsten Abfahrt der Saison. Zu großen Teilen fuhr der Mittenwalder diese aufrecht zu Ende.
Nur wenig später sollte er am BR24Sport-Mikrofon erklären, warum: "Vor der Anfahrt zum Hundschopf habe ich schon gemerkt, dass einfach das Knie wieder nachgibt. Als ich dann über den Hundschopf runter bin, war es, wie wenn ich nur auf einem Hax'n runterfahre, weil den rechten Fuß habe ich nicht gespürt."
Dreßen mit Knie-Problemen
Das vermaledeite rechte Knie, in dem sich Dreßen schon das Kreuzband riss und einen Knorpelschaden hatte, macht also wieder Probleme beim stärksten deutschen Abfahrer. Mit Tränen in den Augen sagte er zum BR24Sportreporter Erich Wartusch am Mikrofon: "Es ist halt bitter, wenn der Körper einfach nicht mitspielt. Man haut sich da voll rein und ich probiere wirklich alles. Aber wenn einfach der Körper nicht mehr so mitspielt, dann tut es einfach weh."
Mehrmals wiederholte er: "Es tut halt einfach weh." Es gehe ihm "beschissen. Ich glaube, man sieht es mir an".
Viele Stürze am Lauberhorn in Wengen
Das Speed-Wochenende mit der längsten Abfahrt des Weltcup-Winters hat seinen Tribut gefordert. Nicht nur von Dreßen, auch von den anderen weltbesten Skirennfahrern. Schon zuvor warnten die Athleten vor den vielen harten Rennen in so kurzer Zeit. An den drei Tagen hatten die Weltcup-Männer dann jeweils schwere Stürze zu verkraften, am Samstag erwischte es Aleksander Aamodt Kilde, der kurz vor dem Ziel mit hoher Geschwindigkeit in den Fangzaun krachte.
Er blutete heftig, wurde minutenlang behandelt und mit einem Hubschrauber abtransportiert. Dem ersten Eindruck nach hat sich der 31-Jährige, der schon zuvor gesundheitlich etwas angeschlagen war, eine Blessur am Bein zugezogen. "Es war generell ein ganz komisches Rennen, so viele Stürze und Start-Stopp", fand Dreßen. "Das ist halt einfach schwierig."
Skirennfahrer Dreßen und Odermatt kritisieren viele Rennen
Sieger Marco Odermatt äußerte sich beim ORF: "Das ist keine Kritik, aber hoffentlich eine Lehre für alle. Nicht immer ist 'mehr' auch gleich 'besser'." Ähnliche Worte fand Dreßen: "Ich glaube, dass man sich überlegen muss, was überhaupt noch zielführend ist. Wenn ich mir überlege, wie viele Rennen generell geplant sind..."
Mehrere Fahrer haben während der Fahrt abgebrochen, andere waren gestürzt. "Es war die Hölle heute", sagte Romed Baumann nach Rang 31 im ZDF. "Die Pause hat mich ziemlich aus dem Konzept gebracht, ich habe einen Hungerast gekriegt." Im unteren Abschnitt sei es ihm "fast schwarz vor den Augen" geworden, "es war richtig schlimm zu fahren". Auch der Rest der Deutschen fand nicht richtig ins Rennen: Andreas Sander wurde wegen eines Sturzes des WM-Dritten Cameron Alexander (Kanada) abgewunken und musste gleich zweimal starten - am Ende war er als 28. noch bester DSV-Athlet.
Thomas Dreßen: "Du entwertest ja Vollgas die Klassiker"
Dabei nehmen die Anforderungen in diesen Tagen immer mehr zu, die "Hölle" wird also weitergehen: "Ich habe nicht das Gefühl, dass es zu wenig Rennen sind. Das Gegenteil ist der Fall", sagte Dreßen. "Ich sehe es eher schade. Solche Rennen wie Wengen, Kitzbühel, das sind Klassiker. Und da gehört meiner Meinung nach einfach nur ein Rennen her. Du entwertest ja Vollgas die Klassiker."
Kitzbühel ist das Stichwort. Am Samstag wirkte es nach Dreßens Fahrt nicht so, als könnte er da wieder an den Start gehen. Er selbst sagt: "Schau mer mal." Und fügt an: "Ich werde sicher viel Physiotherapie brauchen die nächsten Tage." Aber dann, wenn das Knie wieder belastbar sein sollte, dann will der Kitzbühel-Sieger von 2018 natürlich wieder mitfahren. Erst nimmt er aber die Sorgen aus Wengen mit nach Hause.