Es war schon bezeichnend, dass der Fußball-Trainer Marc Unterberger auf die Regularien der dritten deutschen Fußball-Liga zu sprechen kommen musste, als er seinen gerade erfolgreichen jüngsten Torschützen in der dritten Liga einordnen musste. Klar, vorher lobte er den 16 Jahre und 59 Tage jungen Angreifer Gibson Nana Adu ausgiebig.
Doch dann sagte er Mitte April nach der Partie gegen den VfB Lübeck (4:1) am BR24Sport-Mikrofon auch, dass der eigentlich schon im vergangenen Sommer hätte mitspielen können in der Liga - und folglich hätte er ihm schon auch zugetraut, dass er noch früher hätte treffen können. Trainiert habe er ja auch schon mit den Großen. Unterberger durfte ihn halt erst im Februar 2024 in einem Pflichtspiel einsetzen, als Adu sein 16. Lebensjahr vollendet hatte. Da wurde er zum jüngsten Drittliga-Spieler überhaupt.
FC Bayern traut beiden Talenten viel zu
Dass Adu ein großes deutsches Talent ist, das hat sich natürlich schnell herumgesprochen in der Republik. Auch dass er zwei, drei Jahre schneller dran ist als andere, die gerade noch im Nachwuchsleistungszentrum kicken. Er könnte ja selbst noch bei den B-Junioren mitspielen, aber denen ist er fußballerisch längst entwachsen.
Deshalb dachte sich auch der so große wie nahe Fußball-Bundesligist FC Bayern München, dass er da lieber früher als später Ernst macht: Am Donnerstagabend gaben die Münchner die Verpflichtung von Adu bekannt. Zudem kommt auch Maurice Krattenmacher, ein nicht minder talentierter Offensivspieler (18 Jahre alt), zum FCB. Krattenmacher spielte einst bei den Bayern-Junioren, in Unterhaching reifte er ab 2017 weiter. "Wir trauen beiden Spielern zu, dass sie ihren Weg im Profifußball machen", sagt Jochen Sauer, Direktor Nachwuchsentwicklung des FC Bayern.
Adu wird an Haching zurück verliehen - und Krattenmacher an Ulm?
Beide kommen nach Hachinger Angaben für eine jeweils niedrige einstellige Millionensumme. Darüber hinaus sei zusätzlich die Zahlung variabler Transferentschädigungen vereinbart worden. Für den FCB spielen werden aber beide erstmal nicht: Adu wird in der kommenden Saison an die Hachinger zurück verliehen, dort soll er in gewohntem Umfeld weitere Erfahrungen im Profifußball sammeln. Krattenmacher wiederum soll Medienberichten zufolge an den Münchner Kooperationspartner SSV Ulm in die zweite Fußball-Bundesliga verliehen werden.
Beide Transfers stehen damit auch unter dem Eindruck einer möglichen Kooperation.
Kooperation der beiden Vereine?
Schon seit Wochen gibt es Gerüchte über eine künftige Kooperation der beiden Vereine, offiziell ist dazu aber bislang noch nichts veröffentlicht. Profitieren sollen dabei vor allem die Talente in München, die in der Nähe in Unterhaching Spielpraxis bekommen, Haching wiederum bekommt hochtalentierte Kicker, die später zum großen Nachbarn wechseln könnten - aus beider Sicht gilt also für die Zusammenarbeit: nah und gut. Der FCB könnte sich so eben auch Talente, die erst durchs Raster fielen, sichern. So wie einst im Fall Karim Adeyemi, der es in der Bayern-Jugend nicht schaffte und über Haching und das Zutun von dessen Präsidenten Manfred Schwabl zum Profi wurde.
Ähnliches trifft auch auf Krattenmacher und Adu zu, ihr Weg ähnelt dem Adeyemis, der mittlerweile bei Borussia Dortmund kickt. Krattenmacher kam am Ende seiner Zeit beim FCB nicht mehr so richtig zum Zug und ging dann zur SpVgg, wo er zum gefragten Juniorennationalspieler wurde. Adu war dem Nachwuchsleistungszentrum des FSV Mainz 05 nicht diszipliniert genug, Schwabl gab ihm 2022 eine neue Chance. So wie er das damals bei Adeyemi gemacht hat.
Und in etwa so wie das andere Coaches über Adeyemi sagen, sagt Unterberger über Adu: "Man sieht, dass er unfassbares Tempo hat und auf dem Niveau mitspielen kann. Er ist jetzt jüngster Torschütze der Drittliga-Geschichte, jünger als David Alaba. Ich denke, dass wir von ihm noch einiges hören werden. […] Riesenkompliment an uns Nachwuchsleistungszentrum!"
Sauer lobt Krattenmachers Blick für den Mitspieler
Der Bad Aiblinger Krattenmacher lief bislang in 51 Pflichtspielen für die erste Mannschaft der Hachinger auf, 33 davon in der 3. Liga, und erzielte dabei fünf Tore. Nach Einsätzen in der deutschen U17 und U18 gehört er aktuell zum Kader der U-19-Auswahl (7 Spiele/3 Tore). "Er ist technisch stark, in der Offensive vielseitig und nicht nur torgefährlich, sondern hat auch immer einen guten Blick für seine Nebenspieler", sagt Sauer über ihn.
Potenzial haben also beide Talente, gerade der nächste Schritt in der Entwicklung dürfte über ihre endgültige Eignung für den Profifußball entscheiden - und wohin der von Sauer angesprochene "Weg" sie dann genau führt. Die Münchner Verantwortlichen um Sauer im Nachwuchsleistungszentrum erinnert Adu vermutlich zudem wohl auch an einen anderen, der fußballerisch eher zwei, drei Jahre früher dran war als der Rest: an Jamal Musiala, der seine ersten beiden Drittliga-Tore als 17-Jähriger erzielte. Und jetzt als 21-Jähriger bei der Europameisterschaft 2024 Teil des deutschen Nationalteams ist.
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