Valentino liegt entspannt im Wüstensand, blökt leise und wendet gemächlich den Kopf. Das Kamel ist völlig unbeeindruckt von den Pyramiden in seinem Rücken, von all den Kameras, Mikrofonen, Journalisten. Nicht einmal Markus Söder (CSU) erregt Valentinos besondere Aufmerksamkeit. Diese Geduld, sagt der bayerische Ministerpräsident im sandfarbenen Leinensakko, wünsche er sich in der Politik – er arbeite daran.
Bayerisch-ägyptisches Wasserstoff-Abkommen
Geduld ist jedenfalls nötig, bis sich der Hauptzweck dieser Ägypten-Reise erfüllt: Irgendwann soll Bayern erneuerbare Energie aus Ägypten erhalten. Eine entsprechende Absichtserklärung hat Söders Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) mit dem ägyptischen Energieminister im Rahmen des Besuchs in Kairo unterzeichnet. "Das Ziel ist zu klären, wie am Ende grüner Wasserstoff zur bayerischen Wirtschaft kommen kann", sagt Söder.
Zwar hat die Bundesregierung bereits eine Wasserstoff-Vereinbarung mit dem nordafrikanischen Land geschlossen - in drei Jahren soll die erste Schiffsladung mit Ammoniak in Deutschland eintreffen, das anschließend zu Wasserstoff verwandelt wird. Aber Söder sieht in den Plänen für das deutsche Wasserstoffnetz "erhebliche Lücken". Deshalb legt er Wert auf eigene Energiequellen für Bayern. Die Frage, wann erste Lieferungen aus Ägypten zu erwarten sind, lässt er offen.
Söder: "Ein verlässlicher Partner"
Einen geeigneteren Partner scheint es indes kaum zu geben: Sogar im Oktober scheint die Sonne täglich zwölf Stunden, mit dem Solarpark Benban betreibt das Land die größte Photovoltaikanlage Afrikas. Und es sucht zum weiteren Ausbau seiner Energiewirtschaft ausländische Investoren. Dass die ägyptische Wirtschaft in großen Teilen vom regierenden Militär gelenkt wird, beeindruckt Söder nicht: Entscheidend sei, dass Ägypten "ein verlässlicher Partner" sei.
Der CSU-Chef bezieht das auch auf Ägyptens internationale Rolle in der Nahost-Krise. Beim Versuch der Deeskalation sei das Land "ein wichtiger Partner".
Siemens baut "Suezkanal auf Schienen"
So sieht es auch Siemens: Der Konzern baut gerade den "Suezkanal auf Schienen", eine Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke vom Mittelmeer zum Roten Meer, rund 2.000 Kilometer lang. Im nagelneuen Kairoer Stadtteil "New Capital City" entsteht der künftige Hauptbahnhof. Söder lässt sich die hoch aus dem Wüstensand ragende Baustelle vom Transportminister zeigen. "Ein Mega-Projekt", schwärmt der Gast aus Bayern.
Söder: "Fast ein bisschen Neid"
"Wenn ich sehe, wie lange es bei uns dauert, einen halben Kilometer Bahn auf den Weg zu bringen, beneidet man das fast ein bisschen." Extra angereist ist auch Karl Blaim von Siemens Mobility: Das Unternehmen sei stolz, Ägypten durch seinen Transformationsprozess zu begleiten. Das Auftragsvolumen dürfte für Siemens am Ende bei an die zehn Milliarden Euro liegen, genau lässt es sich noch nicht sagen, nur soviel: Es ist "einer der größten, wenn nicht der größte Auftrag der Siemens-Geschichte", laut Manager Blaim.
Ägypten: Wichtiges Land für Investitionen
Das Bahnprojekt soll beispielgebend sein: Söder hofft auf Arbeitskräfte, Ägypten auf Kapital für seine riesigen Bauvorhaben. Und die bayerische Wirtschaft hofft auf Aufträge: Bisher sei das Land "nicht gerade unter den Top 10 unserer Export- oder Importmärkte", sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Ägypten sei aber "ein wichtiges Zielland, weil hier viel investiert wird". Das Handelsvolumen lag voriges Jahr bei gut 600 Millionen Euro.
Zuletzt noch zum Basar
Über mangelnde Wertschätzung kann sich Söder nicht beklagen. Zwar hat Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi, der Söder eingeladen hatte, nun doch keine Zeit. Aber Söder wird empfangen von Premierminister Mustafa Madbouli und fünf Ministern.
Der CSU-Chef beendet seine dreitägige Reise am Freitag mit einer Fahrt auf dem Nil, dem Besuch eines Basars in der Kairoer Altstadt sowie eines koptischen Priesterseminars.
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