Karl Geiger auf Rang eins, Markus Eisenbichler auf Rang drei, so lautete die Ausbeute der DSV-Adler beim letzten Gold-Coup im Skifliegen. Im März 2020 bei der WM in Planica setzte sich der Oberstdorfer mit der Winzigkeit von 0,5 Zählern vor dem Norweger Halvor Egner Granerud durch, der Siegsdorfer Eisenbichler belegte den Bronzerang. Im Jahr 2022 in Vikersund wurde Geiger dann als bester Deutscher lediglich Achter.
An diesem Wochenende (25.1.-28.1.2024) findet nun die nächste Skiflug-WM statt. Und das deutsche Team hat wieder einen Favoriten aus Bayern in seinen Reihen: Andreas Wellinger. Der DSV-Paradespringer dieser Saison untermauerte seine Favoritenrolle jüngst mit seinem zweiten Platz in Zakopane. Lediglich Stefan Kraft hat in diesem Skisprung-Winter mehr Weltcup-Punkte als Wellinger geholt.
Was macht Andreas Wellinger zum Mitfavoriten?
Seine Form spricht für sich - und dass er all das schon oft genug in seiner Karriere durchgemacht hat. Der mittlerweile 28-jährige Oberbayer hat schon Olympiagold gewonnen, WM-Silber geholt. Vor nicht einmal drei Wochen wurde er Zweiter bei der Vierschanzentournee. "Aktuell sind wir in der Lage, im Einzel eine Medaille zu gewinnen, Andreas Wellinger ist in einer sehr guten Form. Auf dieser Schanze hat er auch letztes Jahr schon sehr gute Leistungen gezeigt", sagt der Bundestrainer Stefan Horngacher.
Nervenkitzel bei mehr als 100 Kilometer pro Stunde in der Anlaufspur wird Wellinger in den kommenden Tagen mit Sicherheit verspüren, aber Unbehagen ob eines Sprungs um die Medaillenränge ist ihm fremd. Zudem will er dabei auch seine Sammlung vervollständigen. Eine Skiflug-WM-Medaille im Einzel fehlt Wellinger schließlich noch. "Es ist das erste Mal in seinem Leben, dass er mit einer sehr guten Form zur Skiflug-WM geht", betont Horngacher. "Der Weg ist der richtige. Ich freue mich aufs Skifliegen", sagt Wellinger selbst.
Nur einmal landete er in dieser Saison bisher nicht unter den besten fünf Skispringern eines Weltcups. Diese gewaltige Konstanz zählt auf den Riesenschanzen noch mehr. Schließlich hat jeder kleinste Fehler eine noch größere Auswirkung, die Weitendifferenz wird größer. Und anders als ein Skisprungsieger wird der Skiflug-Weltmeister in vier statt in zwei Durchgängen ermittelt.
Wer zählt noch zum Favoritenkreis?
Allen voran natürlich der stärkste Springer des Winters Stefan Kraft. Der Österreicher hat sich nach seiner kleinen Formdelle bei der Vierschanzentournee wieder stabilisiert. Zuletzt in Zakopane hatte Kraft die schlechtesten Windverhältnisse aller Springer - und gewann trotzdem souverän. Ein wenig steht dieses Ergebnis auch für seine Karriere: Der 30-Jährige hat sich über all die Jahre an alle Bedingungen und Regeländerungen wie kein Zweiter angepasst. Zudem ist er auch noch Weltrekordhalter im Skifliegen. Seine 253,5 Meter von Vikersund/Norwegen aus dem Jahr 2017 hat bislang keiner geknackt. "Wenn man an die 250 Meter fliegt, das sind Glücksgefühle", sagt Kraft. Gefühle, die er am Kulm wieder erleben will.
Neben Kraft ist da auch noch der Japaner Ryoyu Kobayashi, der sich zum Jahreswechsel den Sieg bei der Vierschanzentournee sicherte. Und der mit seiner besonderen Unbekümmertheit immer für Siege und Goldmedaillen gut ist. 2022 wurde er Olympiasieger in Peking. "Die üblichen Verdächtigen vorne springen verdammt konstant", sagt Wellinger.
Der vierte hoch favorisierte Skiflieger fällt dagegen aus: Anze Lanisek. Der Slowene hat sich beim Training daheim in Planica am Knie verletzt, das Kreuzband ist nach Angaben des Mannschaftsarztes beschädigt. Lanisek plant aber zumindest zum Ende des Winters noch einmal in den Weltcup zurückzukehren.
Wer springt für die deutsche Mannschaft?
Wellinger und der frühere Weltmeister Karl Geiger führen das deutsche Aufgebot an. Neben dem Weltcup-Gesamtzweiten Wellinger (Ruhpolding) und Geiger berief Bundestrainer Stefan Horngacher für die Wettbewerbe am Kulm Stephan Leyhe (Willingen), Pius Paschke (Kiefersfelden) und Philipp Raimund (Oberstdorf). Mitspringen dürfen am Ende aber nur vier der fünf Nominierten.
"Dass wir auch mit dem Team um die Medaillenplätze mitspringen können, haben wir zuletzt in Zakopane bewiesen", sagt Trainer Horngacher. "Hier wird es einen heißen Kampf um die ersten drei Plätze geben." Vielleicht sorgen seine Springer sogar für ein Novum: Ein deutsches Team hat noch nie den Skiflug-WM-Titel geholt.
Wann finden die Wettbewerbe statt?
Los geht es - anders als geplant - am Freitag. Schließlich musste die Qualifikation für den Einzel-Wettbewerb am Donnerstag abgesagt werden. Es hatte zu heftig gewindet am Kulm. Da die Qualifikation nicht nachgeholt wird, springen nun alle 47 startberechtigten Athleten im Einzel. Norwegen mit Titelverteidiger Marius Lindvik stellt fünf Athleten, alle anderen Nationen dürfen vier Springer an den Start schicken.
Freitag, 26.01.2024:
- 9 Uhr: Zwei Trainingsdurchgänge
- 14 Uhr: 1. Durchgang und 2. Durchgang live im Ticker im BR24Sport Livecenter
Samstag, 27.01.2024
Sonntag, 28.01.2024