Continental streicht Stellen und das insbesondere auch in Deutschland, weil diese Arbeitsplätze hier besonders teuer sind. Es trifft vor allem die Bereiche Forschung und Entwicklung, wo es um neue Produkte für die Zukunft geht. Unrentable Projekte gab und gibt es vor allem in den Bereichen Elektromobilität und autonomes Fahren. Dort haben sich die hohen Erwartungen an Umsatz und Wachstum nicht erfüllt.
Continental: Börsenpläne für Automotive schon weit fortgeschritten
Der Zeitplan dafür steht seit längerem fest. Bereits im Dezember wurde verkündet, bis Ende 2025 die Automotive-Sparte unter einem neuen Namen abzuspalten und an die Börse zu bringen.
Im Vorfeld dieser Entscheidung hatte der Konzern aus Hannover den Abbau von zunächst 7.000 Stellen angekündigt. Das sei inzwischen zu 80 bis 90 Prozent umgesetzt, hieß es in Hannover. Für die endgültige Abspaltung fehlt nur noch die Zustimmung auf der Hauptversammlung der Aktionäre.
Continental: Stellenstreichung soll Automotiv-Tochter "attraktiv" machen
Continental will seine Automotive-Sparte loswerden, weil deren teils hohen Verluste in der Vergangenheit den Konzern immer wieder in die roten Zahlen getrieben hat. Um nun neue Aktionäre speziell für diese Sparte zu gewinnen, muss sichergestellt sein, dass solche Verluste nicht gleich wieder auftreten.
Dafür ist der laufende Sanierungskurs verschärft worden, um weitere 3.000 Stellen weltweit. Knapp die Hälfte (1.450) davon betrifft deutsche Standorte, wobei der Schwerpunkt dabei eher in Hessen (Frankfurt und Babenhausen) liegt als in Bayern.
Vier Standorte in Bayern betroffen bei Continental-Töchtern
Allerdings soll im Freistaat der Automotive-Standort Nürnberg mit 140 Mitarbeitern ganz aufgegeben werden. Außerdem geht es in Regensburg um 40 (von 3.800) und in Ingolstadt um 20 (von 3.800) Stellen, die wegfallen sollen.
Daneben ist in Bayern die Softwaretochter Elektrobit betroffen, mit Sitz in Erlangen und weiteren Standorten etwa in Berlin, Stuttgart und Braunschweig. Bei Elektrobit sollen insgesamt 480 Stellen wegfallen, 330 davon in Deutschland. Noch ist unklar, wo genau.
Continental ist mit seinen Problemen nicht allein
Die Sanierung von Continental und der Sparte Automotive gleicht einem Wettlauf mit der Zeit. Denn die Rahmenbedingungen für die deutsche Automobilindustrie verschlechtern sich weiter. So ist die Nachfrage am europäischen Automarkt nach wie vor weit unter den Erwartungen, auch bei der Elektromobilität. Nach der Corona-Pandemie und der Lieferkrise vor allem bei Computerchips kam die Konjunkturflaute, die noch nicht zu Ende ist.
Vereinfacht gesagt, sitzen die großen Autohersteller dabei am längeren Hebel und können Probleme wie Preisdruck und Nachfrageschwäche zu einem Teil auf die Zulieferer abwälzen.
Die wiederum können das nicht einfach an ihre Lieferanten weitergeben, weil Lieferengpässe und höhere Produktionskosten etwa durch gestiegene Energiepreise neue Tatsachen geschaffen haben.
Werke von Volkswagen, Ford und Mercedes nicht ausgelastet
Im Ergebnis sind viele Werke in Deutschland nicht ausgelastet und auf absehbare Zeit zu groß. Beim Volkswagen-Konzern und bei Ford ist das am deutlichsten geworden, aber auch bei Mercedes und Porsche. BMW steht dagegen vergleichsweise gut da.
Deren Zulieferer reagieren auf die Nachfrageschwäche: Continental, Bosch und auch ZF versuchen jetzt, überflüssige Fehlentwicklungen zu vermeiden und streichen ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilungen zusammen.
In Zukunft weniger Forschung, aber dafür zielgerichteter
Diese Kürzungen werden vor allem in den Bereichen Software und autonomes Fahren, aber auch in der E-Mobilität vorgenommen. So wird zum Beispiel weniger in die Batterietechnik investiert, weil es nicht mehr die Hoffnung gibt, in Europa eine eigenständige Batterieproduktion (ganz ohne China) aufzubauen.
Immerhin verspricht Automotive-Chef Philipp von Hirschheydt, dass Continental auch künftig substanziell in zukunftsweisende Technologien investieren werde. Der Anteil von Forschung und Entwicklung werde aber weniger als 10 Prozent vom Umsatz betragen und nicht mehr 12–13 Prozent.
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