Der Zulieferer Continental will bis Ende 2026 in seiner Automotive-Sparte weltweit weitere 3.000 Stellen streichen. Das erklärte das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Knapp die Hälfte davon entfalle auf Deutschland, vor allem auf Hessen und Bayern, teilte das Unternehmen mit. Konkret geht es demnach bundesweit um 1.450 Stellen. Der Standort Nürnberg soll ganz schließen.
Gut 140 Stellen in Nürnberg betroffen
In Nürnberg sind bei Continentals Tochtergesellschaft Continental Engineering Services (CES) gut 140 Beschäftigte betroffen. CES entwickelt für die Automobilindustrie Programme zum Bespiel für die Steuerung von Airbags. Wie schnell das Werk geschlossen werden soll und wie der Abbau ablaufen soll, steht aber noch nicht fest, sagt Pressesprecher Sebastian Fillenberg. Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern würden jetzt erst starten.
Auch Werk in Erlangen könnte betroffen sein
Betroffen von den Stellenstreichungen und Standortschließungen von Continental könnte auch der Standort Erlangen von Continental Elektrobit sein. Wie viele Stellen dort wegfallen, konnte eine Unternehmenssprecherin nicht sagen. Insgesamt beschäftigt Continental Elektrobit in Deutschland 330 Mitarbeiter, weltweit sind es 480. Continental Elektrobit ist eine hundertprozentige Tochter des Automobilzulieferers und entwickelt Software.
Bayernweit gehe es laut Fillenberg um insgesamt 400 Stellen. Den Angaben zufolge sind auch Ingolstadt und Regensburg betroffen sowie weitere Mitarbeiter der Tochtergesellschaften Elektrobit und Contitental Engineering Services. Hessen ist ebenfalls betroffen: In Frankfurt am Main und Babenhausen geht es um jeweils etwa 220 Stellen, auch in Schwalbach sollen Stellen wegfallen.
Zu dem heute angekündigten Stellenabbau bei Continental meinte Horst Ott, der Bezirksleiter IG Metall Bayern, es sei fatal, dass Continental mitten im Umbau der Autoindustrie seinen Bereich Forschung und Entwicklung weiter zusammenstreiche. "Damit raubt sich der Konzern seine eigenen Zukunftsfähigkeit und schürt weiter Verunsicherung bei den Beschäftigten. Diese Konzeptlosigkeit von Continental ist alarmierend", so Ott in einem Statement.
Sozialverantwortliche Lösungen
Ein großer Teil soll laut dem Unternehmen sozialverantwortlich abgebaut werden. Zum Beispiel, indem Mitarbeiter in Rente gehen und die Stellen nicht nachbesetzt werden. Zudem wolle man mit den "üblichen Methoden" wie Freiwilligenprogrammen oder Frührente arbeiten, erklärt Fillenberg. Für weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wolle man "individuelle Lösungen" finden. So wolle man die Kräfte umschulen oder bei Unternehmen in der räumlichen Umgebung unterbringen. Wie viele Mitarbeiter letzten Endes doch eine Kündigung erhalten, lasse sich aktuell noch nicht sagen.
Betriebsrat skeptisch, ob Sozialverträglichkeit noch möglich ist
Inwieweit der Abbau an den stark betroffenen Standorten noch sozialverträglich sein könne, ist für den stellvertretenden Continental-Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Joachim Dratwa aus Regensburg "zumindest fraglich". Große Potenziale an Altersteilzeit seien bereits ausgeschöpft. "In einem schwieriger werdenden Arbeitsmarkt sind auch Freiwilligenprogramme gegebenenfalls nicht mehr so attraktiv wie vor einem Jahr", warnte Dratwa. "Klar ist: Gerade wegen dieser schwierigen Rahmenbedingungen werden wir mit aller Macht gegen betriebsbedingte Kündigungen kämpfen!"
Unternehmen will Fokus auf Zukunftstechnologien richten
Als Grund für die Schließungen schreibt Continental, man wolle sich auf Zukunftstechnologien fokussieren, sich globaler aufstellen und Prozesse verschlanken. Letzteres sei eine Reaktion auf ein "herausforderndes Marktumfeld". Das Unternehmen hatte bereits vor einem Jahr angekündigt, in seiner Autozuliefersparte weltweit mehr als 7.000 Arbeitsplätze zu streichen. Damit sollen ab diesem Jahr jährlich rund 400 Millionen Euro eingespart werden. Die europäische Automobilindustrie hat mit der wachsenden Konkurrenz aus China und der Umstellung auf Elektromobilität zu kämpfen.
Der Artikel wurde mit neuen Informationen aktualisiert.
Mit Informationen von AFP
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