Vor 60 Jahren hat der TSV 1860 den DFB-Pokal gewonnen. Es war der Auftakt für die erfolgreichste Zeit in der Vereinsgeschichte der Münchner Löwen. Die Fußballmannschaft aus Giesing gehörte zu den besten Teams in Deutschland und sorgte auch in Europa für Furore. Doch von solchen Erfolgen sind die Löwen aktuell weit entfernt.
Der TSV 1860 München bereitet sich auf seine siebte Saison in Folge in der 3. Liga vor - und währenddessen herrscht alles andere als Ruhe. Im Verein tobt seit Jahren ein öffentlich ausgetragener Machtstreit, der kurz vor der wegweisenden Mitgliederversammlung am 16. Juni einen neuen Höhepunkt findet. Den Fans des TSV 1860 dürfte es angesichts der aktuellen Situation guttun, ein wenig in die Vergangenheit zu schweifen.
Es war die Woche vor dem großen DFB-Pokalfinale 1964. Ein Finale, in dem der TSV 1860 eigentlich gar nicht hätte stehen sollen. Im Halbfinale gegen den FC Altona waren die Münchner Löwen eigentlich schon so gut wie ausgeschieden. Doch kurz vor Schluss schoss Berti Kraus seine Mannschaft noch einmal in die Verlängerung, die sich dort mit 4:1 durchsetzte. Zuvor hatte man Meister Borussia Dortmund, den 1. FC Kaiserslautern und den 1. FC Saarbrücken besiegt - und nun stand in Stuttgart das große Finale an. Dort wartete der Favorit aus Frankfurt, der seit Monaten kein Spiel mehr verloren hatte.
40 Grad - Merkels Anruf beim Wetteramt
In den Tagen vor dem wichtigen Spiel studierte Merkel immer wieder den Wetterbericht für Stuttgart, wo am 13. Juni um 16 Uhr im Neckarstadion angepfiffen werden sollte. Tag für Tag hatte es in Stuttgart hohe Temperaturen, teilweise bis 40 Grad. Und weil Merkel nach einem Anruf beim Wetteramt erfuhr, dass es auch am Tag des Finales in der Schwabenmetropole richtig heiß werden würde, entschied er, schon einige Tage früher nach Stuttgart zu fahren, damit sich sein Team akklimatisieren würde.
Dort ließ Merkel seine Mannschaft täglich in der Mittagshitze trainieren, Manfred Wagner bestätigte vor Jahren in einem Interview mit der Abendzeitung, dass diese Vorbereitung das Erfolgsrezept war: "Wir waren topvorbereitet und hatten unseren Trainer Max Merkel", so Wagner. Das Konzept ging auf. Körperlich war der TSV 1860 überlegen und je länger das Spiel dauerte, desto bestimmender waren die Münchner - und das, obwohl sich Rudi Steiner früh verletzte und sich den Rest der Spielzeit humpelnd über das Feld schleppt. Schließlich waren damals noch keine Wechsel erlaubt.
Rindersuppe in der Halbzeit - 1860 besiegt Frankfurt
Wilfried Kohlars erzielte das 1:0 für die Löwen vor der Pause - und Merkel griff zur Halbzeit noch einmal in die Trickkiste: Heute würde man sagen, um den Elektrolythaushalt der Spieler wieder ins Gleichgewicht zu bringen, reichte er Rindersuppe. Das verlorene Wasser und Salz, dass die Spieler ausgeschwitzt hatten, wollte er so ausgleichen. Und der Erfolg gab ihm recht. Kapitän Rudi Brunnenmeier erhöhte in der 63. Minute auf 2:0, was gleichzeitig auch der Endstand war.
1860 Pokalhelden mit dem Autokorso zum Marienplatz
"15.000 Münchner waren im ausverkauften Stadion. Nach dem Sieg sind alle Dämme gebrochen", erinnerte sich Wagner. Mit dem Zug ging es zurück nach München, wo die Mannschaft von einer jubelnden Menge empfangen wurde. Mit einem Autokorso ging es anschließend zum Marienplatz. "Ich habe sowas nur gekannt von 1954, als Deutschland Weltmeister geworden war", so Wagner.
Für den TSV 1860 war es der erste große Titel im neuen Zeitalter des Fußballs, das mit der Bundesliga begonnen hatte. Im Jahr darauf trat die Mannschaft im Landespokal der Pokalsieger an und kämpfte sich als erstes deutsches Team bis ins Finale. Dort verloren die Münchner allerdings mit 2:0. Doch national folgten glorreiche Jahre: 1966 gewannen die Löwen die Deutsche Meisterschaft. Bis heute der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.