Um das Wort "Transformation" kommt man bei den Feierlichkeiten zum Richtfest der neuen Batteriefertigung von MAN am Montag in der Nürnberger Vogelweiherstraße nicht herum. Der Standort steht für über 100 Jahre Tradition bei der Dieselmotoren-Fertigung. Die wird es hier künftig immer noch geben, doch ein Teil der Beschäftigten wird für die Produktion von Batteriesystemen umgeschult. Die Akku-Packs sollen in E-Lkw und E-Bussen zum Einsatz kommen. MAN sieht hier ein großes Potential und investiert 100 Millionen Euro. Weil der Freistaat das Projekt mit 30 Millionen Euro fördert, hat sich MAN für den Standort Nürnberg entschieden – und gegen Krakau.
Batteriesysteme für bis zu 20.000 E-Lkw jährlich
Dass MAN Batteriesysteme für E-Lkw und E-Busse in Nürnberg produziert, ist nicht ganz neu. Doch bisher lief das in Kleinserie. Um auf Massenproduktion umschalten zu können, baut der Nutzfahrzeughersteller in der Nürnberger Vogelweiherstraße eine riesige neue Halle. 35 Meter hoch und mit 17.000 Quadratmetern Fläche. Mitte kommenden Jahres will MAN mit der Produktion der Akku-Packs beginnen.
Die für Lkw sind etwa so groß wie eine Waschmaschine. Die für E-Busse sind flacher, dafür aber auch deutlich länger. Zunächst sollen hier jährlich 50.000 Batteriesysteme vom Band gehen. Mittel- bis langfristig soll die Produktion dann auf 100.000 Systeme hochgefahren werden, so MAN-Chef Alexander Vlaskamp. Das sei genug, um 15.000 bis 20.000 E-Lkw elektrisch betreiben zu können.
700 Kilometer Reichweite – und einige Fragezeichen
Ein E-Lkw von MAN kann mit bis zu sechs Batterie-Packs ausgestattet werden, heißt es. Damit kommt man auf eine Reichweite von bis zu 700 Kilometern, so der MAN-Chef. Perspektivisch sollen bis zu 1.000 Kilometer möglich sein. Ob die E-Lkw ein Erfolg werden, hängt aber noch von weiteren Faktoren ab. Etwa von der Politik.
Eigentlich sei man mit der Elektrifizierung von Lkw auf einem guten Weg gewesen, sagt MAN-Chef Vlaskamp. Doch dann habe die Ampelregierung die Förderung für E-Lkw gestrichen. Ein "Fehlschritt", wie er sagt. Mehreinnahmen bei der Lkw-Maut seien auch nicht in den Ausbau der Ladeinfrastruktur gesteckt worden. Die Folge spürt MAN bei den Auftragseingängen. "Unsere Kunden fragen sich: wo geht's hin?", so Vlaskamp.
350 "neue" Arbeitsplätze für eine "Schlüsselkomponente"
MAN spricht mit Blick auf die neue Batteriefertigung von 350 "neuen Arbeitsplätzen". Tatsächlich sind es zunächst eher 350 Jobs an einem neuen Arbeitsplatz. Jobs, die innerhalb des Standorts verlagert werden: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren bisher in der Diesel-Motorenfertigung von MAN beschäftigt und sollen nun umgeschult und weitergebildet werden. Der Freude des Betriebsratsvorsitzenden Markus Wansch tut das aber keinen Abbruch. Denn mit Blick auf die Transformation mache man sich "natürlich Gedanken, wie sieht's langfristig aus". Mit der Batteriefertigung habe man in Nürnberg eine zukünftige "Schlüsselkomponente", die die E-Lkw von MAN möglicherweise dann unterscheide von den Trucks von Konkurrenten.
Im Video: MAN will in Nürnberg ab April Batterien für E-LKW produzieren
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