Primoz Roglic
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Böse Bora-Bilanz: Stürze, kein Etappensieg, maue Teamleistung

Roglic raus, Vlasov raus, kein Fahrer unter den Top 15, tristes Mittelfeld in der Teamwertung - die Tour de France war für das bayerische Radteam Red Bull-Bora-hansgrohe eine herbe Enttäuschung. Dabei hatte man sich so viel vorgenommen.

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Mit RB-Millionen und dem Ziel Tour-Sieg angetreten, dann kläglich gescheitert. Das Team Red Bull-Bora-hansgrohe blieb bei der diesjährigen Tour de France weit hinter den so großen Erwartungen zurück. Am Ende steht die schlechteste Tourbilanz seit dem Aufstieg in die World Tour. Dabei unterzog sich die deutsch-österreichische Spitzenmannschaft zur Tour einem Rundum-Lifting: ein neuer Hauptsponsor, der dem Team grenzenlose Trainingsmöglichkeiten bot, ein Rennstall voller großer Namen.

Im Rennen selbst ging dann aber so ziemlich alles schief, was schief gehen konnte. Team-Kapitän Primoz Roglic kämpfte noch um einen Podiumsplatz bei der Tour, ehe er auf der 13. Etappe unverschuldet stürzte und aufgeben musste. "Das war natürlich ein herber, herber Rückschlag für uns", sagte Teammanager Ralph Denk. "Und wir haben die Mannschaft retten müssen."

Roglic steht sinnbildlich für enttäuschendes Team

Es war der bereits zweite Sturz des Bora-Hoffnungsträgers. Zwar verletzte er sich nicht schwer, der "Impact auf seinen Körper" sei jedoch einfach zu groß gewesen, um weiterzufahren, wie Bora-Sportdirektor Rolf Aldag erklärte.

Schon vor seinem Sturz hatte Roglic mit Alexander Vlasov einen wichtigen Helfer verloren. Vlasov war auf der anspruchsvollen neunten Etappe 40 Kilometer vor dem Ziel gestürzt und im Graben gelandet. Der Russe zog sich einen Bruch im Bereich des Sprunggelenks zu und musste aus der Tour aussteigen.

Pogacar gewinnt Tour zum dritten Mal

2020 noch verlor Roglic den Toursieg am vorletzten Tag an Landsmann Pogacar - so nah wird er wohl nie mehr an Gelb herankommen. Und während Pogacar dieses Jahr wieder an seine grandiosen Leistungen anknüpfte und sich den Gesamtsieg holte, steht Roglic hingegen am Ende der Tour sinnbildlich für sein enttäuschtes Team.

Der sündhaft teuer entlohnte Kapitän, vom Vingegaard-Rennstall zu "RBBH" geholt, beging auf den ersten Etappen rätselhafte Fehler. Ein neuer Anlauf Richtung Podest 2025? Fraglich: Roglic ist dann fast 36, Bora setzt womöglich auf den als Zugang gehandelten Remco Evenepoel. 

Druck lag auf Helfern von Roglic

Nach dem Ausfall Roglics mussten die verbliebenen Fahrer nun versuchen, selbst einen Erfolg einzufahren. "Das ist natürlich eine völlig andere Einstellung", sagt der sportliche Leiter Rolf Aldag. "Ich finde, sie haben es gut gemeistert. Nur konnten wir trotzdem keinen Profit daraus ziehen in Form von dem Etappensieg."

Der Druck lag nun auf jenen Athleten, die schon vor Roglics Ausfall nicht auf der Höhe zu sein schienen: Schon bei der ersten Bergetappe war Roglic am Col du Galibier früh von seinen Helfern getrennt, auch fünf Tage später gurkten die Helfer des Slowenen auf den Schotterpisten der Bretagne rum - oft weit weg von Roglic.

Rückschlag für Megaprojekt

Das oft zerrissene Bild des Bora-Trosses spiegelt sich auch im Endergebnis wider. Das Fazit der Odyssee: Zwei starke Männer fielen aus, kein Etappensieg, kein Fahrer unter den Top 15 (der Australier Jai Hindley landete als bester Einzelfahrer auf Rang 18), tristes Mittelfeld in der Teamwertung (Rang 8 von 22). Investment und Ertrag klafften meilenweit auseinander.

Ein Rückschlag für das Megaprojekt und Teamchef Ralph Denk: "Ja, das ist natürlich weit weg von dem, was wir uns erwartet haben. Es ist oftmals so im Leben: Wenn man's besonders gut machen will, dann läuft's einfach genau in die andere Richtung."

Buchmann, Schachmann und Kämna gehen

Seine volle Wirkung könnte das Red-Bull-Engagement aber in der Zukunft entfalten. Der Getränkehersteller hat erst im Frühjahr 51 Prozent der Anteile an der Betreiberfirma des Teams erworben. Das erklärte Ziel: der beste Rennstall der Welt zu werden - ein Sieg bei der Tour de France sollte dabei natürlich nicht fehlen.

Erst aber steht der Mannschaft ein Strukturwandel bevor. Athleten, die in den vergangenen Jahren die Gesichter von Bora waren, werden das Team zum Saisonende verlassen. Allen voran Emanuel Buchmann, der bei der Tour 2019 auf Rang vier des Gesamtklassements gefahren war. Auch Maximilian Schachmann und Lennard Kämna gehen.

Außerdem wird das Team alle Hände voll zu tun haben, die Tour aufzuarbeiten und zu analysieren. "Ich glaube, auch aus solchen Situationen lernen wir etwas", sagt Denk. "Wir freuen uns schon, wenn wir nächstes Jahr wiederkommen."

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