Als im vergangenen November in Obernburg ein großes Nest der Asiatischen Hornisse entfernt wurde und die Tiere getötet wurden, war die Hoffnung vieler Imker: Damit ist die Ausbreitung vorerst gestoppt. Das hat sich als Fehlschluss erwiesen. Viel schneller als viele Experten es erwartet haben, breitet sich die Asiatische Hornisse, auch Vespa velutina genannt, von Westen aus in Bayern aus.
Hornissennest im Landkreis Haßberge größer als Medizinball
Jüngster Beweis: ein riesiges Nest im Landkreis Haßberge – und damit weit weg vom eigentlichen Ausbreitungszentrum rund um Aschaffenburg. Die gute Nachricht: Den Experten gelang es, das mehr als medizinballgroße Nest in einer Baumkrone zu entfernen und luftdicht zu verpacken.
In dicker Schutzkleidung steigen die Bamberger Wespenexperten Konrad Bauer, sein Sohn Christian und Andreas Bauer von der Berufsfeuerwehr Frankfurt in einen Krankorb. Der Auto-Kran hebt sie rund 15 Meter hoch in die Baumkrone in Gädheim im Landkreis Haßberge. Dort hängt es, hellbraun und deutlich größer als ein Medizinball: ein Nest der Asiatischen Hornisse mit hunderten Tieren.
Im Video: Hornissen-Nest in Unterfranken wird entfernt
Bedrohung für Artenvielfalt und Landwirtschaft
Für Bauer ist es das erste Aufeinandertreffen mit der eingewanderten Tierart. "Man weiß nie, wie so ein Tier reagiert. Wir sind da oben im Korb, wir haben natürlich Schutzanzüge an, aber wir wissen nie, wie aggressiv sich die Tiere letztendlich verhalten."
Für Menschen ist die grundsätzlich friedliche asiatische Hornisse normalerweise ungefährlich. Anders für Bienen. Die nämlich sind ihre Leibspeise. Die EU stuft das Insekt deshalb als eine der "gefährlichsten gebietsfremden invasiven Arten" ein, als Bedrohung für die Artenvielfalt und die Landwirtschaft. Seit dem vergangenen Jahr hat sich die asiatische Hornisse von Frankreich aus über Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ins westliche Bayern ausgebreitet.
Imker in Sorge
Allein in diesem Jahr gab es laut der Online-Seite beewarned.de [externer Link] rund 30 bestätigte Sichtungen, die meisten im westlichen Unterfranken rund um Aschaffenburg. Einzelne Völker gibt es aber auch in Mittelfranken und Schwaben.
Aufgespürt wurde das Gädheimer Nest von lokalen Imkern wie Birgit Peppel. Die Gädheimer Hobby-Imkerin zeigt uns ihre Bienenstöcke. Kaum sind wir da, taucht sie schon auf, die Vespa velutina. Mindestens doppelt so groß wie die Bienen, aber im Unterschied zur heimischen Hornisse mit einem fast gänzlich dunkelbraunen Körper, der nur von kleinen gelben Ringen unterbrochen wird. "Wie man sieht, ist die sehr geschickt, wendig und schnell", sagt die Imkerin. Bis zu 1.500 Bienen kann die geschickte Jägerin am Tag jagen. Verständlich, dass die bayerischen Imker in großer Sorge sind.
Kann man die weitere Ausbreitung der Hornissen noch stoppen?
Nach einer Stunde haben die Insektenexperten das Gädheimer Nest in einer großen Plastiktüte verpackt und die Hornissen mit CO2 betäubt. Dr. Ronald Jäger nimmt sie mit ins Institut für Bienenkunde nach Veitshöchheim. Dort werden sie durch Kälte getötet und das Nest geöffnet und analysiert.
Gerade jetzt im Herbst ist ein kritischer Zeitpunkt, weil dann die Jungköniginnen ausfliegen und im kommenden Frühjahr neue Hornissenvölker gründen, sagt Jäger. Ob die weitere Ausbreitung der Asiatischen Hornisse noch verhindert werden kann? "Ausrotten können wir sie nicht mehr, das ist klar. Aber inwiefern man die Population sehr klein halten kann, das bleibt abzuwarten."
Ausbreitung der Hornissen durch "verfrachtete" Königinnen
Die am weitesten von Aschaffenburg entfernten Nester bei Günzburg in Schwaben und bei Ansbach in Mittelfranken könnten durch "verfrachtete" Königinnen entstanden sein, glaubt er, etwa wenn eine Hornissen-Jungkönigin in einen Lkw geflogen ist und hunderte Kilometer entfernt wieder in Freiheit fliegt und eine neue Population gründet. Sie ist offenbar gekommen um zu bleiben, die Asiatische Hornisse hier bei uns in Bayern.
Einen weiteren Versuch, ihr Herr zu werden, gibt es schon heute Nachmittag in Bad Brückenau im Landkreis Bad Kissingen. Dort muss schwer zugängliche Hornissennest von Baumkletterern entfernt werden.
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