Die UEFA hat vor dem EuGH eine Niederlage im Super-League-Streit erlitten
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UEFA kassiert vor EuGH Niederlage im Super-League-Streit

UEFA kassiert vor EuGH Niederlage im Super-League-Streit

Im jahrelangen Streit um die Gründung einer Fußball-Super League hat die UEFA vor dem Europäischen Gerichtshof eine Niederlage erlitten. FIFA und UEFA dürften andere Wettbewerbe nicht von ihrer Genehmigung abhängig machen, befanden die Richter.

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Der Gründung einer Super League steht wettbewerbsrechtlich nichts mehr im Wege. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) gab überraschend grünes Licht für das umstrittene Milliardenprojekt. Die höchste juristische europäische Instanz stufte in ihrem Urteil die Monopolstellung der Europäischen Fußball-Union (UEFA) sowie des Weltverbandes FIFA als nicht vereinbar mit europäischem Recht ein. Damit wäre nach 17-monatigem Verfahren in dieser Hinsicht der Weg für den Start der Super League frei.

Gericht: UEFA und FIFA missbrauchen ihre Marktmacht

Der EuGH stellte in seinem Urteil den "Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung" durch UEFA und FIFA fest. Es gebe keinen Rahmen für die Regeln der Verbände, der gewährleiste, dass die Vorgaben der Verbände transparent, objektiv, nicht diskriminierend und verhältnismäßig seien. Auch die Regeln, die FIFA und UEFA die ausschließliche Kontrolle über die kommerzielle Rechteverwertung der Wettbewerbe einräumen, würden den Wettbewerb in der EU einschränken, heißt es im Urteil. Die FIFA und UEFA würden damit ihre dominante Marktposition missbrauchen.

FIFA und UEFA dürften andere Wettbewerbe nicht grundsätzlich von ihrer Genehmigung abhängig machen und Vereinen und Spielern nicht verbieten, an diesen Wettbewerben teilzunehmen, entschied der Europäische Gerichtshof in Luxemburg. Die Androhung von Sanktionen bis hin zum Ausschluss von eigenen Wettbewerben vonseiten der UEFA oder FIFA sei nicht rechtskonform.

Super-League-Initiatoren jubeln: "Der Fußball ist frei"

Die Initiatoren der Super League feierten das Urteil umgehend als großen Sieg. "Das UEFA-Monopol ist vorbei", sagte der frühere RTL-Manager Bernd Reichart, der das Projekt für die Agentur A22 vertritt, hinter der vor allem die Super-League-Befürworter Real Madrid und FC Barcelona stehen.

"Wir haben das Recht auf Wettbewerb gewonnen", stellte Reichart fest: "Der Fußball ist frei. Die Vereine müssen keine Sanktionen mehr fürchten und können ihre Zukunft nun selbst bestimmen."

UEFA: Vertrauen auf Schutz des derzeitigen Fußball-Modells durch Gesetze

Die UEFA nimmt die Niederlage einer ersten Reaktion zufolge jedoch gelassen zur Kenntnis. Das Urteil des EuGH bedeute keine "Billigung oder Bestätigung der sogenannten Super League", teilte der Dachverband am Donnerstag mit. Neu eingeführte Regel würden die vom Gericht aufgeführten Mängel auffangen.

Die UEFA sei zuversichtlich, dass diese neuen Vorgaben für die Zulassung zu Wettbewerben "mit allen relevanten europäischen Gesetzen und Vorschriften übereinstimmen". Der Verband stehe weiterhin zur sogenannten Fußball-Pyramide, die auf nationalen Ligen beruht, in denen sich Vereine für internationale Wettbewerbe qualifizieren können. 

"Wir werden das europäische Sportmodell weiterhin gemeinsam mit den Nationalverbänden, Ligen, Vereinen, Fans, Spielern, Trainern, EU-Institutionen, Regierungen und Partnern gestalten", teilte die UEFA mit. Sie vertraue darauf, dass das derzeitige Fußball-Modell in Europa durch europäische und nationale Gesetze vor Gefahren beschützt werde. 

Im ersten Anlauf scheiterte das Projekt noch krachend

Dem jetzigen Richterspruch war ein zweieinhalbjähriger Streit vorausgegangen. 2021 hatten zwölf europäische Topclubs schon einmal aufbegehrt: Die Vereine um Real Madrid, den FC Barcelona und Juventus Turin verkündeten, eine Super League als Konkurrenz für die etablierte Champions League gründen zu wollen.

Der Aufschrei bei Ligen, Fans und der Politik fiel heftig aus - das Projekt scheiterte krachend. Die UEFA drohte mit Ausschluss von allen Wettbewerben, beteiligte Spieler sollten nicht mehr bei Welt- und Europameisterschaften teilnehmen dürfen. Unter anderem die englischen Teams zogen schnell zurück, die Super League war zunächst vom Tisch.

Doch vor allem Real und Barcelona ließen nicht locker. Die European Superleague Company klagte schließlich vor einem Madrider Gericht: Sie warf UEFA und FIFA vor, als Kartell zu handeln, weil sie sich der Gründung der Super League widersetzten. Die Fußballverbände missbrauchen demnach ihre beherrschende Stellung auf dem Markt für Fußballwettbewerbe. Dem folgte der EuGH nun größtenteils.

Rummenigge: "Die Deutschen würden niemals mitmachen"

Statt in einer geschlossenen Liga sollen in der Super League 60 bis 80 Klubs in mehreren Spielklassen mit Auf- und Abstieg antreten, statt dauerhafter Mitglieder ist ein offener Zugang über die nationalen Ligen angedacht. 

Karl-Heinz Rummenigge glaubt als Vertreter der "Europäischen Club-Vereinigung" (ECA) im UEFA-Exekutivkomitee aber nicht an eine Umsetzung. Auch ein für die Super League positives Urteil werde "nicht weit führen", hatte der 68-Jährige im Vorfeld der Entscheidung gesagt: "Vor 30 Jahren hätte das System die Neuerung begrüßt, heute ist es anders. Die Engländer, Deutschen und Franzosen würden niemals mitmachen."

Die UEFA wird wohl juristisch zurückschlagen

Die Super-League-Initiatoren sehen das anders. Das ursprünglich angedachte System haben die Befürworter nach dem Scheitern im April 2021 bereits vorsorglich angepasst. "An die Fans: Unser Vorschlag sieht vor, dass alle Spiele der Super League kostenlos gezeigt werden", verspricht Reichart und fügt mit Blick auf die Vereine hinzu: "Einnahmen und Solidaritätszahlungen werden garantiert."

Allerdings dürften bis zum möglichen Start einer Super League noch weitere Rechtsfragen zu klären sein. Die UEFA dürfte zu einem juristischen Gegenschlag ausholen und könnte dabei zum Beispiel ihre "marktbeherrschende Stellung" in Abrede stellen.

Der Spruch des EuGH werde deshalb "erst einmal nicht dazu führen, dass es eine Befriedung zwischen UEFA und Super League gibt: Nach dem Urteil ist vor dem nächsten Streit", mutmaßte bereits der Sport- und Kartellrechtsexperte Martin Stopper. Das letzte Wort dürfte also noch nicht gesprochen sein.

Mit Informationen von DPA und SID

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