Manuel Neuer
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Zwischen Glanzparaden und Patzern: Neuers Suche nach der Topform

Dreimal patzte Manuel Neuer binnen kurzer Zeit auf großer Bühne. Während sich der Bundestrainer schützend vor seine Nummer eins stellt, reagiert die selbstkritisch und gelassen. Kein Wunder: Schließlich hat Neuer schon Einiges erlebt.

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Ein tückisches Ding war dieser Schuss von Christos Tzolis schon, der da in 34. Minute der EM-Generalprobe abgefälscht über den nassen Rasen des Gladbacher Stadions trudelte. Aber nichts, was einen Manuel Neuer vor ernsthafte Probleme stellen sollte. Doch der Ball sprang kurz vor Deutschlands Nummer eins noch einmal auf, wischte ihm durch die Arme, prallte ins Gesicht des 38-Jährigen und von dort vor die Füße von Georgios Masouras, der zum 1:0 für Griechenland einnetzte.

Es war eine Szene, die an einen ähnlichen Ball erinnerte, der in Richtung Manuel Neuer flog. Fast genau einen Monat zuvor hatte Vinícius Junior in der 88. Minute des Champions-League-Halbfinales einen verzweifelten Distanzschuss aufs Münchner Tor gefeuert. Eigentlich ein Ball, den Neuer sonst locker aufnimmt. Doch der 38-Jährige verschätzte sich, ließ ihn abklatschen. Die Konsequenzen damals waren deutlich gravierender. Er kostete den FC Bayern die Teilnahme am Champions-League-Finale. Diesmal war es der Anlass für das Comeback seines Teams in der EM-Generalprobe.

Nagelsmann verteidigt Neuer: "Lasse keine Diskussion aufkommen"

Und doch wirft sie ein schlechtes Licht auf den Keeper, der auch im Testspiel gegen die Ukraine mit einem haarsträubenden Fehlpass fast für eine Niederlage verantwortlich gewesen wäre. "Ich lasse keine Diskussion aufkommen, auch wenn es alle probieren werden", warf sich Bundestrainer Julian Nagelsmann bei RTL schützend vor seine Nummer eins, in dem Wissen, dass nun seine Entscheidung für Neuer und gegen Marc-André ter Stegen wieder in der Kritik stehen wird.

Damals, als er diese Entscheidung traf, konnte er sich der Zustimmung eines Großteils der deutschen Fußballfans und -Experten sicher sein. Neuer war nach seiner schweren Verletzung und einer 350 Tage langen Pause vom Fußball in Topform wieder zurückgekommen und hatte Spieltag für Spieltag nicht starke Paraden, sondern auch die fußballerische Qualität gezeigt, die ihn so einmalig macht. Wackler, Fehler oder schwere Patzer gab es seit seinem Comeback so gut wie nie. Und in so einer Form ist Neuer nun mal einer der besten Torhüter der Welt.

Neuer vor EM-Start: "Schaue jetzt auf mich"

Und auch in den drei genannten Spielen: Gegen Madrid, gegen die Ukraine und auch gegen Griechenland zeigte er zum Teil Weltklasse-Leistungen – wenn, ja wenn diese drei Fehler eben nicht passiert wären. Doch so spricht man nicht über die guten Paraden, nicht über die Fehler, die zu den Toren geführt haben. So wird die Frage gestellt, ob Neuer wirklich die beste Wahl für die Stammtorhüterposition gewesen ist.

Dass der Bundestrainer sich nun sieben Tage vor der Heim-EM noch einmal umentscheidet, Neuer auf die Bank setzt, ist vollkommen ausgeschlossen. Zu tösend wäre die Unruhe, zu groß sind die Verdienste des 38-Jährigen, zu stark die Leistungen in den vergangenen Monaten und Jahren.

Neuer selbst nimmt seine Fehler zur Kenntnis. Reagiert abgeklärt, benennt sie, aber scheint sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. "Ich schaue jetzt auf mich: Ich hätte ihn besser wegbringen müssen", erklärte der Keeper wenige Minuten nach Abpfiff. Für ihn ist diese Heim-EM das achte große Turnier mit der Nationalmannschaft. Immer wieder stand er als Nummer eins infrage, immer wieder musste er sich nach Fehlern intensiver Kritik stellen. Es wäre verwunderlich, wenn sich Neuer nun von der Debatte aus der Ruhe bringen ließe, schließlich weiß er, dass er sie schon mit einem guten Auftritt gegen Schottland wieder verstummen lassen kann.

Endet Neuers Nationalmannschaftskarriere nach der Heim-EM?

Neuers Welttournee mit dem DFB begann 2010: Bei der WM in Südafrika hütete er als 24-Jähriger das Tor der Nationalmannschaft. Er erlebte dort das schmerzhafte Ausscheiden gegen Spanien, kassierte bei der EM 2012 im Halbfinale einen Doppelpack von Mario Balotelli, wurde zwei Jahre später zum Weltmeister und Welttorhüter und schied als solcher auch in der darauffolgenden EM im Halbfinale aus. Er erlebte die beste Zeit der deutschen Nationalmannschaft in der jüngeren Vergangenheit, aber auch den folgenden Abstieg mit den Enttäuschungen von 2018, 2021 und 2022.

Der Ausgang dieser Europameisterschaft ist für die deutsche Nationalmannschaft ungewiss wie lange nicht mehr. Wie weit das DFB-Team bei der Heim-EM kommt, liegt auch an und in den Händen von Neuer. Die Mannschaft wird auf einen sicheren Rückhalt angewiesen sein. Das Spiel gegen Griechenland hat noch einmal gezeigt, dass die DFB-Elf anfällig für Konter ist und an einem schlechten Tag gutem Gegenpressing nicht standhält. Die Paraden eines Weltklassetorhüters könnten ausschlaggebend sein, ebenso wie dessen Fehler.

Im Video: Die EM-Generalprobe zwischen Deutschland und Griechenland

Pascal Groß bejubelt sein Tor zum 2:1 gegen Griechenland
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Pascal Groß bejubelt sein Tor zum 2:1 gegen Griechenland

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