Während sich Johan Eliasch, der Präsident des Weltverbands für Ski- und Snowboardsport (FIS), für die Nachfolge von IOC-Präsident Thomas Bach in Stellung bringt, eskaliert ein Streit zwischen Eliasch und den Ski-Verbänden der Länder weiter. Knapp drei Wochen vor dem Saisonauftakt scheinen die Fronten verhärtet.
Der Auslöser: Vermarktung der Bildrechte
Bislang haben die nationalen Ski-Verbände ihre Weltcuprennen selbst vermarktet. Doch die Vision von Johan Eliasch ist eine andere: Rechte zentral vermarkten und neue Märkte zum Beispiel in den USA, China und Saudi-Arabien zu erschließen.
Ab der Saison 2025/26 soll zentral vermarktet werden. Die nötigen Beschlüsse hat die FIS bereits gefasst, doch die Verbände fühlten sich übergangen und forderten eine gemeinsame Entscheidung. "Der Weltverband, die FIS, hat de facto versucht, mit dieser Änderung die nationalen Verbände, darunter auch den deutschen Skiverband, zu entrechten und das werden wir nicht akzeptieren", sagte Stefan Schwarzbach, Vorstandsmitglied des Deutschen Skiverbands im BR24Sport-Exklusivinterview.
Einstweilige Verfügung – kann sie erfolgreich sein?
Der Deutsche Skiverband (DSV) ist der Meinung, dass die FIS-Entscheidung gegen deutsches und europäisches Kartellrecht verstößt: "Deshalb haben wir ähnlich wie die Kollegen in Österreich, der ÖSV, einen Antrag auf einstweilige Verfügung gegen diesen Beschluss gestellt", erklärte Schwarzbach. Die Verhandlung vor dem Landgericht München hat bereits stattgefunden, am 9. Oktober soll das Urteil verkündet werden. Das Verfahren in Österreich wurde auf Ende November verschoben.
Der Streit über die Zentralisierung der Rechte läuft mittlerweile seit über zwei Jahren, doch statt einer Einigung folgen immer weitere Eskalationsstufen. Nur ein Grund, warum Eliasch und die FIS in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert wurde. Anfang des Jahres zeigte sich Ex-Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch in "Blickpunkt Sport" höchst verwundert über das Nachhaltigkeitsverständnis des FIS-Präsidenten, der gerne Ski-Rennen in China sehen würde: "Meiner Meinung nach sind das nicht die richtigen Orte für alpinen Skisport." Noch weiter ging Olympiasieger Markus Wasmeier: "Das ist unglaublich, der (Eliasch, Anm.d.Red.) macht kontinuierlich diesen Sport kaputt."
Eine Klärung war schon in Aussicht
Zuletzt schien eine Lösung bei der Vermarktung in Sicht zu sein. Die FIS hatte Zugeständnisse an die Verbände gemacht. Die Änderung der Wettkampfregeln zur Zentralisierung der Rechtevermarktung sollte wieder zurückgenommen werden. Doch es kam anders, erzählte Schwarzbach im Exklusivinterview: "Diese Rückabwicklung hätte jetzt in Zürich erfolgen sollen. Warum es leider im Council vor einigen Tagen nicht zur Abstimmung kam, können wir nicht nachvollziehen."
Der Prozess sei jetzt wieder ins Stocken geraten: "In den vergangenen Tagen und Wochen konnten wir sehr positive inhaltliche Fortschritte erzielen. Wir dachten eigentlich, dass wir damit jetzt den Gordischen Knoten durchschlagen hätten."
Wie sollen die TV-Rechte in Zukunft vermarktet werden?
Streit gab es in der Vergangenheit auch darum, wer sich um die Vermarktung der TV-Rechte kümmert. Der DSV arbeitet zum Beispiel mit der Firma "Infront" zusammen. Solche TV-Marketingfirmen wollte Eliasch mit der Zentralisierung überflüssig machen und teilte rhetorisch gegen "Infront" aus, die Firma würde Millioneneinnahmen zu Lasten des Skisports generieren, erkläre der 62-Jährige. "Infront" beschwerte sich daraufhin über die Umgangsformen des FIS-Präsidenten. Der Disput endete vor Gericht.
Umso überraschender, dass die FIS und "Infront" im Juli verkündeten, dass sie bei der geplanten Zentralvermarktung ab der Saison 2026/27 zusammenarbeiten würden. Ein Problem dabei ist, dass Verbände wie der DSV oder der ÖSV bereits langjährige Verträge über diese Zeit hinaus abgeschlossen haben.
Eskaliert der Streit weiter?
Ende des Monats ist der Auftakt des Ski-Weltcups in Sölden. Doch ob der verfahrene Konflikt zwischen FIS und den Verbänden bis dahin geklärt ist, bleibt fraglich.
Stefan Schwarzbach hält es für möglich: "Der deutsche Skiverband und auch die anderen großen Skiverbände sind der Zentralisierung grundsätzlich positiv gegenüber eingestellt, aber dafür müssen eben die Parameter stimmen."
Dieser Artikel ist erstmals am 30. September 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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