Wohnen für Hilfe: Statt Mietzahlungen leisten junge Menschen Hilfe im Alltag
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Anpacken statt Miete zahlen: Projekt verbindet Generationen

Anpacken statt Miete zahlen: Projekt verbindet Generationen

Der Mangel an Wohnraum auf der einen Seite und ein Mangel an Zeit und Fürsorge auf der anderen: Das Projekt "Wohnen für Hilfe" kann Lösungen für Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen bieten. So funktioniert das Konzept.

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Es lässt sich wie eine besondere Form der "Untermiete" beschreiben: Bei dem Konzept "Wohnen für Hilfe" helfen junge Menschen anstelle einer Mietzahlung im Alltag mit - zum Beispiel bei der Gartenarbeit, als Haushaltshilfe, bei der Kinderbetreuung, Tierpflege oder durch gemeinsame Unternehmungen. Pflegeleistungen jeglicher Art sind dabei ausgeschlossen.

Wohnen für Hilfe - Ein Beispiel aus dem Landkreis München

Student Luan Faria lebt bei einem älteren Ehepaar im Landkreis München. Seine Miete ist kostenlos, dafür packt er mit an. "Ich finde es sehr schön, weil es geht um beide Seiten", sagt er. "Wir helfen einander. Dadurch kann ich auch meine Träume erreichen. Wenn das nicht wäre, dann wäre es schwer für mich, eine Miete zu bezahlen und ich bringe auch etwas Gutes für die beiden und das tut mir auch gut!"

Tipp: Früh genug damit anfangen

Einkäufe für die nächsten Tage – Veronika Linker ist sehr dankbar, dass Luan Faria sie diese Woche übernommen hat. Sie kennt sich bestens aus mit "Wohnen für Hilfe". Seit mehr als 20 Jahren gehen ihr und ihrem Mann junge Leute zur Hand. Sie ist überzeugt von diesem Modell.

Wichtig sei dabei: nicht zu spät zu beginnen. "Ich denke, wenn man mit 90 mit so etwas anfängt, dann ist das eine kritische Sache", sagt Linker. "Wir waren, als wir da eingestiegen sind, noch keine 60. (...) Wir sind da reingewachsen. Und einer nach dem anderen kam, und für uns ist der Umgang mit den jungen Leuten gar kein Problem."

Hilfe und Familienanschluss

Ihr Mann, Hans Linker, hatte mit 57 Jahren einen Schlaganfall und ist seitdem halbseitig gelähmt. Er musste seine Arbeit als Elektroingenieur aufgeben. Dank der Hilfe von Luan Faria kommt das Ehepaar gut zurecht. Durch das Projekt komme frischer Wind ins Haus, findet Veronika Linker. "Neue Ideen, sicherlich gibt es auch mal etwas, wo man aneckt. Wichtig ist, dass man auch über Probleme redet und dass man ganz klare Grenzen setzt."

Luan Faria fährt Hans Linker regelmäßig zur Krankengymnastik und unternimmt mit ihm auch längere Ausflüge in die Umgebung. Der junge Brasilianer ist der sechste Mitbewohner der Linkers – jeder gehört zur Familie, und alle werden zu den Geburtstagen eingeladen. "Ich habe noch einen klaren Kopf. Die rechte Seite ist gelähmt und ich kann nicht mehr viel laufen, ein paar Schritte im Garten. Draußen, auf der Straße bin ich so unsicher, das geht nicht mehr", beschreibt Hans Linker seine Situation. "Für mich ist er ein Enkel, Kinder haben wir nicht, er ist ein Enkel."

Student Luan Faria: "Das passt alles ganz gut zusammen"

Eine Bereicherung für beide Seiten. Luan Faria hat im obersten Stockwerk sein kleines Reich. Dorthin kann er sich zurückziehen und hat dann seine Ruhe. In München studiert er Wirtschaftswissenschaften, seine Vorlesungen haben Vorrang – für das Ehepaar Linker ist das selbstverständlich.

Seine Pflichten sind überschaubar. "Mein Zimmer hat 20 Quadratmeter und da muss ich 20 Stunden pro Monat arbeiten, das sind fünf Stunden in der Woche. Ich finde, dass es nicht so viele Stunden sind", erklärt Luan Faria. "Ich habe dann immer wieder Zeit für die Uni, und für einen Nebenjob und für meine Hobbies – das passt alles ganz gut zusammen."

Den Tag runden Luan und Hans Linker mit einem gemeinsamen Spaziergang ab. "Wohnen für Hilfe" – da geht es auch ganz stark um ein Miteinander zwischen Alt und Jung – von dem am Ende beide gleichermaßen profitieren können. Wenn möglich, dann möchte Luan Faria bis zum Ende seines Studiums bei den Linkers bleiben.

Adressen, Organisation und weitere Infos zu "Wohnen für Hilfe"

Detaillierte Informationen über das Konzept "Wohnen für Hilfe" und eine Liste teilnehmender Städte hat unter anderem die Humanwissenschaftliche Fakultät der Universität zu Köln zusammengestellt.

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