Im Fall von Klaus Perneker hat die erste Begegnung mit Dirk Nowitzki überhaupt nichts mit Basketball zu tun. Perneker ist als junger Referendar für die Fächer Biologie, Chemie und Geografie frisch ans Würzburger Röntgengymnasium versetzt worden und darf dort einem gestandenen Lehrer über die Schulter schauen, Herrn Schulz. "Und da wurde tatsächlich ein Schüler aufgerufen im Biologieunterricht, der hieß Dirk Nowitzki", erinnert sich Perneker. "Und das hat halt witzig ausgeschaut, wenn ein kleiner Lehrer einen großen Schüler noch ein bisschen schimpft dafür, dass er zu wenig gelernt hat", sagt er. Der Schüler Nowitzki war damals schon über 30 Zentimeter größer als der Lehrer.
Basketball-Coach ist auch sein Nachhilfelehrer in Chemie
Perneker war selbst ein hervorragender Basketball-Spieler, spielte neben seinem Job als Lehrer mit der DJK Würzburg in der 2. Bundesliga. Am Röntgengymnasium trainierte er den jungen Nowitzki in der Jugendmannschaft und sammelte erste Erfahrungen als Trainer.
Als die DJK 1998 mit Dirk Nowitzki als Ausnahmespieler den Aufstieg in die Bundesliga feierte, war Perneker der Cheftrainer. Er hatte den Posten von Ex-Nationalspieler Holger Geschwindner übernommen.
"Von Rattelsdorf in die NBA"
Geschwindner wurde zum Mentor der jungen Nachwuchshoffnung. 1998, nach einem Individualtraining in einer Halle in Rattelsdorf bei Bamberg, sagte Geschwindner dem BR: "Ich habe den Dirk vor drei Jahren zum ersten Mal bei einem Jugendspiel gesehen. Da ist aufgefallen, dass er viele Sachen richtig macht, ohne technische Werkzeuge zu haben." Daraufhin habe Geschwindner ihm angeboten, mit ihm Individualtraining zu machen. "Ganz so schlecht ist es ja nicht ausgegangen", sagte Geschwindner schon 1998 grinsend, als bekannt wurde, dass Dirk in die NBA wechseln wird.
BR-Sportreporter Gottfried Oliwa kommentierte damals: "Von Rattelsdorf in die NBA – was für eine Karriere". Sie sollte viel weiter gehen. 2007 wurde Nowitzki als erster Europäer überhaupt zum wertvollsten Spieler der Liga gewählt, 2011 führte "Dirkules" oder "The German Wunderkind", wie er in den USA getauft wurde, seine Dallas Mavericks zum ersten und einzigen NBA-Titel. 14 Mal wurde er ins NBA All Star Team gewählt. Mit über 31.000 erzielten Punkten ist er der sechstbeste Korbjäger der NBA-Geschichte. Weder die Dallas Mavericks (#41), noch die Nationalmannschaft (#14) werden seine Trikotnummern je wieder vergeben.
Im Video: Dirk Nowitzki: Von Würzburg bis in die NBA Hall of Fame
"Fade Away Jump Shot" als Riesen-Wandgemälde
Am Wochenende hat Nowitzkis Karriere mit der Aufnahme in die NBA Hall of Fame in Springfield, Massachusetts, ihren Höhepunkt gefunden. Am Würzburger Röntgengymnasium erinnert ein riesiges Wandgemälde an der Seitenwand der Turnhalle an den Ex-Schüler. Darauf ist Dirk Nowitzki bei seinem "Signature Move" zu sehen, dem "Fade Away Jump Shot", einem gesprungenen Wurf von einem Bein: sechs Meter breit und 14 Meter hoch. Vor vier Jahren schaute der Superstar persönlich an der Schule vorbei, um das Gemälde zu signieren.
Zehntausende empfangen Nowitzki vor Würzburger Residenz
Insgesamt sind sie in seiner Geburtsstadt mächtig stolz auf ihren "größten Sohn". Als Nowitzki nach mehreren Anläufen 2011 den NBA-Titel holt, steht ganz Würzburg Kopf. Zehntausende erwarten ihn vor der Residenz. Nowitzki jubelt ihnen vom Balkon aus zu. Es sind Szenen, die eher an die Verkündigung eines neuen Papstes auf dem Petersplatz erinnern als an die Heimkehr eines Basketballspielers nach Unterfranken.
"Unglaublich, dass so etwas in Würzburg möglich ist, hätte ich nie gedacht", sagte Nowitzki. Sogar seine Ex-Schule bekommt den Andrang zu spüren. Ein ganzer "Schwall an Touristen" sei am Röntgengymnasium vorstellig geworden, berichtete die Schulleitung dem BR. Sie wollten alles ganz genau wissen: In welchem Zimmer, an welchem Platz hat Nowitzki damals gesessen?
Unbekannte klauen handsignierte Trikots aus Würzburger Lokal
Auch im Time-Out im Würzburger Stadtteil Zellerau feierten sie Dirks Erfolge. Die Gaststätte leitet Katja Menna, eine ehemalige Mitspielerin von Nowitzki bei der DJK und Ex-Basketball-Nationalspielerin. Lange Zeit gab es im Lokal eine Fan-Ecke mit handsignierten Trikots – bis jemand in das Lokal einbrach und die Sachen von der Wand klaute.
Doch die Erinnerungen an den Menschen Dirk Nowitzki lassen sich bekanntlich nicht wegnehmen: Als Menna die Sportsbar aufbaut, greift der junge Dirk höchstselbst zum Pinsel. Das liegt ihm in den Genen, Papa Jörg führte einen Malerbetrieb. "Dann haben wir halt die ganzen Malersachen bei ihm bestellt, ist ja klar", sagt Menna. Beim Streichen hatte Dirk den Vorteil, dass er gar nicht erst auf eine Leiter steigen musste, erinnert sich Menna lachend. Für sie war Dirk damals "ein ganz normaler Spieler aus der Herrenmannschaft, dem jetzt nicht größere Bedeutung zugekommen ist", sagt sie. "Außer, dass er halt gut war."
Im Video: Marko Pesic, Geschäftsführer FC Bayern München Basketball, im Interview mit BR24Sport
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