Elise strahlt über das ganze Gesicht, ihre Vorfreude ist riesig. Papa Norbert hebt die Siebenjährige, die eine Fehlbildung an der Wirbelsäule hat, aus ihrem Rollstuhl. Jetzt geht es für Elise in einen Ski für körperlich Eingeschränkte, eine Sitzschale auf einem sogenannten Monoski. Ihr heutiges Ziel: "So schnell zu fahren, dass der Papa gar nicht anhalten kann."
Ski alpin im Monoski: "Eigentlich gar nicht eingeschränkt"
Getümmel an der neuen Seilbahn im oberfränkischen Bischofsgrün. Insgesamt 13 Kinder und Jugendliche und ihre Begleitpersonen trafen sich hier im Fichtelgebirge: beim Wintersportwochenende des Behinderten- und Reha-Sportverbands Bayern (BVS). Der Verband will damit so vielen eingeschränkten Menschen wie möglich den Einstieg in den Para-Skisport ermöglichen. Neben dem teuren Equipment - ein Monoski kann mehrere Tausend Euro kosten - stellt der Verband auch Trainer.
"Gerade Ski alpin ist für jemand im Rollstuhl eine der wenigen Sportarten, in denen man - wenn man es beherrscht - mit Freunden und der Familie mithalten kann. Und dabei ist man eigentlich gar nicht eingeschränkt", erklärt BVS-Landestrainer Gerd Schönfelder. Der ehemalige deutsche Ski-Rennfahrer, der bei Paralympischen Spielen insgesamt 22 Medaillen geholt hat, ist selbst eingeschränkt. Bei einem schweren Zugunglück verlor er einen Arm und die Finger der anderen Hand.
Behindertensportverband bietet Schnupperkurse an
Schönfelder will seine Erfahrung bei solchen Para-Skiwochenenden wie in Bischofsgrün weitergeben. Insgesamt fünf solcher Veranstaltungen richtet der BVS in dieser Saison aus. Der Verband sucht auf diesem Weg auch nach möglichen Nachwuchsathleten. Bis Anfang März bietet der BVS noch drei weitere solcher Schnupperkurs-Wochenenden an. "Das sind heute schon ein paar dabei, wo man sagen kann: 'Das könnte mal was werden'", so Schönfelders Blitzanalyse.
Inzwischen meisterte Elise die erste Abfahrt erfolgreich. Sie hätte sogar noch mehr Spaß gehabt, "wenn mein Papa nicht immer so bremsen würde". Bei der Abfahrt ist Papa Norbert hinter dem Monoski-Gerät, an dem er sich durch eine Stange festhält. "Ich muss verhindern, dass sie umfällt. Es ist ein bisschen so wie Schubkarren fahren", erklärt er. Während der Papa hinterherfährt, versucht Elise mit den zwei Stöcken, an denen zwei kleine Ski hängen, das Gleichgewicht zu halten. Irgendwann, so hofft Papa Norbert, kann Elise auch ohne seine Hilfe die Piste hinunterfahren.
Seheingeschränkte Skifahrer mit Funk im Ohr
Dass alle Kinder und Jugendlichen einmal ohne Begleitung Monoski fahren können, wäre das Ziel, sagt Skilehrer Markus Vogel. Das gehe aber nicht bei jedem, sondern hänge auch von der Art der Behinderung ab. Neben Querschnittsgelähmten und halbseitig Gelähmten sind an diesem Wochenende auch seheingeschränkte Skiläufer auf der Piste. Sie sind über Funkkontakt mit ihrer Begleitperson verbunden und bekommen Anweisungen über den Streckenverlauf direkt aufs Ohr.
Im Anschluss an das Training auf der Skipiste folgt am Abend eine Nachbesprechung der Lernerfolge. Für Landestrainer Schönfelder war der Tag schon davor ein voller Erfolg: "Wenn man dann die Freude bei den Kindern sieht und das Lächeln, dann geht einem das Herz auf."
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