In den meisten Orten in Bayern sind mittlerweile so gut wie alle Löcher im Mobilfunknetz gestopft. In ländlichen oder dünn besiedelten Gebieten im Freistaat lässt der Empfang aber noch zu wünschen übrig. Vor allem ganz im Süden Bayerns sieht man noch viele "weiße Flecken" mit schlechter Netzabdeckung für Handy und Internet. Wo die größten Löcher im Funknetz sind und mit welchem Mobilfunkanbieter es trotzdem noch den vergleichsweise besten Empfang gibt, das zeigt unsere interaktive BR24-Karte unten.
Keine teuren Auktionen – stattdessen mehr Geld für Netzausbau
Die Bundesnetzagentur hat einen Vorschlag erarbeitet, wie die Versorgung auch auf dem Land verbessert werden kann. Heute will sie mit ihrem Beirat darüber beraten. In dem sitzen Abgeordnete des Bundestags und der Länderregierungen, für Bayern Wirtschaftsminister Aiwanger. Im Papier der Bundesnetzagentur, das dem Bayerischen Rundfunk vorliegt, schlägt die Netzagentur vor, bei den Ende des Jahres frei werdenden Mobilfunkfrequenzen diesmal auf eine Versteigerung zu verzichten.
Zwar müssten die Netzbetreiber eine Nutzungsgebühr für die nächsten fünf Jahre zahlen, in Höhe von 600 Millionen Euro. Doch O2, Telekom und Vodafone, deren Lizenzen für diese Frequenzen auslaufen, dürften dennoch Milliarden sparen. Im Gegenzug müssen sie sich, so sieht es der Vorschlag vor, zu einem relativ schnellen Netzausbau verpflichten, der die weißen Flecken auch in Bayern schrumpfen lassen dürfte.
Win-win: Vorteil für Netzbetreiber und Verbraucher
Vom Netzbetreiber O2 Telefónica kommt viel Zustimmung. Es sei doch sinnvoller, Geld in neue Funkmasten zu stecken, statt in Papier, also Lizenzen, heißt es aus dem Unternehmen. Das käme den Menschen zugute, gerade in den ländlichen Gebieten, wenn ihnen dann ein leistungsfähiges Netz zur Verfügung steht. Unternehmenssprecher Klaus Schulze-Löwenberg rechnet mit einer spürbaren Verbesserung, sollte der Vorschlag der Netzagentur umgesetzt werden. Denn dafür, dass die Netzbetreiber ihre Frequenzen nun viel günstiger für zunächst fünf Jahre weiter nutzen dürfen, müssen sie ambitionierte Ziele erfüllen.
Bis 2030 sollen 99,5 Prozent der Fläche mit einer Downlinkrate von 50 MBit/s erschlossen sein, was einer Versorgung mit mindestens 4G-Standard entspricht. Entscheidend dabei ist, dass hier nicht die Haushaltsabdeckung gemeint ist, sondern auch der Ausbau in der Fläche, also z.B. auch an Straßen oder im Wald.
Werden die weißen Flecken wirklich schrumpfen?
99,5 Prozent der Fläche versorgt mit 50Mbit/s: Das klingt erst einmal gut. Doch ob damit alle weißen Gebiete verschwinden werden, ist fraglich. Denn immerhin vier Prozent der bundesdeutschen Flächen sind Naturschutzgebiete. Hier Mobilfunkmasten, Stromnetze oder Glasfaseranschlüsse zu errichten, unterliegt einem schwierigen und oft langwierigen Genehmigungsprozess. Bislang haben Mobilfunker den kostenintensiven Ausbau in Wald und Wiese daher eher gescheut.
Ein Lichtblick ist nun aber, dass nach dem Vorschlag der Bundesnetzagentur die Versorgung in sehr dünn besiedelten Gebieten deutlich verbessert werden muss. Ab 2029 sollen demnach 99 Prozent der Haushalte in dünn besiedelten Gebieten eine Datenrate von mindestens 100 MBit/ im Downstream nutzen können 50 MBit/s sollen es ab 2029 entlang aller Landes- und Staatsstraßen sein, ein Jahr später auch entlang aller Kreisstraßen.
Interaktive Grafik: Hier ist das Internet am schlechtesten in Bayern
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