(Symbolbild) Nahaufnahme eines Fünf- und Zehn-Euro-Scheins
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(Symbolbild) In Bayern würden fast 1,5 Millionen Beschäftigte von einer Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro profitieren.

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15 Euro Mindestlohn – was würde das bringen?

15 Euro Mindestlohn – was würde das bringen?

15 Euro in der Stunde – möglich, dass der gesetzliche Mindestlohn nächstes Jahr schon entsprechend steigt. Das zumindest haben sich Union und SPD vorgenommen. Ob es umgesetzt wird, hängt auch von den laufenden Koalitionsgesprächen ab.

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So umstritten er vor zehn Jahren bei der Einführung war: Inzwischen stellt kaum einer mehr die gesetzliche Lohnuntergrenze infrage. "Wir stehen zum gesetzlichen Mindestlohn", so das Bekenntnis von Union und SPD nach den Sondierungen. Zurzeit liegt er bei 12,82 Euro in der Stunde. Erreicht werden sollen 15 Euro, und zwar noch im nächsten Jahr.

15 Euro Mindestlohn: Wie viel mehr bleibt am Ende des Monats?

Laut Statistischem Bundesamt würden davon in Bayern fast 1,5 Millionen Beschäftigte profitieren. Sie alle verdienen weniger als 15 Euro in der Stunde. Allerdings könnte sich die Zahl noch ändern. Das hängt auch von den Tarifrunden ab.

Steigt der gesetzliche Mindestlohn auf 15 Euro, dann hätten die, die ihn bekommen, in der Stunde einen Anspruch von zwei Euro und 18 Cent mehr. Das aber nur brutto. Abgezogen werden müssten davon die Steuer und die Abgaben in die Sozialversicherung.

Welche Folgen die Erhöhung des Mindestlohnes hätte, hängt von der jeweiligen Steuerklasse und dem Familienstand ab, aber hier ein Beispiel: Eine ledige Verkäuferin würde bei einer 40-Stunden-Woche, Steuerklasse 1, keine Kirchensteuer, ohne zusätzliches Einkommen so viel verdienen (Berechnung via stepstone, externer Link):

Mindestlohn 12,82 Euro:

  • 2.222 Euro brutto im Monat
  • 1.614 Euro netto im Monat

Mindestlohn 15 Euro:

  • 2.600 Euro brutto im Monat
  • 1.836 Euro netto im Monat

Die Verkäuferin bekäme bei einem Mindestlohn von 15 Euro also brutto 378 Euro mehr im Monat. Nach Abzug von Steuern und Sozialversicherung blieben ihr aber nur 221 Euro.

Vorteil: Mindestlohn stärkt Kaufkraft

Die Gewerkschaften machen sich für die 15 Euro schon länger stark. Sie berufen sich auf das, was die Europäische Union in der Richtlinie zum Mindestlohn als ein Parameter empfiehlt: 60 Prozent vom Medianlohn. Der Medianlohn ist genau die Mitte der Einkommen insgesamt, also nicht der Durchschnitt.

Die Gewerkschaften und auch das Sondierungspapier von Schwarz-Rot halten das für gerechtfertigt. Gerade in den unteren Einkommensgruppen schlagen sich die nach wie vor hohen Preise und die steigenden Mieten in der Haushaltskasse nieder. Zudem steigere eine Erhöhung die Kaufkraft und damit auch in Teilen die Konjunktur.

Nachteil: Wirtschaft fürchtet Stellenabbau

Ein höherer Mindestlohn belastet allerdings die Personaletats der Firmen. Sie müssen außer dem höheren Stundenlohn auch die höheren Sozialabgaben zur Hälfte aufbringen. Die Arbeitgeber warnen: "Ein Mindestlohn von 15 Euro könnte Jobs in bestimmten Bereichen kosten", heißt es auf Nachfrage vom Institut der deutschen Wirtschaft. "Anstatt Bäckereien in Familienhand gibt es dann Ketten mit Industrieware", so IW-Experte Christoph Schröder.

Und er warnt davor, dass in Restaurants, bei Friseuren oder im stationären Einzelhandel die Preise angeheizt werden könnten. Hier wird häufig nur der gesetzliche Mindestlohn gezahlt. Der muss umgerechnet übrigens auch beim Minijob eingehalten werden.

Folgen noch nicht abzuschätzen

Schon bei der Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes 2015 warnte die Wirtschaft, gestützt auf Wirtschaftsforscher vor einem großen Stellenabbau in Folge. Der kam aber bei weitem nicht so wie erwartet. "Von 2023 auf 2025/26 werden die Tariflöhne voraussichtlich um 13 Prozent steigen. Eine Erhöhung des Mindestlohnes auf 15 Euro käme einem Anstieg um beinah das Doppelte, also 25 Prozent gleich", rechnet der Präsident des ifo Institutes Clemens Fuest vor.

Das IAB, das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit, hat berechnet, was ein Mindestlohn von 15 Euro bringen würde. Demnach wäre über die Hälfte der Betriebe betroffen. Allerdings hätte ein Mindestlohn von 15 Euro auch Wirkung auf die Kaufkraft und damit das Wachstum. Darauf weist die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hin.

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