Ein im Auftrag des Postdienstleisters DHL in Leipzig gestartetes Frachtflugzeug ist am frühen Morgen in der Nähe des Flughafens der litauischen Hauptstadt Vilnius abgestürzt. Erst im August wurde vor Brandsätzen gewarnt, die Unbekannte über Frachtdienstleister verschicken könnten. Noch sind die Hintergründe des Absturzes am frühen Morgen aber völlig unklar. Eine Übersicht:
Was ist passiert?
Das Flugzeug des Typs Boeing 737-400 war im Auftrag des Postdienstleisters DHL unterwegs und am frühen Morgen in Leipzig gestartet. Nach DHL-Angaben handelte es sich um eine Maschine der Fluggesellschaft Swift Air. Nach DHL-Angaben war sie auf dem Weg zum Flughafen von Vilnius. Nach Informationen der örtlichen Behörden waren vier Menschen an Bord. Eine Person kam ums Leben, die drei weiteren Insassen wurden verletzt und ins Krankenhaus gebracht.
Nach Angaben von DHL leitete die Maschine zuvor eine Notlandung ein. Die Auswertung der Kommunikation zwischen dem Piloten und dem Tower deutet einem Bericht des litauischen Rundfunks zufolge nicht auf einen Notfall oder andere Unregelmäßigkeiten beim Landeanflug hin. Es sei "eine routinemäßige Kommunikation, ein einfacher Sinkflug" gewesen, sagte ein Luftfahrtexperte. Das Flugzeug habe versucht zu landen und die Landebahn nicht erreicht, sagte Polizeichef Arunas Paulauskas.
Wie war die Lage am Unfallort?
Nach Angaben des Rettungsdienstes wurden die Einsatzkräfte um 5.31 Uhr informiert. Der Unfallort liegt in einem Stadtteil von Vilnius namens Liepkalnis. Die Lage am Unfallort war am frühen Morgen unübersichtlich. Zahlreiche Einsatzkräfte waren im Einsatz, ein Journalist des litauischen Rundfunks berichtete, dass viele Teile des Flugzeugs herumgeschleudert worden seien.
Einige Trümmerteile trafen auch ein Wohnhaus, in dem drei Familien lebten. Alle zwölf Bewohner sind nach Angaben des Rettungsdienstes in Sicherheit. Auf Bildern war zu sehen, wie Rauch an einem Wohnhaus zwischen Bäumen aufsteigt. Laut den Rettungskräften war das Feuer um 7.33 Uhr unter Kontrolle.
Was ist über den Toten und die Verletzten bekannt?
Beim Absturz des Frachtflugzeugs wurde ein spanischer Staatsbürger getötet. Das sagte ein Vertreter der Polizeibehörde der litauischen Nachrichtenagentur Elta. Die übrigen Insassen des Flugzeugs – ein Deutscher, ein weiterer Spanier und ein Litauer – seien verletzt worden. Zum gesundheitlichen Zustand der Verletzten machten die Behörden zunächst keine weiteren Angaben. Zum Alter der Insassen gebe es noch keine gesicherten Informationen, erklärte die Polizei.
Was ist der Grund für den Absturz?
Warum die Maschine abstürzte, war zunächst völlig unklar. Das sei "höchstwahrscheinlich auf einen technischen Fehler oder ein menschliches Versagen zurückzuführen", sagte Polizeichef Paulauskas. Auch andere Ursachen – wie etwa einen Terroranschlag – könne er aber nicht ausschließen. Auch der Chef des litauischen Spionageabwehrdienstes, Darius Jauniskis, sagte: "Wir können die Möglichkeit von Terrorismus nicht ausschließen. Aber im Moment können wir keine Schuldzuweisungen machen oder mit dem Finger auf jemanden zeigen, weil uns solche Informationen fehlen." Ein Sprecher von DHL in Litauen sagte, der Konzern habe eigene Untersuchungen eingeleitet. Es gebe bislang keine Hinweise, dass eines der Pakete an Bord der Maschine verdächtig gewesen sei.
Wie geht es jetzt weiter?
Aus Kreisen der deutschen Sicherheitsbehörden hieß es, man sei in engem Austausch mit nationalen und ausländischen Kollegen. Deutsche Ermittler beteiligen sich auch selbst an der Suche nach der Unfallursache. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung werde die Ermittlungen vor Ort in Litauen unterstützen, sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums in Berlin. Ab dem Abend würden Kollegen dort im Einsatz sein.
Nach litauischen Angaben sollen von deutscher Seite vier Experten entsandt werden. Auch Spanien werde zwei Ermittler abstellen, die ebenfalls in Kürze in Litauen eintreffen würden, sagte Laurynas Naujokaitis, der Leiter der beim litauischen Justizministerium angesiedelten Stelle für Untersuchungen von Verkehrsunfällen und Zwischenfällen.
Mit Material von dpa und Reuters.
Wie wahrscheinlich ist ein Terroranschlag?
Ende August war bekannt geworden, dass deutsche Sicherheitsbehörden vor "unkonventionellen Brandsätzen" warnen, die von Unbekannten über Frachtdienstleister verschickt werden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und das Bundeskriminalamt (BKA) verschickten seinerzeit einen entsprechenden Warnhinweis an Unternehmen aus der Luftfahrt- und Logistikbranche. Im Juli soll ein aus dem Baltikum verschicktes Paket im DHL-Logistikzentrum in Leipzig einen Brandsatz enthalten und Feuer gefangen haben. Ob es im Fall des nun abgestürzten Flugzeugs einen Sabotage-Verdacht gibt, ist völlig unklar.
Könnte Russland hinter einer möglichen Sabotage stecken?
In der Warnmeldung von BfV und BKA kam das Wort Russland nicht vor. Dennoch wird in Sicherheitskreisen ein Zusammenhang mit den zunehmenden Fällen russischer Sabotage in Deutschland nicht ausgeschlossen.
Ermitteln auch deutsche Sicherheitsbehörden?
Auch deutsche Sicherheitsbehörden sind in die Ermittlungen involviert. Man stehe dazu "im engen Austausch mit den beteiligten Stellen im In- und Ausland, um den Sachverhalt schnellstmöglich aufzuklären", hieß es in deutschen Sicherheitskreisen.
Mit Informationen von dpa.
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