Der wichtigste Grund, um ein Ehrenamt, wie eine Trainertätigkeit, auszuführen, ist der Spaß. Das sagt zumindest eine repräsentative Umfrage des Zentrums für Sozialforschung von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Dass der Spaß am Trainerdasein schnell mal leiden kann, bekam auch der deutsche Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus zu spüren.
Matthäus: "Soll es ein anderer machen"
Der 63-Jährige legte kürzlich sein Amt als E-Jugendtrainer des TSV Grünwald nieder und erklärte bei Sky: "Den ganzen Tag am Telefon hängen und das alles anhören müssen, was ich alles falsch mache. Jedem sein Kind spielt zu wenig. Dann habe ich mir gedacht: Soll es ein anderer machen, vielleicht macht er es besser."
Zu wenig Anerkennung für Trainerinnen und Trainer sei das Problem, sagt Volker Herrmann, Leiter des Olympiastützpunkts Bayern. Doch für ihn zählt auch etwas anderes: "Es geht aber auch um die Bezahlung. Wenn wir uns anschauen, wie hoch die Belastung teilweise für unsere hauptamtlichen, aber auch für die ehrenamtlichen Trainerinnen und Trainer ist, dann ist das definitiv eine Sache, wo wir sagen: Die müssen besser honoriert werden."
Olympiasiegerin wird von Ehrenamtlerin trainiert
Sogar auf höchstem Niveau, nämlich auf dem einer Olympiasiegerin, arbeitet eine Trainerin ehrenamtlich. Iris Manke-Reimers trainiert seit zehn Jahren Yemisi Ogunleye. Die Kugelstoßerin findet es völlig unverständlich, dass es nicht mehr Förderung für ihre Trainerin gibt: "Das ist ein großes Manko, was ich sehe im deutschen Sport." Man müsse "viel mehr den Nachwuchs fördern und vor allem die Trainer. Denn die haben den größten Anteil im Sport selbst."
Dass die Attraktivität des Trainerberufs in Deutschland leidet, sprach auch die Kanutin Elena Lilik am Sonntag in Blickpunkt Sport an: "Es ist einfach ein Fakt, dass etwas getan werden muss und dass bei uns in der Sportart enormer Trainermangel herrscht. Das weiß unter uns Sportlern jeder und wir spüren die Konsequenzen davon."
37 Millionen Euro sollen helfen
Der bayerische Landtag hat in diesem Jahr die sogenannte Vereinspauschale, also die finanzielle Unterstützung von Vereinen auf insgesamt rund 37 Millionen Euro erhöht. Bei finanzieller Förderung ist das Entscheidende, dass die Gelder nicht im System verdampfen und effektiv auf die Bedürfnisse der Ehrenamtler eingegangen wird.
Laut der Umfrage des Zentrums für Sozialforschung von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg fehlen den bayerischen Ehrenamtlern vor allem niedrigschwellige Informations- und Beratungsangebote, aber auch die Absicherung durch eine Haftpflicht- oder Unfallversicherung. Von ihrem Verein wünschen sich die Befragten vor allem Räume und Ausstattung, sowie sachliche Unterstützung und Weiterbildungsmöglichkeiten.
Mehr Leute würden sich gerne engagieren
Die Anzahl der Ehrenamtler in Bayern liegt mit 41 Prozent knapp über dem Bundesdurchschnitt, die meisten davon sind im Sport aktiv. Noch mal größer ist die Bereitschaft: Rund 60 Prozent der Befragten würden sich gerne ehrenamtlich engagieren. Als Gründe, warum sie sich nicht engagieren, nannten die befragten Bayerinnen und Bayern vor allem zeitliche Gründe und berufliche Belastungen.
Wie Eltern am besten unterstützen, darüber sprach Hermann Hummels, Vater von Fußball-Profi Mats Hummels und ehemaliger Jugendtrainer des FC Bayern München bei Kontrovers am 19.04.2023: "Wir als Eltern sollten unterstützend sein, aber nicht versuchen, unsere Geschichte zu schreiben, weil alles, was ich selber mache und wo ich selber auch so eine intrinsische Motivation entwickeln kann, kann ich unheimlich lange machen." Das würde mit Sicherheit auch der Ex-Coach der E-Jugendmannschaft des TSV Grünwald, Lothar Matthäus, so unterschreiben.
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